Ein reich dekorierter Mardi Gras Wagen mit einem weißhaarigen, geflügelten König als Galleonsfigur. Im Hintergrund sind Menschen in bunten Kostümen zu sehen, die Ketten mit bunten Perlen in die Menge werfen.

Mardi Gras ist das traditionsreichste und größte Fest In Nola, das sich längst auch in andere Länder und Städte verbreitet hat. Das Fest zeichnet sich nicht nur durch Musik- und Tanzeinlagen aus, eine reichhaltige Kultur hat sich rund um den Anlass und die Gruppen aufgebaut, die nicht selten das ganze Jahr mit den Vorbereitungen verbringen.

Mardi Gras und Second Line

Informatik, Spring Semester 2017

"Die Paraden sind für New Orleans so typisch, dass
es auch Second Line Parades gibt bei denen z.B. eine Hochzeitsgesellschaft
durch die Stadt zieht. Die wirklich großen Paraden finden jedoch im Zuge
von Mardi Gras statt. Mardi Gras ist ein Faschings-Fest bei dem die ganze
Stadt endgültig den Verstand verliert."

Die Idee ein Auslandssemester zu machen kam mir bereits während des Bachelor Studiums. Ich wollte die Kultur und Lebensgewohnheiten eines anderen Landes kennen lernen. Ein weiterer Grund war mein Informatik Studium. Da in dieser Fachrichtung sehr gute Englischkenntnisse von enormem Vorteil sind, war für mich von Anfang an klar, dass es ein englischsprachiges Gastland werden sollte. Nachdem ich meine Vorhaben gegen über mehreren Studienkollegen erwähnt hatte hat sich herausgestellt, dass einer meiner Kollegen auch mit der Idee gespielt hat ein Semester in den USA zu studieren. Die Entscheidung für das Gastland war somit bereits gefallen. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus, dass für Innsbrucker Studierende die University of New Orleans (UNO) die wohl mit Abstand beste Möglichkeit ist um in den USA zu studieren. Der Grund dafür ist Kooperation zwischen der University of New Orleans und der Universität Innsbruck welche einige Erleichterungen mit sich bringt. An beiden Universitäten gibt es Abteilungen/Büros die einem gerne alle Fragen beantworten und helfen die bereits reduzierte Bürokratie zu bewältigen. Ein weiterer für Studenten nicht unwesentlicher Vorteil sind die reduzierten Studiengebühren. Dennoch war klar, dass der Aufenthalt in den USA nicht billig werden wird.

Nachdem wir mit dem für Anrechnungen Zuständigen unseres Instituts gesprochen hatten war für meinen Kollegen und mich klar das Vorhaben erst im Master Studium umzusetzen, da dies die für uns bessere Option darstellte. Als wir dann zu Beginn des Masterstudiums begonnen haben uns um den Auslandsaufendhalt an der UNO zu kümmern wollte noch ein weiterer Studienkollege ein Auslandssemester an der UNO machen. Am Ende der Vorbereitungen waren wir also zu dritt um uns auf in die USA zu machen.

Anfang Jänner trafen wir uns also am Flughafen Innsbruck um unsere Reise nach New Orleans anzutreten. Wie sich unwesentlich später herausgestellt hat, war es die wohl beste Entscheidung den Flug direkt von Innsbruck bis nach New Orleans zu buchen und nicht nur bis zur ersten Zwischenlandung in den USA um von dort mit inländischen Billigfluglinien nach New Orleans zu fliegen. Nachdem wir unser Gepäck eingecheckt und die Sicherheitskontrolle passiert hatten warteten wir auf das Boarding für den Flug nach Frankfurt. Doch was war das? Der Flug wurde kurz vor Abflug gecancelt. Uns wurde recht schnell klar, dass wir dadurch unseren Anschlussflug in Frankfurt verpassen werden. Nachdem wir herausgefunden hatten, wie man aus dem Sicherheitsbereich wieder herauskommt ohne mit einem Flugzeug den Flughafen zu verlassen wurde uns am Schalter mitgeteilt, dass wir bereits auf den folgenden Tag umgebucht wurden. Aufgrund dieser Verspätung stand uns nun ein “Zuschuss” in Form der gesetzlich vorgeschriebenen Entschädigung zu. Diese hat uns die Fluglinie dann auch einige Zeit später und nach einigem Hin und Her mit den dafür zuständigen Stellen überwiesen.

