Projekte
Dissertationsprojekte
Die Anrede zwischen Personen ist ein bedeutender Faktor in der Regelung sozialer Beziehungen. Sie spiegelt einerseits das bestehende Verhältnis zwischen Individuen wider, besitzt aber auch das Potenzial, aktiv zur Gestaltung dieser Beziehung beizutragen (vgl. Tiitula 2001: 278). Formen der Adressierung bieten somit die Möglichkeit der sozialen Orientierung (vgl. Ammon 1972: 74).
Diese Dissertation beschäftigt sich mit dem Anredeverhalten zwischen Schüler:innen und Lehrpersonen an Innsbrucker Schulen. Untersucht wird, wie nominale und pronominale Anredeformen in der Kommunikation zwischen den beiden Gruppen eingesetzt werden und wie diese in Bezug auf Faktoren wie Schulform oder das Alter der Beteiligten variieren. Zudem wird erörtert, wie Lehrkräfte das von ihnen erwartete Anredeverhalten sowie mögliche Toleranzbereiche in der Schüler:innen-Lehrer:innen-Kommunikation begründen und wie Schüler:innen und Lehrpersonen die Qualität ihrer Beziehung im Hinblick auf ein bestimmtes Anredeverhalten wahrnehmen. Darüber hinaus wird der Einfluss eines bestimmten Anredeverhaltens auf die Wahrnehmung von Autorität seitens der Schüler:innen untersucht.
Die Forschung kombiniert quantitative (Fragebögen) und qualitative Methoden (Einzel- und Fokusgruppeninterviews), um unterschiedliche Perspektiven zu erfassen. Ziel ist es, das Anredeverhalten als Einflussfaktor auf die soziale Hierarchie und den Respekt im Schulalltag zu analysieren und Impulse für die Lehrer:innenbildung sowie die Entwicklung von Anredeleitlinien in Schulen zu geben.
Literatur:
Ammon, Ulrich (1972): Zur sozialen Funktion der pronominalen Anrede im deutschen. In: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik. Jg. 2, Nr. 7, S. 73-88.
Tiittula, Liisa (2001): Adressierung im deutschen und Finnischen. In: Heinz-Helmut Lüger (Hrsg.): Höflichkeitsstile. Berlin. Peter Lang. S. 277-294.
Jugendliche Blogger:innen setzen sich mit der Textsorte Rezension auseinander, betten diese mitsamt den Rahmenbedingungen mediatisierter Handlungen (Androutsopoulos 2016) in den Raum der Sozialen Medien ein und erschaffen eine Community, die sowohl Jugendliche als auch interessierte Erwachsene in die Welt der intermedial verzahnten Buchrezensionen führt. In dieser Dissertation wird untersucht, wie sich Bloggende mitsamt ihren sprachlichen Besonderheiten an Sprechakten bedienen, um eine Beziehung zu den Lesenden aufzubauen und eine bestimmte Leseatmosphäre zu schaffen. Mit dieser Online-Identität schaffen die Bloggenden einen Raum, in dem sie sich sprachlich kreativ ausleben und Einblicke in ihre Leseerfahrungen geben. In dieser youngbookstagram-Community, vernetzt und verlinkt, lassen sich jugendsprachliche Ausdrucksweisen, Neologismen und jargonspezifische Wörter bzw. Akronyme finden. Neben der Sprache sind auch Fotos, Bilder, Zeichnungen, Emojis, Verlinkungen mittels Hashtags oder dem @-Zeichen Bestandteile dieser Online-Texte. Sie bewerten das Gelesene, erhöhen die Reichweite, geben sehr persönliche Einblicke in diese Buch-Blogosphäre und können zum Lesen motivieren.
Beschreibung auf der DK-Seite
Literatur:
Androutsopoulos, Jannis (2016): Mediatisierte Praktiken: Zur Rekontextualisierung von Anschlusskommunikation in den Sozialen Medien, in: Deppermann, Arnulf/Feilke, Helmuth/Linke, Angelika (Hg.): Sprachliche und kommunikative Praktiken, Berlin/Boston: De Gruyter, 337–368.
