Pferdekutschen mit Tourist*innen vor einem Gebäude im Kolonialstil mit einem von Säulen gestützen, überhängenden Vordach, das einen Balkon und eine Verande überschattet.

Im Hintergrund sieht man ein historisches Gebäude im Kolonialstil. Die Architektur verleiht der Stadt ihren einzigartigen Charakter. Ohne die Autos im Hintergrund könnte man sich vorstellen, wie die Stadt in der Vergangenheit aussah.

Privateer Place - Pro und Kontra

Politikwissenschaften/Englisch, Spring Semester 2018

"Die Stadt New Orleans an sich ist eine einzigartige Stadt und hat ihr ganz eigenes Flair, das man so
meiner Meinung nach in keiner anderen amerikanischen Stadt findet. Das berühmte French Quarter ist
gefüllt mit Jazz-Musikern und Straßenkünstlern und das Essen ist geprägt von den vielen verschiedenen
Kulturen, die in New Orleans zu Hause sind. "

Eines kann ich an dieser Stelle schon einmal vorab festhalten: meine Entscheidung, für ein Semester an die University of New Orleans (UNO) zu gehen, war wohl eine der besten, die ich im Laufe meines Studiums getroffen habe. Und auch wenn am Anfang nicht immer alles ganz reibungslos abgelaufen ist, waren diese fünf Monate in den Vereinigten Staaten mitunter die schönsten und aufregendsten meines Lebens. Das Semester an der UNO gab mir dabei nicht nur die Möglichkeit, erste akademische Erfahrungen im Ausland zu sammeln, sondern auch die einmalige Chance, neue Freundschaften zu knüpfen und Einblicke in einen ganz anderen Kulturkreis zu erhalten. Die langjährige erfolgreiche Partnerschaft zwischen der University of New Orleans und der Universität Innsbruck ermöglicht es den Innsbrucker Studenten hierbei schon seit mehreren Jahrzehnten, zu günstigeren Konditionen für ein oder zwei Semester in dieser einzigartigen Stadt zu studieren.

Dennoch sind vor allem der anfängliche Bewerbungs- und Anmeldeprozess ziemlich aufwendig und nehmen eine Menge Zeit in Anspruch. Aber sobald die Visa-Dokumente vollständig sind und man die Anmeldung an der UNO erledigt hat, ist der Rest recht unkompliziert zu bewältigen. Ist diese Vorbereitungsphase erst einmal geschafft, der Flug gebucht und die zu belegenden Kurse an der UNO ausgewählt, steht einem erfolgreichen Semester in New Orleans nichts mehr im Wege. Außerdem gibt es im Center New Orleans (in Innsbruck) und im Center Innsbruck (in New Orleans) mehrere Ansprechpersonen, die immer ein offenes Ohr haben und weiterhelfen, sollte man Fragen oder andere Anliegen haben. Besonders hervorzuheben ist hier vor allem das Büro in New Orleans und dessen Mitarbeiter, die den Innsbrucker Studenten immer unter die Arme greifen – sei es bei ersten Einkäufen im Supermarkt, dem Entgegennehmen der Post oder jeglichen anderen bürokratischen Angelegenheiten. Außerdem konnte man im Center Innsbruck jederzeit bei einem Kaffee mit der Koordinatorin für die Innsbrucker Studenten, Gertraud Griessner, plaudern und Rat einholen, wann immer man etwaige Fragen hatte.