Am nächsten Tag verlief alles mehr oder weniger reibungslos. Wir kamen in Houston mit einer ca. einstündigen Verspätung an und haben dort, wie kann es auch anders sein, den Anschlussflug nach New Orleans verpasst. Dies war jedoch kein Problem, da wir am Schalter in Houston auf den nächsten Flieger gebucht wurden in den wir direkt einsteigen konnten.

In New Orleans wurden wir dann bereits von Jacob, einem einheimischen Studenten an der UNO, der ein enges Verhältnis zu den Innsbrucker Studierenden an der UNO pflegt, abgeholt. Dort war es zum ersten Mal von großem 
Vorteil, dass wir uns bereits vor Abflug eine SIM-Karte eines US Telefonanbieters über Amazon bestellt hatten. Daher war es uns möglich mit allen vor Ort bereits von Anfang an zu telefonieren und auch das Internet zu nutzen. Ein Kartendienst wie Google Maps und eine mobile Internetverbindung ist in den USA Gold wert, da man sich sofort Möglichkeiten zum Essen und Trinken heraussuchen und navigieren kann als wäre man schon immer hier gewesen.

Nachdem uns Jacob dann zu unserer Wohnung/Zimmern am Privateer Place gebracht hatte wurde uns klar, dass die Geschichten vom eher etwas heruntergekommenen Privateer Place wahr waren. Da wir in gewisser Weise bereits darauf Vorbereitet waren stellte es kein großes Problem für uns dar. Der nächste “Kulturschock” kam nur Stunden später. Da wir erst am Abend in New Orleans angekommen sind und nachdem wir das Nötigste aus dem Supermarkt besorgt hatten wollten wir noch in einem Fast-Food laden etwas essen gehen. Es war bereits nach 23 Uhr doch er schien noch offen zu haben. Wie sich dann heraus stellte war nur noch der Drive-In besetzt, doch dort wollte man uns ohne fahrbaren Untersatz nichts verkaufen. Uns blieb nichts anders übrig als etwas vom vorher gekauften zu essen. Am nächsten Morgen lernten wir dann Gertraud, die Ansprechperson aller Innsbrucker Studierenden vom Center Austria, persönlich kennen.

In den ersten Tagen in New Orleans haben wir unsere Wohnung einer Grundreinigung unterzogen und den Haushalt gestartet indem wir unsere Pakete, das sind Sachen die von Vorgängern verkauft werden, ausgepackt und um einige Kleinigkeiten ergänzt haben. Die Möglichkeiten dazu bekamen wir in Form eines Bus Trip zum Walmart (ähnlich wie Metro nur größer) der vom International Center organisiert wurde.

Danach ging es dann auch schon los mit den Lehrveranstaltungen. Diese sind in New Orleans anders organisiert als in Innsbruck. So gibt es dort nicht die bei uns Informatikern übliche Aufteilung von Vorlesung und Proseminar. Es gilt bei allen Kursen Anwesenheitspflicht doch es gibt auch Professoren, die dies in keiner Weise kontrollieren oder ansonsten in die Note einfließen lassen. Anders als bei einer Vorlesung bei uns wird dort die Note für den Kurs aus mehreren Teilen zusammengesetzt. Dort fließen ein Midterm- und ein Final-Exam genauso in die Note ein wie Quizzes und eine Form der Hausübung. Quizzes sind kleine Tests die Regelmäßig gemacht werden, sie waren bei uns jedoch alle vorher angekündigt. Bei den Hausübungen gab es bei uns Gruppen Projekte, Programmieraufgaben und auch schriftliche Ausarbeitungen von Themen. Diese Art des Unterrichts hatte eine sehr große Ähnlichkeit zum Schulunterricht hier in Österreich. Bis auf einen Professor haben höchstwahrscheinlich all unsere Professoren den Notenschlüssel nachträglich an die Resultate angepasst (curved). Die Notengebung ist zwar theoretisch transparent aber dadurch, dass die meisten Noten angepasst wurden wusste man eigentlich nie was am Ende herauskommt. Uns wurde aber von früheren Studenten aus Innsbruck bereist gesagt, dass sich das positiv auswirkt und so war es auch bei uns. Die Noten sind besser ausgefallen als wir uns das erwartet hätten und im Nachhinein würde ich behaupten, dass das Studium an der UNO zwar mehr zeitlichen Aufwand erfordert als in Innsbruck, sofern man alle geforderten Aufgaben tatsächlich macht aber gute Noten zu bekommen ist einfacher, da die Aufgaben von der Schwierigkeit einfacher sind aber in größerem Umfang aufgeben werden.