Beißwenger, Michael/Kopp, Matthias (2019): Soziale Medien in Schule und Hochschule. Zur Einführung, in: dies. (Hg.): Soziale Medien in Schule und Hochschule: Linguistische, sprach- und mediendidaktische Perspektiven, Forum Angewandte Linguistik F.A.L. (63), Berlin: Peter Lang, 9–22.
Jugendliche Blogger:innen setzen sich mit der Textsorte Rezension auseinander, betten diese mitsamt den Rahmenbedingungen mediatisierter Handlungen (Androutsopoulos 2016) in den Raum der Sozialen Medien ein und erschaffen eine Community, die sowohl Jugendliche als auch interessierte Erwachsene in die Welt der intermedial verzahnten Buchrezensionen führt. In dieser Dissertation wird untersucht, wie sich Bloggende mitsamt ihren sprachlichen Besonderheiten an Sprechakten bedienen, um eine Beziehung zu den Lesenden aufzubauen und eine bestimmte Leseatmosphäre zu schaffen. Mit dieser Online-Identität schaffen die Bloggenden einen Raum, in dem sie sich sprachlich kreativ ausleben und Einblicke in ihre Leseerfahrungen geben. In dieser youngbookstagram-Community, vernetzt und verlinkt, lassen sich jugendsprachliche Ausdrucksweisen, Neologismen und jargonspezifische Wörter bzw. Akronyme finden. Neben der Sprache sind auch Fotos, Bilder, Zeichnungen, Emojis, Verlinkungen mittels Hashtags oder dem @-Zeichen Bestandteile dieser Online-Texte. Sie bewerten das Gelesene, erhöhen die Reichweite, geben sehr persönliche Einblicke in diese Buch-Blogosphäre und können zum Lesen motivieren.
Literatur:
Androutsopoulos, Jannis (2016): Mediatisierte Praktiken: Zur Rekontextualisierung von Anschlusskommunikation in den Sozialen Medien, in: Deppermann, Arnulf/Feilke, Helmuth/Linke, Angelika (Hg.): Sprachliche und kommunikative Praktiken, Berlin/Boston: De Gruyter, 337–368.
Beißwenger, Michael/Kopp, Matthias (2019): Soziale Medien in Schule und Hochschule. Zur Einführung, in: dies. (Hg.): Soziale Medien in Schule und Hochschule: Linguistische, sprach- und mediendidaktische Perspektiven, Forum Angewandte Linguistik F.A.L. (63), Berlin: Peter Lang, 9–22.
Inhalte auf TikTok zeichnen sich durch eine spezifische Medialität aus, die durch Multimodalität sowie eine hohe Dynamik in Produktion und Rezeption gekennzeichnet ist (vgl. Tschannen/Meier-Vieracker 2024: 291). Politische und aktivistische Akteur*innen nutzen die Plattform, um eine junge Zielgruppe mit ihren Botschaften zu erreichen. In Bezug auf den Klimawandel versuchen sie, ihre jeweiligen Sichtweisen (vgl. Gruber 2024) sowie die bevorzugten Lösungsstrategien im öffentlichen Diskurs zu festigen.
In dieser Dissertation wird analysiert, welche Argumentationsstrategien politische und aktivistische Accounts auf TikTok einsetzen, welche Gestaltungsformen sich aus den durch die Affordanzen der Plattform bedingten Produktions- und Rezeptionsbedingungen ergeben und wie die Inhalte unter Berücksichtigung der plattformspezifischen Logiken konzipiert werden.
Das Projekt verbindet die Analyse multimodaler, digitaler Kommunikationspraktiken (vgl. Wildfeuer et al. 2020: 263) mit zentralen Fragestellungen der Argumentation, die für den deutsch-, englisch- und französischsprachen Raum beantwortet werden sollen. Methodisch wird eine qualitative Inhaltsanalyse ausgewählter TikTok-Videos mit leitfadengestützten Expert*inneninterviews kombiniert. Ziel ist eine systematische Erfassung und Interpretation der genutzten multimodalen Argumentationsstrategien sowie die Erschließung der dahinterliegenden Zielsetzungen und Produktionsstrategien der Content-Produzent*innen selbst.
Literatur:
Gruber, Mirjam. Climate Politics in Populist Times: Climate Change Communication Strategies in Germany, Spain, and Austria. 1. Aufl., Routledge, 2024. DOI.org (Crossref), https://doi.org/10.4324/9781003536987.
