Der Ausdruck 'Medienbildung' fungiert seit einigen Jahren – ähnlich wie zuvor 'Medienkompetenz' – als Drehtürbegriff, der in wissenschaftlichen, politischen, technologischen sowie alltagsweltlichen Zusam- menhängen verwendet wird. Dabei treffen unterschiedliche Fachdiskurse, theoretische und methodi- sche Herangehensweisen, Praxisanliegen und kontroverse Fragen und Interessen aufeinander. Die For- schungslage in den Bildungs-, Kommunikations- und Medienwissenschaften zu Medienerziehung, Medi- enkompetenz und Medienbildung muss als disparat bezeichnet werden. Dies betrifft ebenfalls regionale, nationale und transnationale Situationseinschätzungen, Auffassungen von Bedarfslagen, Aufgabenbe- reichen und Zuständigkeiten sowie Kritikverständnisse, Interventionsmöglichkeiten und Ideen zur Trans- formation von Lernkulturen. Die Tagung setzt sich zum Ziel in dieser interdisziplinären und internationa- len Gemengelage Synergien zu eruieren.
Ist es zwar weithin Minimalkonsens, dass Medienkompetenzvermittlung und darüber hinausgehende Medienbildung der mündigen und kritischen Nutzung medialer Angebote dient, so stellt sich doch die Frage, mit welcher Intention und in welcher institutionellen Rahmung Medienbildungsbemühungen unterschiedlicher Couleur und theoretischer Begründung vorangetrieben werden sollen. Sowohl bei disziplinären als auch bei multi- und interdisziplinären Zugängen, welche mit dem Begriff 'Medienbil- dung' verknüpft sind, stellt sich die Frage: Welche Zielvorstellungen generiert Medienbildung hier? Wozu wird diese betrieben?
Inwiefern richten wir unsere Aktivitäten in der Medienbildung weiterhin an Bildungsidealen von Kritik und subversivem Denken aus? Inwieweit ist es ein Kennzeichen der Medienbildung, dass sie sich in ihrer kulturellen Dimension als Antipode zum Primat der Ökonomisierung versteht? In welchen Hinsichten ist das Eigenwillige und Unbequeme denn überhaupt noch in pädagogischen Institutionen und Handlungs- feldern denk-, vermittel- oder lebbar?
Die Tagung fragt weiter nach aktuellen Überlegungen, wenn es um die Nutzung medienkultureller Codes, um Medienökologien, Hacking und Remix in der Bildung geht. Inwiefern kann gerade die Medienbildung neue Kulturtechniken als veränderndes Moment in die theoretische Konzeption von Bildungsprozessen einbringen? Was bedeuten ökonomisch oder bürokratisch motivierte Technisierungsprozesse für die Medienbildung? Welche konkreten Didaktiken und Vermittlungsideen in pädagogischen Handlungsfeldern der Schul- und Erwachsenenbildung zeichnen sich als zukunftsweisend ab?
Wann?
Universität Innsbruck, Institut für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschugn
Wo?
27.-28. Februar 2015