Alles in allem hat man sich jedoch recht schnell in New Orleans eingelebt und das Leben dort wird genauso wie die Uni zur Routine. Das leben dort unterscheidet sich insofern von dem Daheim, als dass alles viel langsamer von statten geht. So bleiben Autofahrer in der Regel vor einem Zebrastreifen bereits viel früher stehen als das nötig wäre. Abgesehen davon kann man dort die Zeit auch gut für außeruniversitäre Aktivitäten nutzen. So sind wir mehrfach ins berühmte French Quarter (die Altstadt) gefahren. Dorthin gelangt man mit dem Bus, der direkt an der Uni losfährt. Sollte man mit den doch eher bescheidenen öffentlichen Verkehrsmitteln nicht das Auslangen finden sind neben den Taxis die beiden Fahrdienste Uber und Lyft sehr zu empfehlen. Diese können einfach per App bestellt werden und bringen einen einigermaßen günstig ans Ziel. Im French Quarter hört man an jeder Ecke Musik oder sieht andere Straßenkünstler und auch in den Pubs und Bars ist stets etwas los und Musik zu hören.

Für alle Nicht-Vegetarier ist es auch absolut kein Problem in den USA und speziell in New Orleans etwas passendes zum Essen zu finden. Die Bandbreite reicht von BBQ über Burger, bis hin zu den vielleicht weniger bekannten aber für New Orleans typischen Gerichte Po Boy’s, Gumbo und Jambalaya.

New Orleans ist die wohl verrückteste Stadt in der ich je war. Dies spiegelt sich auch in den ausgelassenen Festen der Stadt wieder. So durften wir abgesehen vom täglichen Leben in New Orleans auch einige besondere Feste miterleben. Dazu gehört der Saint Patrik’s Day an dem es natürlich eine für New Orleans typische Parade gab. Das außergewöhnliche bei diesen Paraden ist, dass nicht nur Beads (die Ketten), sondern auch Krautköpfe von den Wägen geworfen werden. Die Paraden sind für New Orleans so typisch, dass es auch Second Line Parades gibt bei denen z.B. eine Hochzeitsgesellschaft durch die Stadt zieht. Die wirklich großen Paraden finden jedoch im Zuge von Mardi Gras statt. Mardi Gras ist ein Faschings-Fest bei dem die ganze Stadt endgültig den Verstand verliert. Kurz zusammengefasst: Man kommt aus dem Staunen für ein paar Tage nicht mehr heraus. Es ist einfach nicht zu fassen, dass in einer Stadt so viele Paraden sein können und dennoch ist bei jeder von denen eine große Anzahl an Zuschauern die ausgelassen mitfeiern.

Ein weiteres Highlight war das Jazz and Heritage Festival bei dem ein großer Mix aus Musik Künstlern vertreten war. Es ist definitiv für jeden Musikgeschmack etwas dabei. Wie der Name schon vermuten lässt sind natürlich alle bekannten Künstler der Jazz Szene vertreten. Weiters gab es Gospel zu hpren welcher für die Region auch sehr typisch ist.

Abgesehen davon waren auch weltbekannte Künstler darunter wie z.B. Stevie Wonder vertreten. Abgesehen von den vorher genannten Festivals haben wir auch die Oak Ally Plantation besucht. Dabei handelt es sich um eine Plantage, auf der früher Sklaven gehalten wurden, um dort ihre Arbeit zu verrichten. Es war die etwas länger Fahrt definitiv wert, da auch diese dunkle und bedauerliche Vergangenheit zu Louisiana und New Orleans gehört. Diese Vergangenheit ist mitunter auch der Grund für den bunten Mix aus verschiedenen ethnischen Gruppen die in der Stadt leben.