Tschannen, Jana und Meier-Vieracker, Simon. „Performing Science. Multimodale Analysen zu Wissenschaftskommunikation auf TikTok“. Multimodalität in Wissensformaten, herausgegeben von Matthias Meiler, Sylvia Jaki und Jana Pflaeging, Peter Lang (= Reihe Wissen – Kompetenz – Text), 2024, S. 285-22 https://doi.org/10.3726/b22228
Wildfeuer, Janina, u. a. Multimodalität: Grundlagen, Forschung
Die duale Berufsausbildung (auch Lehre genannt) ist in Österreich seit mehreren Jahren Gegenstand einer politischen Debatte um Fachkräftebedarf, Flucht/Migration und (Arbeitsmarkt-)Integration. „Deutschkenntnisse“ werden dabei häufig als Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Berufsausbildung inszeniert (vgl. u. a. BMWA & BM.I). Für viele Berufe bzw. Berufsgruppen liegen bislang jedoch kaum empirische Studien zu den interaktiven Praktiken der Wissensvermittlung sowie zur konkreten Funktion und Relevanz von (Deutsch-)Sprachkompetenzen vor (vgl. Granato und Settelmeyer 2017: 45).
Um diese (sprach-)wissenschaftliche Leerstelle zu bearbeiten, wurden im Rahmen dieses Promotionsprojekts drei Lehrlinge, die die deutsche Sprache im Zuge einer Flucht-/Migrationserfahrung in Österreich erworben haben, ein Jahr lang in ihren Berufsausbildungen begleitet. Dabei wurden Interviews sowie ethnografische Beobachtungs- und Videodaten aus den unterschiedlichen Lernorten (Berufsschule und Betriebe) erhoben, um die Rolle und Funktion von Sprache in der beruflichen Ausbildung aus praxeologischer Perspektive multimodal-interaktionsanalytisch zu untersuchen.
Durch einen Mixed-Methods-Ansatz können multimodal-performative Potenziale des beruflichen Lernens sichtbar gemacht und Wechselwirkungen zwischen sprachlichem Repertoire (Gumperz 1964) und professioneller Identität (u. a. Eteläpelto et al. 2014) herausgearbeitet werden. So wird der starke Fokus auf Deutschkompetenzen für das Erlernen, Vermitteln und Ausüben beruflicher Tätigkeiten in Österreich einer empirisch gestützten Überprüfung unterzogen.
Literatur/Quellen
Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft (BMAW); Bundesministerium für Inneres (BM.I) (2023): Migrationsplattform der österreichischen Bundesregierung. Spracherwerb. URL: https://www.migration.gv.at/de/leben-und-arbeiten-in-oesterreich/sprache/spracherwerb/, zuletzt geprüft am 03.05.2024.
Eteläpelto, Anneli; Vähäsantanen, Katja; Hökkä, Päivi; Paloniemi, Susanna (2014): Identity and Agency in Professional Learning. In: Stephen Billett, Christian Harteis und Hans Gruber (Hg.): International Handbook of Research in Professional and Practice-based Learning, Bd. 27. Dordrecht: Springer Netherlands (Springer International Handbooks of Education), S. 645–672.
Granato, Mona; Settelmeyer, Anke (2017): Berufliche Ausbildung von Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund. Die Bedeutung von Sprache beim Zugang zu und in betrieblicher Ausbildung. In: Elisabetta Terrasi-Haufe und Anke Börsel (Hg.): Sprache und Sprachbildung in der beruflichen Bildung. Münster, New York: Waxmann (Sprachliche Bildung, Band 4), 29–56.
Gumperz, John J. (1964): Linguistic and Social Interaction in Two Communities. In: American Anthropologist 66 (6_PART2), 137–153.
Die deutschsprachige Kolonialzeit endete zwar zeitgleich mit dem 1. Weltkrieg und war deshalb im Vergleich zu anderen europäischen Kolonialimperien von relativ kurzer Dauer, allerdings stand das deutsche Kaiserreich in ihrem rassistischen Weltverständnis seinen konkurrierenden Mächten in nichts nach. Literarische Werke, die sich mit der Kolonialzeit beschäftigen sind wenig bekannt und oftmals in Vergessenheit geraten. Dennoch reflektieren sie das (vermeintlich) wissenschaftlich belegte "Herrenmenschentum" der Europäer über die Afrikaner und vermitteln Weltbilder, deren Auswüchse noch heute das kollektive Gedächtnis prägen.
