Ethischer Konsum - Ein Paradigmenwechsel für soziale Gerechtigkeit und ökologische Nachhaltigkeit?

Konsum ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Gesellschaft und spielt eine entscheidende Rolle in wirtschaftlichen, sozialen und persönlichen Belangen. Dieser Blogbeitrag widmet sich daher der Frage, inwiefern ethischer Konsum einen Paradigmenwechsel hin zu sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit fördern kann?

Wintersemester 2023/24: Bennet Reichhard

 

Gerade im 21. Jahrhundert, einer Zeit, in unter anderem die westliche Welt ihr Wohlstand
durch Konsum definierte wurden Konzepte wie Fast Fassion, Einmalprodukte oder
Wegwerfkultur immer populärer und prägten das Konsumverhalten und die Marktwirtschaft
maßgeblich (Higgs, n.d.).
In den letzten drei Jahrzehnten (1995-2018) wurde jedoch, gerade in einkommensschwachen
Ländern, ein Rückgang des Waldreichtums pro Kopf um 8% und ein Kollaps der globalen
Meeresfischbestände um 83% verzeichnet (World Bank, 2021). Dazu kommt, dass vor allem in
den produzierenden Entwicklungsländern die Arbeitsbedingungen oft schlecht sind. Unfaire
Löhne, unsichere Arbeitsplätze und die Nichteinhaltung von Grundrechten sind hier keine
Seltenheit. Diese Problematik spiegelt sich in zahlreichen Industriezweigen wider, wobei die
Mitarbeiter häufig unter Bedingungen arbeiten, die nicht mit westlichen Standards für
Arbeitsschutz und Menschenrechten vereinbar sind.

Ethischer Konsums bezieht sich dabei primär auf Konsumentscheidungen die zunehmend
soziale Aspekte und ökologische Nachhaltigkeit betrachten. Traditionelle Kaufkriterien wie
Geschmack, Preis oder Aussehen treten eher in den Hintergrund, während moralische
Überlegungen, wie politische Korrektheit oder Produktionsbedingungen, an Bedeutung
gewinnen (Statista, 2022).
Trotz des gestiegenen Bewusstseins und der Zunahme von Konsumenten, die auf soziale und
ökologische Aspekte achten, befinden sich Fairtrade-Produkte und Bio-Qualitätswaren immer
noch in einer Nische im Vergleich zu den gesamten Konsumausgaben im deutschen
Einzelhandel (Statista, 2022). Die Konsumausgaben für alltägliche Waren und den
Lebensunterhalt sind in Deutschland zwischen gerade in den letzten Jahren (2018-2022) zwar
gestiegen, aber die anteiligen Ausgaben für typische Produkte des ethischen Konsums, wie
Lebensmittel und Bekleidung, sind im gleichen Zeitraum gesunken (Statista, 2022). Dabei
bieten die Existenz diverser Siegel den Konsument*Innen eine Orientierungshilfe. Diese Siegel
sollen definierte ethische Mindeststandards garantieren und erleichtern so ethische
Kaufentscheidungen. Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass, obwohl das Interesse und das
Bewusstsein für ethischen Konsum wächst, es immer noch Herausforderungen gibt, diese Art
des Konsums in den Mainstream zu integrieren.

Die Herausforderungen, die mit der Integration ethischen Konsums in die breite Gesellschaft
verbunden sind, sind vielschichtig und erfordern eine umfassende Herangehensweise. Eine
dieser Herausforderungen wird sein, die Bildung und Aufklärung der Verbraucher*Innen zu
verbessern. Um das Bewusstsein und Verständnis für ethische Produkte und Siegel zu schaffen,
könnten gezielte Bildungs- und Informationskampagnen hilfreich sein. Diese sollten darauf
abzielen, die Bedeutung ethischer Konsumentscheidungen zu vermigeln und die Unterschiede
sowie die Bedeutung verschiedener Siegel und Zertifizierungen klarzustellen (Frick et al.,
2019).

Ein weiterer zentraler Aspekt ist die Verbesserung der Verfügbarkeit und Zugänglichkeit
ethischer Produkte. Dies könnte durch die Förderung von Partnerschaften zwischen ethischen
Produzenten und großen Einzelhändlern oder online Vertriebskanälen bewältigt werden (Frick
et al., 2019). Durch eine höhere Skalierbarkeit könnten diese ihre Kosten senken und die
Preissenkungen an die Verbraucher*Innen weitergeben, um auch wirtschaftlich schwächere
Gruppen zu inkludieren.

Abschließend möchte ich herausheben, dass ethischer Konsum das Potenzial hat, einen
Paradigmenwechsel hin zu mehr sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit zu
bewirken. Dieser Wandel erfordert jedoch das Engagement vieler Beteiligten, von
Verbrauchern, Produzenten, Einzelhändlern bis hin zu Regierungen und NGOs. Nur durch
gemeinsame Anstrengungen kann sichergestellt werden, dass ethischer Konsum über eine
Nischenexistenz hinauswächst und zu einem festen Bestandteil unseres täglichen Lebens wird.
Wir sind es dem Planeten und unseren Mitmenschen hinsichtlich sozialer Gerechtigkeit
schuldig.

 

Referenzen:
The MIT Press Reader. (n.d.). A Brief History of Consumer Culture. Abgerufen von
https://thereader.mitpress.mit.edu/a-brief-history-of-consumer-culture/
Abgerufen am 30.11.2023

World Bank. (2021). The changing wealth of naJons 2021: managing assets for the future. The
World Bank.

Scherrer, C., Langhammer, R. J., Maghes, J., Pies, I., Seele, P., & Knebel, S. (2013). Inhumane
Arbeitsbedingungen auf dem globalen Markt: Wer kann, wer soll
handeln? WirtschaAsdienst, 93(4), 215-232.

Statista. (2022). Ethischer Konsum: Statista DossierPlus zum ökologischen und sozialen
Konsumverhalten.

Frick, V., Gossen, M., Lautermann, C., Muster, V., Kegner, S., Thorun, C., & Santarius, T. (2019).
Digitalisierung von Märkten und Lebensstilen: Neue Herausforderungen für nachhaltigen
Konsum. Stand der Forschung und Handlungsempfehlungen Zwischenbericht.

Weiterführende Literatur und Grafiken:
Global Carbon Budget (2023); Population based on various sources (2023) – with major
processing by Our World in Data
https://ourworldindata.org/grapher/consumption-co2-per-capita
Abgerufen am 30.11.2023

Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse - AWA 2023
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/171244/umfrage/persoenlich-zutreffendeeigenschaften-
konsumverhalten/
Abgerufen am 30.11.2023

Al-Nuaimi, S. R., & Al-Ghamdi, S. G. (2022). Sustainable consumpJon and education for
sustainability in higher education. Sustainability, 14(12), 7255.

Kommentar: Der Blockbeitrag wurde eigenständig verfasst, jedoch wurde zur Überprüfung des
Satzbaus, Grammatik und der Rechtschreibung ChatGPT genutzt.

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