Das Leben und Wohnen am Campus gestaltete sich alles in allem ziemlich problemlos. Für Studenten, die nur ein Semester an der UNO bleiben, ist das Wohnen in den Apartments am Privateer Place sicher die beste Option, weil die Anlage nur ein paar Gehminuten vom Campus entfernt liegt und ein Zimmer in einer 2er- oder 4er-WG meiner Meinung nach mehrere Vorteile mit sich bringt. Nach einer – zugegebenen sehr ausgiebigen – Grundreinigung beim Einzug habe ich mich in unserer WG eigentlich immer sehr wohl gefühlt und das Zusammenleben mit den anderen Mädels gestaltete sich als sehr unkompliziert. Außerdem gibt es am Privateer Place einen Pool, einen Volleyball-Platz und die Möglichkeit, den Grillplatz zu benutzen. Direkt am Ponchartrain Lake gelegen kann man sich jeden Tag die wunderschönen Sonnenauf- und untergänge anschauen oder einfach nur einen Spaziergang entlang des Ufers machen. Ein Raum mit Waschmaschinen und Trocknern direkt vor der Haustür am Priavateer Place ist ein weiterer Vorteil der Anlage. Da auch die anderen Innsbrucker Studenten alle ein Zimmer am Privateer Place gemietet hatten und wir uns alle sehr schnell gut verstanden haben, hatten wir so auch öfters die Möglichkeit, zusammen zu kochen, zu feiern oder einfach mal gemütlich zusammen zu
sitzen. Generell hat unsere Gruppe an Studenten immer relativ viel zusammen unternommen, aber es wurden auch Freundschaften mit anderen, vor allem internationalen Studenten und Mitbewohnern geknüpft.

Die Stadt New Orleans an sich ist eine einzigartige Stadt und hat ihr ganz eigenes Flair, das man so meiner Meinung nach in keiner anderen amerikanischen Stadt findet. Das berühmte French Quarter ist gefüllt mit Jazz-Musikern und Straßenkünstlern und das Essen ist geprägt von den vielen verschiedenen Kulturen, die in New Orleans zu Hause sind. Durch die französischen, spanischen, karibischen und afrikanischen Einflüsse ist die größte Stadt in Louisiana somit ein einzigartiger Schmelztiegel in den USA, der eine Vielzahl an kulturellen und kulinarischen Angeboten bietet. Auch das Nachtleben in NOLA ist vielfältig – ob in der berühmten Bourbon Street, der etwas ruhigeren Frenchmen Street oder der wunderschönen Magazin Street – langweilig wird es hier in den unzähligen Bars und Clubs mit Livemusik sicherlich nie. Ein ganz besonderes Highlight war außerdem Mardi Gras, ein riesiges Festival zu Fasching, bei dem jedes Jahr unzählige Paraden und Umzüge durch ganz New Orleans fahren. Generell gibt es in der Stadt fast jedes Wochenende irgendeinen Feiertag oder ein Festival, die Anlass zum Feiern geben – von St. Patrick’s Day bis hin zum French Quarter Fest oder dem Jazz Festival. Daneben sind auch die vielen Parks und Grünflächen in New Orleans sehr schön und definitiv ein Geheimtipp für ruhigere und entspanntere Nachmittage. Und auch für Sportbegeisterte gibt die Stadt viel her – zu empfehlen sind hier vor allem der Besuch von Spielen der Saints (Football) oder der Pelicans (Basketball), deren Atmosphäre etwas ganz Besonderes ist.

Aber auch außerhalb von New Orleans gibt es viele Dinge zu erleben, sei es bei der Erkundung der Sümpfe New Orleans bei einer Swamp Tour oder einer Fahrt in die Hauptstadt Baton Rouge. Während des Semesters war außerdem auch genug Zeit, um Trips außerhalb der Stadt zu machen, z.B. einen Roadtrip nach Texas oder per Last-Minute Flug für ein paar Tage an den Strand nach Florida.

Auch wenn New Orleans aufgrund der hohen Armut leider zu den unsichersten Städten der USA zählt, muss ich sagen, dass ich mich eigentlich nie wirklich unsicher gefühlt habe. Dennoch sollte man die Kriminalitätsrate in NOLA nicht unterschätzen und seine Wertsachen vor allem zu später Stunde immer sicher bei sich tragen. Andere ehemalige UNO-Studenten hatten uns bereits vorab Tipps gegeben, welche Stadtteile man eher meiden und wie man sich generell verhalten sollte. Natürlich muss man sich auch darüber im Klaren sein, dass die Standards im Süden der Vereinigten Staaten andere sind, als wir sie hier in Mitteleuropa gewohnt sind. Dies äußert sich vor allem in den öffentlichen Transportmitteln (die Busse sind ziemlich unzuverlässig), aber auch der Sauberkeit in der Stadt. Nichtsdestotrotz hat New Orleans bei mir einen überwiegend positiven Eindruck hinterlassen und nach einem ersten Kulturschock habe ich mich gut in den Alltag eingelebt.