In dem Dissertationsprojekt wird ein Korpus an Erzählliteratur zwischen fiktionalen Texten (Erzählungen/Romanen) und faktualen Texten (Reiseberichten) diskursanalytisch untersucht. Durch eine narratologische Analyse der Texte soll kritisch gezeigt werden, inwiefern der "rassistische Diskurs" nach Foucault (Vgl. Foucault, Michel: In Verteidigung der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2020, S. 82) sich literarisch widerspiegelt, welche Perspektiven sich eröffnen und wie bzw. von wem kolonialkritische Äußerungen im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert Eingang in literarische Texte gefunden haben.
Südtirol, eine norditalienische Provinz im Süden des deutschen Sprachraums, zeichnet sich nicht nur durch äußere, offizielle Mehrsprachigkeit aus, sondern auch durch innere Mehrsprachigkeit auf Ebene von Variation innerhalb von Sprachen. Besonders präsent ist dabei der deutsche Dialekt, der eine wichtige kommunikative Funktion im Alltag einnimmt (vgl. Glück et al. 2019). Dabei haben die Sprecher:innen nicht nur Kompetenzen im Sprechen des Dialekts, sondern verfügen auch über ein ausgeprägtes Bewusstsein für regionale Variation, welches sich z.B. in Einstellungen und Bewertungen gegenüber eigenen und fremden Varietäten zeigt.
Vor dem Hintergrund der Einstellungsforschung (u.a. Soukup 2019) und Perzeptionslinguistik (u.a. Purschke/Stoeckle 2019) wird in dieser Dissertation die Sicht Südtiroler Sprecher:innen auf ihr Repertoire von Sprachlagen im Dialekt-Standard-Kontinuum untersucht. Erhoben wird dabei die Wahrnehmung von verschiedenen Sprachlagen auf individueller und kollektiver Ebene, die Charakterisierung und Bewertung sowie Abgrenzung und Gebrauch von Sprachlagen. Dafür werden semistrukturierte Leitfadeninterviews im Burggrafenamt und Passeiertal geführt und quantitative Daten über einen Online-Fragebogen in ganz Südtirol erhoben. Ziel ist eine systematische Beschreibung von individuellen Wissensbeständen und kognitiven Konzepten einzelner Sprachlagen sowie eine Modellierung übergreifender Sprachlagenspektren, wobei besonderer Fokus auf den Einfluss von Mobilität gelegt wird.
Habilitations- und Forschungsprojekte
Das Forschungsprojekt untersucht die Rolle von Frauen im frühen Literaturbetrieb des deutschen Sprachraums (zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts) jenseits ihrer Tätigkeit als Autorinnen. Denn am Beziehungsgeflecht aus variablen Akteur*innen, die an der Produktion, Distribution, Rezeption und Konsumption von Literatur beteiligt sind, waren Frauen nicht nur als Leserinnen und Autorinnen, sondern auch als Korrekturleserinnen, Herausgeberinnen, Vermittlerinnen und Gastgeberinnen (etwa von Salons) beteiligt. Ziel des Projekts ist es, die katalysierende Wirkung ihrer Beiträge für die Entstehung von Literatur systematisch zu erfassen und dabei ebenso populäre wie weniger bekannte Frauen und ihre jeweiligen Netzwerke zu untersuchen. Die Actor-Network Theory (ANT) ist Grundlage für die Analyse der komplexen Wechselwirkungen zwischen Akteur*innen, Objekten und Prozessen, eine genauso wichtige Rolle spielt aber auch die Reflexion der Entstehungsbedingungen von Literatur in literarischen Texten der Zeit.
