Verstand vs. Versuchung: Wie kognitive Verzerrungen unseren Essgewohnheiten im Weg stehen

Fastfood – der Verführer, der uns von unseren gesunden Vorsätzen ablenkt und uns in die trügerische Komfortzone von Geschmack und Bequemlichkeit zieht. Übermäßiger Konsum kann jedoch ein Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch erzeugen, welches das Entstehen von Adipositas begünstigt (Goebel & Schultz, 2006).

Sommersemester 2023: Vanessa Ferdynus, Christoph Mengin, Pablo Truffat, Jonas Verra

 

Adipositas kennzeichnet eine über das normale Maß hinausgehende übermäßige Ansammlung von Körperfett, die nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit darstellt, sondern auch mit einem erhöhten Risiko für sekundäre Erkrankungen einhergeht (Hauner et al., 2013). Zu den bekanntesten dieser zählen Diabetes und kardiovaskuläre Erkrankungen (Moosburger et al., 2020). Schon in jungen Jahren manifestiert sich das Problem des Übergewichts auf alarmierende Weise: In Deutschland sind bis zu 20 % aller Schulkinder und Jugendlichen betroffen, (Dämon & Widhalm, 2005) während in England sogar 23,4 % 10–11-jährigen Kinder adipös und 14,3 % übergewichtig sind (Baker, 2023).

Doch warum erliegen wir immer wieder diesen Versuchungen, obwohl wir ihre Folgen durchaus kennen? Eine mögliche Antwort findet sich in der Verhaltensökonomie und den kognitiven Verzerrungen, die unsere Ernährungsentscheidungen beeinflussen. Wie Ariely (2008) bemerkte, verhalten sich Menschen oftmals irrational und treffen Entscheidungen, die in Widerspruch zu ihrem besten Interesse stehen.

Die Fastfood-Falle - Wenn der Present Bias zuschlägt
Im Kontext der Ernährung manifestiert sich eine weit verbreitete kognitive Verzerrung, das als sogenannte „Fastfood-Falle“ bezeichnet werden kann. Im Kern dieser Falle steht der „Present Bias“, eine Verzerrung, die dazu verleitet, gegenwärtige, unmittelbare Belohnungen höher einzuschätzen als zukünftige Vorteile (Benhabib et al., 2010).
Mischel (2015) untermauert diese Problematik in seinen Arbeiten zur Selbstkontrolle und der Tendenz, kurzfristig orientierte Entscheidungen zu treffen. Sein berühmtes „Marshmallow-Experiment“ verdeutlicht, wie schwer es uns fällt, einer unmittelbaren, wenn auch geringeren Belohnung zugunsten einer später eintretenden, aber größeren zu verzichten (Mischel, 2015).

Im Kontext: Der sofortige Genuss einer Pizza überschattet den langfristigen gesundheitlichen Nutzen einer ausgewogenen Ernährung in der konkreten Entscheidungssituation – zumindest in diesem Augenblick.

Die Macht der Umgebung – Wenn das Auge mitisst
Auch die "Macht der Umgebung" hat einen tiefgreifenden Einfluss auf unsere Essgewohnheiten. Wansink und Sobal (2007) stellten fest, dass die Verfügbarkeit und Sichtbarkeit von Nahrungsmittel in unserer unmittelbaren Umgebung maßgebliche Auswirkungen darauf haben, was und wie viel wir konsumieren. Bemerkenswert ist, dass wir uns nur einem Bruchteil der Entscheidungen bewusst sind, die wir bezüglich unserer Ernährung treffen. In der Studie trafen die Probanden im Durchschnitt etwa 220 lebensmittelbezogene Entscheidungen am Tag, eine bemerkenswerte Anzahl, die weit über ihrer ursprünglichen Schätzung von lediglich 15 Entscheidungen pro Tag lag. Sowohl umgebungsbezogene Faktoren, die nicht direkt mit den Lebensmitteln selbst zusammenhängen - etwa Atmosphäre, Beschaffungsaufwand, soziale Interaktionen oder die Tageszeit -, als auch spezifische Aspekte der Lebensmittelumgebung, wie Portionsgrößen oder die Präsentation der Lebensmittel, spielen eine zentrale Rolle in unserem Entscheidungsprozess. (Wansink & Sobal, 2007)

Angesichts dieser Beobachtungen ist es kaum überraschend, dass wir uns oft für die „unvernünftige“ Option entscheiden, wenn Fastfood-Restaurants an jeder Ecke locken und einen Überfluss an verführerische Optionen bieten.
Und jetzt…? Chance auf Veränderung
Obwohl wir täglich zahlreichen kognitiven Verzerrungen und externen Einflussfaktoren, ausgesetzt sind, sollten wir diese Erkenntnis keinesfalls als Rechtfertigung oder Resignation betrachten. Die bewusste Wahrnehmung dieser Umstände kann die Chance bieten, unsere Ernährungsentscheidungen zu verbessern und gezielt Strategien zu entwickeln, um den Einfluss dieser Faktoren auf unser Essverhalten zu minimieren.

Und jetzt…? Chance auf Veränderung
Obwohl wir täglich zahlreichen kognitiven Verzerrungen und externen Einflussfaktoren, ausgesetzt sind, sollten wir diese Erkenntnis keinesfalls als Rechtfertigung oder Resignation betrachten. Die bewusste Wahrnehmung dieser Umstände kann die Chance bieten, unsere Ernährungsentscheidungen zu verbessern und gezielt Strategien zu entwickeln, um den Einfluss dieser Faktoren auf unser Essverhalten zu minimieren.