Das Spring Semester an der UNO endet bereits Mitte Mai, sodass ich mich entschlossen hatte, meinen Rückflug etwas später zu setzen und nach den Endklausuren noch weitere Städte in Nordamerika zu besuchen. Da mein Flug erst Anfang Juni ging, hatte ich so die Möglichkeit, weitere Städte Amerikas zu sehen. Dazu flog ich mit einer Freundin nach Washington, D.C. und fuhr dann weiter nach New York. Nach dem Besuch der Niagarafälle in Buffalo ging es schließlich über die amerikanisch-kanadische Grenze nach Toronto, von wo aus ich schließlich die Heimreise antrat.

Ich habe an der UNO vier Graduate-Kurse besucht, die im Vergleich zu Kursen an der Uni Innsbruck teilweise sehr viel aufwendiger waren, wenn es um wöchentliche Hausaufgaben und den umfangreichen Lesestoff ging. Wenn man aber von Anfang an mitlernt, sind Midterms und Finals vergleichsweise einfach und ohne Probleme zu bewältigen. Der Lesestoff besteht dabei vor allem aus Büchern, die man kaufen muss, da die Bibliothek an der UNO nicht so gut bestückt ist. Hier empfiehlt es sich vor allem vorab zu checken, ob die Bücher über Amazon „gerented“, also ausgeliehen werden können. Dabei bestellt man die Bücher über einen weitaus geringeren Preis und schickt sie dann am Ende des Semesters gebührenfrei wieder an Amazon zurück, wobei man sehr viel Geld sparen kann. Generell ist es günstiger, die Bücher nicht im Büchershop an der Uni zu kaufen, sondern online zu bestellen.

Worauf meine Professoren an der UNO vor allem Wert gelegt haben – neben der Anwesenheitspflicht, die ich in allen Kursen hatte – ist die Teilnahme an Diskussionen in der Klasse. An amerikanischen Universitäten stellen Studenten teilweise viel mehr Fragen und es wird länger über Themen diskutiert, als ich es von Innsbruck gewohnt bin. Ich war hier vor allem froh, dass ich in meinen Kursen die einzige Studentin aus Innsbruck war, weil man so viel mehr mit den amerikanischen Kommilitonen in Kontakt kommt und nicht in Versuchung gerät, nur Deutsch zu sprechen. Die Mitstudenten sind dabei sehr freundlich und interessiert, wenn auch etwas reserviert, die Professoren sehr hilfreich und engagiert. Meine Zeit in New Orleans ist leider viel zu schnell vergangen und der Abschied von dieser wunderbaren Stadt und den Menschen, die ich dort kennenlernen durfte, ist mir somit doch sehr schwergefallen. Am Ende bleiben wunderschöne Erinnerungen an eine unglaublich tolle Zeit, viele neue Erfahrungen und enge Freundschaften, die geknüpft wurden. Ich kann anderen Studenten deshalb nur empfehlen, ein Auslandsemester zu machen – sei es an der UNO oder einer anderen ausländischen Universität. Die Erfahrungen, die man mitnimmt und die Einblicke in eine andere Kultur sind den Aufwand am Anfang der Reise auf alle Fälle wert. Nicht nur lernt man neue Menschen aus aller Welt kennen und hat die Möglichkeit, seine Englischkenntnisse zu verbessern, sondern man nimmt auch vieles für die persönliche Entwicklung mit. Ich weiß jetzt schon, dass mein Aufenthalt in New Orleans sicherlich nicht der letzte gewesen sein wird und ich sehr gerne wieder hin möchte in diese einzigartige Stadt, die mich in ihren Bann gezogen hat.

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