Das Projekt strebt an, die wechselnde Einstellung gegenüber dem Mittelalter anhand des Umgangs mit dem Artusstoffs herauszuarbeiten und zugleich kulturelle und politische Grundsätze zu beleuchten, die den Mittelalterhype hervorgebracht haben und weiter befeuern. Es wird daher Instrumentalisierungen des Artusstoffs aufzeigen können, seine Transformationen nachzeichnen und so illustrieren, wie flexibel und anpassungsfähig die Legende vom idealen Königshof ist, dass sie sich wechselnden kulturellen und politischen Umständen anpassen kann. Durch die Untersuchung wird aber auch deutlich werden, wie sich das Wissen über und die Wahrnehmung des Mittelalters der breiten Öffentlichkeit im Laufe der Zeit wandelt. Mit diesen Zielsetzungen zeigt sich, dass das angestrebte Projekt nicht nur interdisziplinär konzipiert ist, sondern auch neue und neueste Entwicklungen in einer Gesellschaft den Blick nehmen kann, die immer diverser wird.
Inwiefern kann die Wissensformationen des ausgehenden 18. Jahrhunderts und damit die Formation der Moderne als epistemische Grundlage für das Entstehen und die Formierung des Computerspiels und als sichtbare Manifestation der modernen Episteme an sich gelten, in denen Spiel als bestimmende Struktur und Weltanschauung einen ansonsten meist übersehenen und dennoch zentralen Platz einnimmt?
Ziel des Projekts ist es, das Computerspiel auf seine prädigitalen Vorgänger und Voraussetzungen hin zu untersuchen, um so seinen Platz in der Wissensformation der Moderne zu finden. Dabei sollen einerseits andere Medien (Literatur, Film etc.) und deren strukturelle sowie inhaltliche Auseinandersetzung mit Spiel in den Blick genommen werden, um so mögliche Traditionslinien aufzudecken. Andererseits sollen die die Konstitution der Moderne definierenden soziokulturellen Veränderungen auf ihren Bezug zum Spiel untersucht werden. Ein besonderes Augenmerk soll hierbei der widersprüchlichen Verbindung von Spiel und Ökonomie gelten.
Drittmittelprojekte
Am Institut für Germanistik sind Drittmittelprojekte mit sehr unterschiedlichen thematischen Ausrichtungen angesiedelt. Finanziert werden sie beispielsweise vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und vom Tiroler Wissenschaftsfonds. Hier finden Sie eine Übersicht über laufende und abgeschlossene Drittmittelprojekte.
Drittmittelprojekte: Laufend
Wenn wir Verben wie plaudern oder erzählen begegnen, denken wir eher an eine private Kommunikationssituation wie ein Treffen mit Familienmitgliedern oder Freunden als an eine öffentliche Rede oder an einen beruflichen oder institutionellen Kontext. In einem gebrauchsbasierten Sprachmodell würde man davon ausgehen, dass sich eine solche Indexikalität sprachlicher Ausdrücke aus der Häufigkeit ihres Auftretens in bestimmten Situationen ergibt, d.h. dass wir Gemeinsamkeiten aus dem wahrnehmbaren Ko-Vorkommen von sprachlichen und situativen Merkmalen abstrahieren und auf dieser Basis Wissen über Indexikalität aufbauen. Diese Annahme ist jedoch bislang nicht über ein breites Spektrum von Ausdrücken und Kontexten sowie unter Einbeziehung von Daten zu Sprachgebrauch und Sprachwissen untersucht worden. Das Projekt führt hierzu eine systematische Untersuchung anhand der Kommunikationsverben des Deutschen durch. Es arbeitet in zwei Teilprojekten: Teilprojekt A ermittelt mit Methoden der Korpuslinguistik Assoziationen zwischen dem Gebrauch von Kommunikationsverben und situativen Kontexten. Teilprojekt B ermittelt mit Methoden wie Rating, Elizitation und Pile Sorting, welches Wissen bei Sprecher:innen über die Assoziation von Kommunikationsverben zu situativen Kontexten besteht. Die Teilprojekte bearbeiten die Fragestellungen des Projekts korrespondierend aus diesen beiden methodischen Zugriffen und triangulieren jeweils die gewonnenen Ergebnisse. Das Projekt trägt zur Erforschung des metasprachlichen Lexikons bei. Seine Erkenntnisse können in Lexikographie und Sprachvermittlung Anwendung finden.
Projektleitung: Ass.-Prof. Dr. Cordula Meißner
Förderung: FWF
Laufzeit: 01.09.2025–31.08.2028
Mitarbeiter:innen: Janina Deilke, B.A. M.Sc., Anna-Lena Randermann, B.A. M.Ed.
