Die (digitale) Transformation des Einzelhandels

Wie kann der Handel am Leben bleiben?

Sommersemester 2023: Nora Adami, Philipp Kofler, Melanie Heilinger, Lukas Hagleitner und Muhammet Kocak

 

Die anhaltende Digitalisierung stellt den stationären Einzelhandel auf die Probe. Nicht nur der Onlinehandel an sich, sondern auch veränderte Kundenbedürfnisse, sowie uneingeschränkter Informationszugang erschweren die Situation für die gesamte Branche. (vgl. Heinemann, Gehrckens, & Täuber, 2019) Auch andere Branchen haben mit dem Wandel zu kämpfen, jedoch sind einige im Bereich der Digitalisierung dem Handel deutlich voraus, beispielsweise der Einsatz von Industrie-4.0-Technologien in der Fertigungsindustrie. (vgl. Meyer, Helmholz, & Robra-Bissantz, 2018) Teilweise sind die Probleme und Chancen für den Handel bereits identifiziert, jedoch fehlt es Großteils an der Umsetzung. Im Vergleich zum reinen Onlinehandel hat der stationäre Einzelhandel den Vorteil über Emotionen und Sinneswahrnehmungen den Kunden für sich zu gewinnen. (vgl. Meyer, Helmholz, & Robra-Bissantz, 2018) Herausforderungen in puncto Marketing und Datenverarbeitung sind die Kehrseite der Medaille. (vgl. Meyer, Helmholz, Temps, & Robra-Bissantz, 2019) Im Folgenden wird untersucht, in welcher Form sich der Einzelhandel an den digitalen Wandel anpassen kann, um in Zukunft wieder an Attraktivität zu gewinnen.

Laut www.statista.com belief sich die Zahl der europäischen Internetnutzer im Jahr 2021 auf circa 737 Millionen Menschen. Rund 75% aller über 15-jährigen EU-Bürger nutzen das Internet täglich oder fast täglich. (vgl. Statista, 2023) Daraus ergibt sich eine große Zahl an potenziellen Kunden für Onlinehändler. Dies ist nicht zu vergleichen mit der Zahl an potenziellen Kunden des klassischen stationären Einzelhandels. Jedoch hat der Einzelhandel den Vorteil der Face-to-Face-Interaktion. Durch Veränderungen des klassischen Geschäftsmodells hin zu einer Cross- oder Omni-Channel-Strategie kann die Vorteile von On- und Offline Beziehungen miteinander vereinen. (vgl. Meyer, Helmholz, & Robra-Bissantz, 2018) Dabei geht es unter anderem darum, anhand von gesammelten Daten den Kunden besser zu verstehen und das personalisierte Einkaufserlebnis zu optimieren. Für den Einzelhandel ist es nichts neues, unzählige Daten von Kunden zu sammeln, jedoch bedarf es einer besseren Verarbeitung dieser Daten, um gezielte Anreize zu setzen. Die Verarbeitung der Daten bedarf geschultes Personal, sowie finanzielle Mittel, was das verspätete handeln, erklärt. Durch künstliche Intelligenz und generellem fortlaufenden technischen Fortschritt wird es auch für kleinere Unternehmen in Zukunft einfacher den Vorteil von großen Datenmengen auszunutzen beziehungsweise Wissen aus Daten abzuleiten. Das kann beispielsweise bedeuten, das zukünftige Kundenverhalten zu prognostizieren und die Bedürfnisse der Kunden abzuschätzen. Die Digitalisierung des Einzelhandels beläuft sich nicht nur auf Verarbeitung von Daten, sondern ebenso auf unternehmensinterne Abläufe und die Automatisierung von Prozessen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die tagtäglich im Geschäft stehen sind mitunter die größten Kostenträger, aber zudem auch diejenigen, die den Kunden durch persönliche Beratung vom Kauf überzeugen können. Dies Bedarf einerseits einer ausreichenden Verkaufsschulung und andererseits einer uneingeschränkten Verfügbarkeit. Eine Möglichkeit dies gewährleisten zu können sind sogenannte „self-controlled Check-outs“ bei welchen sich der Kunde möglichst einfach selbst um den Bezahlvorgang kümmert. Dadurch bleibt für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr Zeit um sich während der Verkaufsprozesses um das Wohlergehen der Kunden zu kümmern. (vgl. Stieninger, Auinger, & Riedl, 2019)

Steht der Einzelhandel also nun vor dem Aussterben? Zusammenfassend ist zu erwähnen, dass definitiv Handlungsbedarf besteht, um in Zukunft besser mit dem reinen Onlinehandel konkurrieren zu können. Durch die anhaltende Digitalisierung und den dementsprechend veränderten Kundenanforderungen, liegt der Fokus darauf, den Wandel mitzugestalten und die Vorteile des direkten Kundenkontaktes vollständig auszunutzen. Zudem wird in den nächsten Jahren auch die Frage aufkommen, ob heimische Einzelhandelsunternehmen vom Staat zur Verfügung gestellte Förderungen oder Datenverarbeitungsprogramme benötigen, um im Ozean des globalen Handels nicht unterzugehen, sondern den berechtigten Platz verteidigen zu können.

 

Literaturverzeichnis
Heinemann, G., Gehrckens, M., & Täuber, T. (2019). Handel mit Mehrwert. Springer.
Meyer, M., Helmholz, P., & Robra-Bissantz, S. (2018). Transformation im stationären Einzelhandel:. Braunschweig.
Meyer, M., Helmholz, P., Temps, F., & Robra-Bissantz, S. (2019). (How) Can I help you? Emotion-Reaction-Guidelines. Braunschweig.
Statista. (24. 05 2023). Von https://de.statista.com/themen/3118/internetnutzung-in-europa/#topicOverview abgerufen
Stieninger, M., Auinger, A., & Riedl, R. (2019). Digitale Transformation im stationären Einzelhandel. Wirtschaftsinformatik & Management volume 11, 46-56.

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