Sommersemester 2023: Caroline Hechenbichler, Marius Jäger
Diese Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit über den Klimawandel wirft eine wichtige Frage auf: Warum fällt es uns so schwer, angemessen auf die Klimakrise zu reagieren? Diese Analyse untersucht die psychologischen Aspekte der kognitiven Dissonanzen und Resonanzen im Hinblick auf die Klimakrise und ihre Auswirkungen auf unser Verhalten. (Vermaßen, 2023, S. 5)
Forschungsfrage: Welche Rolle spielen kognitive Dissonanzen und Resonanzen bei der Klimakrise und wie beeinflussen sie unser Handeln?
Die Theorie der kognitiven Dissonanz besagt, dass Menschen ein inneres Unbehagen empfinden, wenn sie widersprüchliche oder inkongruente Informationen verarbeiten. Wenn man beispielsweise überzeugt ist, dass der Klimawandel eine ernsthafte Bedrohung darstellt, aber gleichzeitig einen umweltschädlichen Lebensstil führt, entsteht eine kognitive Dissonanz. (Festinger, 1957) Um dieses Unbehagen zu reduzieren, haben Menschen verschiedene Mechanismen entwickelt, wie die Verleugnung des Problems, das Ignorieren von Informationen oder die Suche nach Rechtfertigungen für ihr eigenes Verhalten. (Fischer et al., 2013, S. 19 ff.)
Die kognitive Resonanz hingegen bezieht sich auf das Bestreben, konsistent zu sein und einen Einklang zwischen unseren Überzeugungen und unserem Verhalten herzustellen. Wenn wir also eine positive Einstellung zum Klimawandel haben, sind wir eher bereit, unser Verhalten anzupassen, um im Einklang mit dieser Überzeugung zu handeln. Studien zeigen, dass kognitive Resonanz ein wichtiger Faktor bei der Förderung umweltfreundlicher Verhaltensänderungen ist. (Smirnova et al., 2018, S.12 ff.)
Es gibt jedoch mehrere Faktoren, die die Entwicklung von kognitiven Resonanzen beeinflussen können. Zum einen spielen individuelle Unterschiede eine Rolle. Menschen mit einer stärkeren Identifikation mit Umweltwerten oder einem ausgeprägten ökologischen Bewusstsein sind möglicherweise empfänglicher für kognitive Resonanzen im Hinblick auf die Klimakrise. Zum anderen können auch soziale und kulturelle Einflüsse eine Rolle spielen. Wenn Menschen in einem sozialen Umfeld leben, das umweltbewusstes Verhalten fördert und Klimaschutz als gemeinsames Ziel verfolgt, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass kognitive Resonanzen entstehen. Zudem können auch externe Faktoren wie politische Rahmenbedingungen, Medienberichterstattung und Bildungseinrichtungen eine Rolle spielen, indem sie Informationen und Diskurse zum Klimaschutz fördern, die kognitive Resonanzen hinsichtlich umweltfreundlichem Verhalten verstärken können. (Smirnova et al., 2018, S.14 ff.)
Auch zu beachten ist, dass in einigen Fällen Menschen versuchen, ihre kognitive Dissonanz zu reduzieren, indem sie ihre Überzeugungen an ihr Handeln anpassen, anstatt ihr Handeln an ihre Überzeugungen anzupassen. Dies kann dazu führen, dass Menschen den Klimawandel leugnen oder die Dringlichkeit von Maßnahmen herunterspielen, um ihr eigenes Verhalten zu rechtfertigen. Ein konkretes Beispiel wären Menschen, die ein elektrisches Auto kaufen, um umweltfreundlicher zu agieren, aber trotzdem mit dem Flugzeug in den Urlaub fliegen. (Fischer et al., 2013, S. 15 ff.)
Um kognitive Resonanzen im Hinblick auf die Klimakrise zu adressieren, ist es wichtig, verschiedene Ansätze zu verfolgen. Erstens sollten umweltbewusste Werte und ökologisches Bewusstsein gefördert werden, um die Wahrscheinlichkeit von kognitiver Resonanz zu erhöhen. Dies kann durch Bildungsprogramme, die Sensibilisierung für die Auswirkungen des Klimawandels und die Förderung nachhaltiger Verhaltensweisen erfolgen. (Smirnova et al., 2018, S.15 ff.)
Zweitens ist es entscheidend, politische und soziale Rahmenbedingungen zu schaffen, die konsistentes Handeln unterstützen. Dies umfasst die Implementierung umweltfreundlicher Gesetze und Regulierungen, die Förderung erneuerbarer Energien und die Schaffung von Anreizen für nachhaltiges Verhalten. Durch die Schaffung eines Umfelds, das konsistentes Handeln belohnt und nachhaltige Optionen erleichtert, kann die Wahrscheinlichkeit von kognitiver Resonanz erhöht werden. (Smirnova et al., 2018, S.14 ff.)
Abschließend kann gesagt werden, dass die Analyse der psychologischen Aspekte der kognitiven Resonanzen im Hinblick auf die Klimakrise ein wichtiges Werkzeug ist, um unser Verständnis für die Diskrepanz zwischen Wissen und Handeln zu verringern. Indem wir die Mechanismen der kognitiven Resonanz besser verstehen, können wir gezieltere Ansätze entwickeln, um Verhaltensänderungen im Sinne des Klimaschutzes zu fördern. Es liegt an uns allen - Individuen, Regierungen, Gemeinschaften und Unternehmen - gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimakrise anzugehen und eine nachhaltige Zukunft für kommende Generationen zu sichern.
Referenzen:
Festinger, L. (1957). A theory of cognitive dissonance. Stanford University Press.
Fischer, P., Asal, K., & Krueger, J. (2013). Perfekte Klausurvorbereitung! | Lehrbuch Psychologie. Abgerufen am 16. Mai 2023, von
https://lehrbuchpsychologie.springer.com/sites/default/files/atoms/files/fischer_a1_978-3-642-30271- 8_leseprobe.pdf
Vermaßen, H. Die Resonanzfähigkeit des Wirtschaftssystems für die deutsche Energiewende: Strukturelle Voraussetzungen, Formen und Folgen gesellschaftlicher Koordinationsprozesse, Bielefeld: transcript Verlag, 2023.
Smirnova, E., von Elverfeldt, K., & Egner, H. (2018). Klagenfurter Geographische Schriften, Heft 30 (2018) 10-17. Abgerufen am 16. Mai 2023, von https://www.aau.at/wp-content/uploads/2021/03/3_KGS30_Smirnova.pdf