Spätestens seit 2015 steht die schulische und sprachliche Integration geflüchteter Schüler*innen im Zentrum der bildungspolitischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit und wird verstärkt in verschiedenen Disziplinen erforscht. Während sich die bisherige Forschung vor allem mit den Rahmenbedingungen und der Wirksamkeit verschiedener Beschulungsmaßnahmen befasst hat, gibt es noch wenige Erkenntnisse über die Prozesse des Zweitspracherwerbs jener Schülerinnen, die sich Deutsch und unterrichtsrelevante Praktiken im Rahmen der Teilnahme am Regelunterricht aneignen. Ausgehend von der Annahme, dass sprachliches und fachliches Lernen in sozialer Interaktion erfolgt, untersucht das SIPSU-Projekt, wie sich die Interaktionskompetenz in Deutsch als Zweitsprache entwickelt und inwiefern mehrsprachige Ressourcen im Unterricht genutzt werden. Über mehrere Monate werden dazu Audioaufnahmen natürlicher Interaktionen im Deutsch- und Mathematikunterricht der Sekundarstufe (Unterstufe) mit einem Fokus auf geflüchtete Schüler*innen aus der Ukraine erstellt und konversationsanalytisch ausgewertet. Ergänzend dazu werden Interviews mit Schülerinnen, Eltern und Lehrkräften geführt, um ein umfassendes Bild der Kontexte, Verläufe und Einflussfaktoren des Zweitspracherwerbs zu erhalten. Erwartet werden Erkenntnisse, die die Sprachaneignung als einen beobachtbaren, ko-konstruktiven und dynamischen Prozess des Zweitspracherwerbs beleuchten.
Projektleitung: Ass.-Prof. Dr. Lesya Skintey
Förderung: Land Tirol (Tiroler Nachwuchsforscher:innen-Förderung (TNF))
Laufzeit: 01.01.2025–31.12.2026
Mitarbeiter*innen: Yuliia Yevtushevska, NN
The present project aims to identify diachronic developments in newspaper quotation practices between 1740 and 1839 and examine how these developments correlate with the media-historical and social changes that characterized this epoch. Three aspects of quotation will take central stage in the project: (i.) the evidential dimension (that is, the presence or absence of an indication of the information source); (ii.) the epistemic dimension, that is, the linguistic expression of the journalist’s stance on the truthfulness of the reported information and the reliability of the information source; (iii.) the correlation between form and function of quotation. By investigating changes in these three dimensions of quotation and correlating them to the socio-historical and medial context, the project will close a gap in research on the language of historical German newspapers. The project is, in essence, a historical socio-linguistic one; that is, it strives to establish a link between language variation and change and socio-linguistic and socio-pragmatic factors as well as with changes in social and media history.
Projektleitung: Dr. Lucia Assenzi
Förderer: Tiroler Nachwuchsforscher*innenförderung
Zeitraum:25.11.2024 - 24.11.2025
Projektmitarbeiterin: Lisa Windisch
Die Frage, auf wann das Entstehen der modernen Kreativökonomie datiert, hat der Kultursoziologe A. Reckwitz mit Hinweis auf literarische Avantgarden – Sturm und Drang, Romantik – und kulturelle Nischen beantwortet. Die Habilitationsschrift stellt diese Annahme in Frage. Sie rückt ihrerseits Bildungsinstitutionen und Bildungsromane des 18.-19. Jahrhunderts ins Blickfeld der Kreativitätsforschung. Die analysierten Institutionen, z. B. Kindergärten, Schulen, Universitäten, stellen Orte dar, an denen das einst bestimmten sozialen Gruppen zufallende Privileg der Muße anderen Gruppen zugeteilt wurde. Ferner zeigt die Studie im Anschluss an die Arbeiten von Fr. Kittler, J. Vogl und Th. Wegmann, dass Bildungsromane die Institutionalisierung freier Zeiten und die Grundlegung der Kreativökonomie nicht nur inspirierten und präformierten, sondern in Form gattungskonstituierender Kreativitätsszenen die Begrenzungen und Irrwege solcher Maßnahmen thematisierten, reflektierten und problematisierten.