Bloßes Wissen allein erweist sich jedoch als unzureichend, um das Essverhalten effektiv zu verändern. Die Selbstzubereitung von Mahlzeiten kann das Gefühlt der Kontrolle über Zutaten, Zubereitungsart und Portionsgröße vermitteln. (Condrasky & Helger, 2010).

Auch das Vorausplanen von Mahlzeiten kann dazu beitragen, mehr Kontrolle zu gewährleisten, was wiederum mit Wohlbefinden und Lebenszufriedenheit zusammenhängt (Osdoba et al., 2015).
Nudging kann ebenfalls dazu dienen, unsere Entscheidungen sanft in eine bestimmte Richtung zu lenken. Durch subtile Modifikationen in unserer Umgebung und Präsentation von Lebensmitteln können wir zu gesünderen Entscheidungen angeregt werden. (Tahler & Sunstein, 2008).
Eine Studie legt nahe, dass Mikroumgebungen, die den Konsum gesunder Lebensmittel fördern, diese attraktiver erscheinen lassen und die Entscheidung für gesündere Alternativen erleichtern. Um jedoch solche Umgebungen entsprechend umzugestalten und gesundheitsfördernden Umgebungen zu schaffen, bedarf es zusätzlichem Engagement von Politik, öffentlichen Institutionen und privaten Organisationen. (Bauer et al. 2022)

Abschließende Worte
Mit diesem erweiterten Verständnis können wir unsere Essgewohnheiten bewusst hinterfragen und reflektieren und das erlangte Bewusstsein gezielt für positive Veränderungen in deinem Leben einsetzen. Wie Goethe (1829) es treffend formulierte: „Es ist nicht genug, zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muss auch tun.“ Vielleicht ist es an der Zeit, uns diese Worte zu Herzen zu nehmen und den ersten Schritt in die Richtung einer bewussten und gesundheitsorientierten Ernährungsweise zu unternehmen.

 

Literaturverzeichnis
Ariely, D. (2008). Predictably irrational. HarperCollins.

Baker, C. (2023, Januar). Obesity statistics. House of Commons Library. Abgerufen am 10. Mai 2023, von https://researchbriefings.files.parliament.uk/documents/SN03336/SN03336.pdf

Bauer, J., Nielsen, K. F., Hofmann, W. & Reisch, L. A. (2022). Healthy eating in the wild: An experience-sampling study of how food environments and situational factors shape out-of-home dietary success. Social Science & Medicine, 299. https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2022.114869

Benhabib, J., Bisin, A. & Schotter, A. (2010). Present-bias, quasi-hyperbolic discounting, and fixed costs. Games and Economic Behavior, 69(2), 205–223. https://doi.org/10.1016/j.geb.2009.11.003

Condrasky, M. D. & Hegler, M. (2010). How Culinary Nutrition Can Save the Health of a Nation. Journal of Extension, 48(2), 2COM1. https://archives.joe.org/joe/2010april/pdf/JOE_v48_2comm1.pdf

Dämon, S. & Widhalm, K. (2005). Fast Food, Snacks und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen. Journal für Ernährungsmedizin, 7 (1), 6–9. https://www.kup.at/kup/pdf/5108.pdf

Goebel, R. & Schulz, M. (2006). Definition von Übergewicht und Adipositas: Bewertungskriterien im Wandel der Zeit. Pharmazie in unserer Zeit. https://doi.org/10.1002/pauz.200600192

Goethe, J. W. (1829). Maximen und Reflexionen. In M. Hecker (Hrsg.), Aphorismen und Aufzeichnungen. Nach den Handschriften des Goethe- und Schiller-Archivs. (Originalwerk veröffentlicht in "Wilhelm Meisters Wanderjahre“ Buch 3, Aus Makariens Archiv).

Hauner, H., Bosy-Westphal, A. & Müller, M. J. (2013). Definition – Klassifikation – Untersuchungsmethoden. In: Wirth, A., Hauner, H. (eds) Adipositas (S. 1–23). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-22855-1_1

Mischel, W. (2015). Der Marshmallow-Test - Willensstärke, Belohnungsaufschub und die Entwicklung der Persönlichkeit (1. Aufl.). Siedler Verlag.

Moosburger, R., Barbosa, C. L., Haftenberger, M., Brettschneider, A., Lehmann, F., Kroke, A. & Mensink, G. B. M. (2020). Fast Food-Konsum bei 12- bis 17-Jährigen in Deutschland – Ergebnisse aus EsKiMo II. Journal of Health Monitoring, 5(1), 3–19. https://doi.org/10.25646/6394

Osdoba, K. E., Vickers, Z. M. & Redden, J. P. (2015). Using food to reduce stress: Effects of choosing meal components and preparing a meal. Food Quality and Preference, 39, 241–250. https://doi.org/10.1016/j.foodqual.2014.08.001

Thaler, R. H. & Sunstein, C. R. (2008). Nudge: Improving Decisions about Health, Wealth, and Happiness. Yale University Press.

Wansink, B. & Sobal, J. (2007). Mindless Eating: The 200 Daily Food Decisions We Overlook. Environment and Behavior, 39(1), 106–123. https://doi.org/10.1177/0013916506295573

ChatGPT Disclaimer:
In dieser Arbeit wurde der KI-gestützte Textgenerator ChatGPT als rhetorisches Werkzeug ver-wendet, um den Schreibprozess zu unterstützen. Obwohl ChatGPT zur Formulierung von Text- passagen beigetragen hat, ist der gesamte intellektuelle Inhalt dieser Arbeit ausschließlich auf die Verfassser:innen zurückzuführen.

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