Sommersemester 2023: Vanessa Ferdynus, Christoph Mengin, Pablo Truffat, Jonas Verra
MOTIVATION
Der Mobilitätssektor trägt maßgeblich zur CO2-Belastung der Erdatmosphäre bei, weshalb die Reduzierung dieser Emissionen auch signifikant für die Erreichung der Klimaschutzziele ist. Experten sind sich einig, dass die Ziele für diesen Sektor, durch den Wechsel zu klimafreundlichen Verkehrsmitteln und letztendlich klimaneutralen Antrieben und Kraftstoffen möglich ist (Mardorf, 2022). Der Wechsel von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, zu Fahrzeugen mit effizienteren Antriebsarten, wie beispielsweise Elektromotoren, kann eine Reduktion von über einer Tonne CO2 pro Person im Jahr verursachen (Heymann et al., 2021).
Mit dieser Motivation wurden in Deutschland Regulierungen getroffen, um sowohl Angebot als auch die Nachfrage von Elektroautos zu fördern. Der Marktanteil von Elektroautos wird hierbei gemäß Heymann et al. (2021) maßgeblich von folgenden zwei Faktoren vorangetrieben: Zum einen spielen strenge CO2-Grenzwerte für Pkw in der EU – insbesondere in Verbindung mit der regulatorischen Einstufung der Elektroautos als Fahrzeuge ohne Emissionen – eine entscheidende Rolle. Diese Kombination wirkt sich positiv auf das Angebot aus. Zum anderen sind staatliche Förderungen für den Kauf von Elektroautos ein weiterer wichtiger Faktor. Es gibt nach wie vor keinen relevanten Automarkt, auf dem Elektroautos ohne Subventionsregime hohe Marktanteile erzielen. Diese Initiative hat unter anderem dazu geführt, dass im ersten Halbjahr 2021 bereits über 22% der Pkw-Neuzulassungen batterieelektrische Autos sowie Plug-in-Hybride waren.
DISKUSSION
Es gibt jedoch nicht nur Befürworter der genannten Änderungen. Gegenargumente kritisieren vor allem die Effizienzverluste und die Hemmung der Forschung/Innovation von alternativen klimafreundlichen Antriebssystemen. Oft angeführte Kritikpunkte beruhen darauf, dass Subventionen der öffentlichen Hand private Innovationsausgaben durch den sogenannten Crowding-Out-Effekt verdrängen – hierbei wird sich darauf bezogen, dass Deutschlands starker Fokus auf E-Mobilität die private Forschung zu anderen, potenziell effizienteren Antriebsformen verdrängen könnte. In der empirischen wirtschaftswissenschaftlichen Literatur gibt es nach wie vor keine einheitliche Unterstützung für die Hypothese einer substitutiven Beziehung zwischen öffentlicher Förderung und privaten Investitionen in der Innovationsforschung (Czarnitzki & Fier, 2002). Dennoch deuten Czarnitzki & Fier (2002) mittels ihrer eigenen empirischen Studie deutscher Unternehmen auf eindeutige Hinweise, dass die Hypothese vollständiger Verdrängungseffekte (Crowding Out) zwischen öffentlichen und privaten Mitteln in Bezug auf Innovationsinvestitionen abgelehnt werden kann. Andererseits zeigt Marin (2014) anhand einer Analyse italienischer Unternehmen, dass die Innovationsanstrengungen umweltverschmutzender Unternehmen in erheblichem Maße auf Umweltinnovationen ausgerichtet sind und dass Umweltinnovationen dazu neigen, andere, potentiell profitablere Innovationen zu verdrängen. Hierbei wird die Analogie gezogen, dass der starke Fokus auf E-Mobilität zukünftig potentiell effizientere Antriebssysteme verdrängen könnte. Parry und Pizer (2007) argumentieren zudem, dass Technologiestandards - zu welchen die starke Förderung von Elektromobilität unter andrem auch gezählt werden kann - Anreize setzen, die Innovationen einem gezielten Technologiefeld fördern, in anderen Technologiefeldern (wie Beispielsweise Wasserstoff) jedoch verdrängen.
CONCLUSIO
Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Literatur nicht einig ist. Jedoch auch wenn man die Annahme trifft, dass die Subvention und vorteilhafte Regulierungen für Elektromobilität, die Forschung und Innovation anderer Antriebssysteme verdrängen, könnte das Unterlassen von akutem Eingreifen zukünftig deutlich schlimmere Folgen mit sich bringen. Selbst wenn Elektromobilität nicht die effizienteste Lösung darstellt, wird die Forschung in diesem Bereich deutlich durch die genannten Anreize vertieft und durch den technischen Fortschritt die CO2-Emissionen – welche von der Herstellung der Elektromotoren und der benötigten Energie – verringert (Heymann et al., 2021). Es ist notwendig, dass die Emissionen umgehend reduziert werden, um Klimakatastrophen und eine unaufhaltbare Erderwärmung vorzubeugen. Die Dringlichkeit wird klar, wenn man die aktuelle CO2 Konzentration in der Atmosphäre betrachtet, da diese aktuell um ein Drittel höher ist, als das Allzeithoch von 300 ppm (parts per million) vor rund 340.000 Jahren und sich die Klimaerwärmung deutlich beschleunigt.
LITERATUR
Czarnitzki, D., & Fier, A. (2002). Do innovation subsidies crowd out private investment? Evidence from the German service sector (No. 02-04). ZEW Discussion Papers.
Marin, G. (2014). Do eco-innovations harm productivity growth through crowding out? Results of an extended CDM model for Italy. Research Policy, 43(2), 301-317.
Mardorf, I. L. (2022). CO2-Reduktion durch alternative Antriebe in der Logistik. In Nachhaltige Antriebskonzepte im Straßengüterverkehr-Entwicklung und Perspektiven: Tagungsband zum 3. Osnabrücker Logistik Forum. BoD–Books on Demand.
Heymann, E., Knuth, K., Schneider, S., & AG, D. B. (2021). Vorfahrt der E-Mobilität vom Staat teuer erkauft.
Parry, I. W., & Pizer, W. A. (2007). Combating global warming. Regulation, 30, 18.