Eine Arbeit, die Theorie und Geschichte des Bildungsromans von der Gesellschaft der Singularitäten und der aktuellen Kreativökonomie perspektiviert, fehlte bislang. Zudem wurden Verbindungen zwischen Diskursen, Institutionen und Praktiken der Erziehung und dem Bildungsroman höchstens punktuell, nicht aber historisch-systematisch untersucht. Dank ihres Ansatzes kann die Studie den Einzeltexten neue Einsichten abgewinnen und diese Aspekte in die gattungstheoretische Diskussion einbringen. Nicht zuletzt kann sie die Bedeutung kanonischer Literatur für die Sozioanalyse und die bildungspolitische Reflexion belegen.
Projektleitung: PD Dr. Peter Pohl
Förderer: FWF
The ARITHMETIC project aims to show how arithmetic knowledge and the practice of Arithmetic changed in the late Middle Ages in Europe. The mathematical language developed from a Latin tradition in a vernacular environment. The focus is on researching the development and dissemination of arithmetic practice at the transition from the Middle Ages to the Early Modern period. While we know a lot about the development of mathematical theory and its dissemination in Latin, we know little about how arithmetic knowledge spread in vernacular languages in the 15th and early 16th centuries.
ARITHMETIC will study handwritten German arithmetic treatises from their first appearance around 1400 until the time when printed reckoning-books became easily available at the beginning of the 16th century. These texts have not been studied before, although they are important witnesses of the vernacularization of mathematical knowledge, of the interdependence of vernacular and Latin pragmatic literacy and of the links between mathematics, sciences, and commerce.
The almost 140 treatises will be transcribed, digitally edited, and analyzed from a historic, literary, and linguistic perspective. An “Assertive Edition” relying on Semantic Enrichment will be one product of ARITHMETIC. A detailed linguistic analysis focusing on semantics, syntax, the vocabulary, and the transmission context will lead to the reconstruction of an arithmetic discourse, give information on the orality underlying didactic texts and allow tracing writers/compilers and users and their educational and social background. This research aims at a new understanding of how arithmetical knowledge and practices of calculation were transformed in Late Medieval Europe, and how an abstract and scientific language emerged in the German vernacular.
The manuscripts from our corpus contain texts that deal with the art of calculating on different levels and through different types of texts. There are, on the one hand, the theoretical texts like Sacrobosco’s »Algorism« or the introductions to the different »species« in the reckoning books that use hardly any examples and rely on a descriptive approach to the topic. On the other hand, we find highly practical texts that are explicitly interested in the »how-to« aspect of practical Arithmetic, explaining steps of calculations not only with words but also giving lengthy examples and sample calculations. What we find is a highly heterogeneous collection of texts that contains information on the development of late medieval mathematics and of a German mathematical jargon, but also on late medieval history and culture.
With our team of philologists, historians, linguists, and digital humanities experts, we are currently conducting a truly interdisciplinary research project. We study the texts, the collections, their users, and the environments they were created in with the goal of learning more about the development of our knowledge-society, about the underlying processes of transmitting knowledge, and about the narrative processes that shape this transmission.
Projektleitung: Prof. Dr. Michaela Wiesinger
Förderer: ERC Horizon Europe
Zeitraum: 2022-2027
Projektmitarbeiter*innen siehe Team-Seite.
Abgeschlossene Drittmittelprojekte (Projektende 2010-2025)
| Titel des Projekts | Laufzeit | Projektleitung | Geldgeber |
|---|---|---|---|
| Wissenschaftskulturen an der Schnittstelle. Kombination historischer Bildungsforschungund Digital Humanities zur Erfassung von Bildungsdiskursen im Kanton Zürich | 2023-2024 | Peter Pohl | Kanton Zürich |
| Präfigurationen von Pop in Unterhaltungsmagazinen der 1920er Jahre (Teilprojekt des SFB 1492 Transformationen des Populären) | 2021-2025 | Maren Lickhardt | FWF (D-A-CH-Projekt) |
| Formen und Funktionen auktorialer Epitexte im literarischen Feld der Gegenwart | 2020–2023 | Thomas Wegmann | FWF |
| Newseye. A Digital Investigator for Historical Newspapers | 2018–2021 | Günter Mühlberger | |
| Akteure - Diskurse - Medien. Die schweizerische Bildungsexpansion 1830-1860, ihreBedeutung für den deutschsprachigen Raum und ihre Aktualität | 2021-2022 | Peter Pohl | Stiftung Pestalozzianum |
| READ - Recognition and Enrichment of Archival Documents | 2016–2019 | Günter Mühlberger | |
| Filmprojekt "3 Jahre Europa". Ein interkulturelles Interview- und Filmprojekt mit jugendlichen Geflüchteten | 2017–2018 | Veronika Bernard | Vizerektorat für Forschung |
| Formen und Funktionen des medialen Zitierens auf Facebook. Eine medien-linguistische Pilotstudie zur multimodalen Redewiedergabe auf der Facebook-Seite der "Zeit im Bild" | 2017–2018 | Daniel Pfurtscheller | Vizerektorat für Forschung |
| Verknüpfte Analyse von Mehrsprachigkeiten am Beispiel der Universität Salzburg (VAMUS) | 2014–2018 | Monika Dannerer | Österreichische Nationalbank |
| Tiroler Ortsdialekte online | 2011–2018 | Yvonne Kathrein | Land Tirol |
| Sprachen und Varietäten in Regionen mit intensivem Tourismus am Beispiel Tirols (SPIRIT Tirol) | 2016–2017 | Monika Dannerer, Marianne Franz, Yvonne Kathrein, Heike Ortner, Thomas Schröder | Vizerektorat für Forschung |
| Zur Funktion auktorialer Paratexte für die Inszenierung von Autorschaft | 2014–2017 | Thomas Wegmann | FWF |
| "Versuch" und "Experiment". Konzepte des Experimentierens zwischen Naturwissenschaft und Literatur (1700-1960) | 2014–2017 | Gunhild Berg | DFG |
| TranScriptorium | 2013–2016 | Günter Mühlberger | |
| Europeana Newspapers | 2012–2015 | Günter Mühlberger | |
| Voll- und Nacherhebungen der Tiroler Ortsmundarten (Nord- und Osttirol) | 2010–2015 | Maria Pümpel-Mader | Land Tirol |
| Lautschrift TiDion | 2013–2014 | Maria Pümpel-Mader | Land Tirol |
| Digitalisierung und Beschlagwortung der von Dr. Rolf Thalmann dem Innsbrucker Zeitungsarchiv überlassenen Schenkung von über 30.000 Zeitungsausschnitten zur Literatur (kurz "Sammlung Thalmann") / Fortsetzung | 2012–2014 | Renate Giacomuzzi, Stefan Neuhaus | Vizerektorat f. Forschung |
| Autorenhomepages. Ein Projekt zur Erfassung, Analyse und Langzeitarchivierung. Author Homepages – collection, analysis and long-term archiving of author homepages | 2011–2014 | Renate Giacomuzzi, Stefan Neuhaus, Elisabeth Sporer | FWF |
| Vorarlberger Kanzlei- und Urkundensprache: Datenbank | 2013 | Klaus Amann | Vizerektorat für Forschung |
| VoKUS Innsbruck. Vorarlberger Kanzlei- und Urkundensprache im Spiegel der Innsbrucker Regierungskanzlei | 2012–2013 | Klaus Amann | TWF |
| Alois Hotschnig. Das dichterische Werk (1989-2011) | 2012–2013 | Friederike Gösweiner | TWF |
| Kommentierte Ausgabe der Briefe Ernst Tollers | 2012–2013 | Stefan Neuhaus, Michael Pilz, Gerhard Scholz | FWF |
| Kritische Ausgabe der Werke Ernst Tollers | 2009–2013 | Stefan Neuhaus | FWF |
| Namenökologie: Flurnamen und Landschaftsökologie im inneren Ötztal | 2010–2012 | Lorelies Ortner, Rüdiger Kaufmann | Land Tirol |
| PrestoPrime | 2009-2012 | Günther Mühlberger | |
| IMPACT | 2008-2012 | Günther Mühlberger | |
| Flurnamen, Landschaft und Landschaftsnutzung in Obergurgl und Vent (Tirol): ein Vergleich | 2011 | Lorelies Ortner, Rüdiger Kaufmann | Vizrektorat für Forschung |
| Transkription und Auswertung von Flurnameninterviews | 2010 | Lorelies Ortner, Rüdiger Kaufmann | Vizerektorat für Forschung |
| Deutschsprachige digitale Literaturmagazine. Erfassung, Beschreibung und Archivierung | 2007-2010 | Stefan Neuhaus | FWF |