Während der Zeit in New Orleans haben wir auch die Zeit für einen Road Trip nach Houston gefunden. Dort haben wir die Stadt, ein Rodeo und das NASA Space Center besucht. Bei einem weiteren Ausflug für ein verlängertes Wochenende sind wir nach Chicago geflogen um dort die Stadt kennen zu lernen. Chicago ist definitiv eine der tollsten Städte die wir in den USA besucht haben. Während dieses Besuchs hatten wir auch die Gelegenheit ein Eishockey Spiel der NHL und ein Konzert von Bon Jovi zu besuchen. Im Zuge von Spring Break haben wir den Urlaub in Miami verbracht. Währenddessen haben wir auch einen Ausflug nach Key West und in die Everglades gemacht.

Nach Ende aller Prüfungen hatten wir noch die Zeit um uns drei Wochen lang die restlichen USA anzusehen. Als erstes besuchten wir New York City. Die Größe dieser Stadt ist sehr beeindruckend. Der Kontrast zwischen all dem Grün im Central Park und den Hochhäusern die ihn umgeben macht New York zu einer der beeindruckendsten Städte in denen ich je war. Im Anschluss an New York sind wir mit einem Mietauto nach Washington, D.C. gefahren. Da Philadelphia mit der Independence Hall und allen andern historisch wichtigen Sehenswürdigkeiten auf der Strecke lag haben wird dort einen Zwischenstopp eingelegt um auch diese Sehenswürdigkeiten zu sehen. In Washington haben wir dann natürlich alle Sehenswürdigkeiten wie das Weiße Haus, das Washington Monument und das Kapitol um nur einige zu nennen angesehen bevor es zuerst zum Flughafen in Baltimore und von dort aus nach Las Vegas ging.

Was einen in Las Vegas erwartet sieht man bereits, wenn man aus dem Flugzeug aussteigt, denn das erste was einem ins Auge fällt sind die blinkenden Spielautomaten bei den Gates des Flughafen Terminals. Bevor wir die Stadt erkundet haben sind wird mit einem Mietwagen in Richtung Osten gefahren um dort mit einem mehrtägigen Road Trip alle Sehenswürdigkeiten zu erkunden. So ging es vom Hoover Dam über ein Teilstück der Route 66 zum Grand Canyon. Von dort fuhren wir weiter zum Monument Vally und am nächsten Tag dann nach Page. Page ist die Stadt oder wohl eher das Dorf das direkt neben dem Horseshoe Bend, dem Antelope Canyon und dem Glen Canyon Dam liegt. Von dort ging es dann zum Bryce Canyon. Im Anschluss daran führen wir zum Zion National Park und dann zurück nach Las Vegas.

In Las Vegas haben wir uns eine Cirque du Soleil Show angesehen und natürlich auch um ein paar Dollar in den Casinos gespielt. Die Stadt mit ihren Casinos und den dazu gehörigen Prunkbauten und Hotelanlagen sollte man definitiv einmal in seinem Leben besucht haben. Nach einem eintägigen Aufenthalt, der ausreicht um alle bekannten Casinos in der Stadt anzusehen, ging es weiter durch das Death Vally vorbei an den Mammoth Lakes zum Mono Lake. Am darauf folgenden Tag stand die Fahrt vom Mono Lake zum Lake Tahoe und dann nach Sacramento auf dem Programm. Von Sacramento ging es durch das Silicon Vally nach San Francisco mit all den bekannten Sehenswürdigkeiten. Nach einigen Tagen in San Francisco ging es zum Yosemite National Park. Anschließend fuhren wir einen kleinen Umweg um ein Stück des Highway 1 zu sehen und über Malibu nach Los Angeles. Dort haben wir noch die Stadt erkundet und waren einen Tag lang in den Universal Studios bevor es zurück nach New Orleans ging. Am darauf folgenden Tag haben wir von New Orleans aus unsere Heimreise zurück nach Innsbruck angetreten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Auslandssemester in New Orleans einiges an Lebenserfahrung mit sich brachte. Das Leben in den USA war dem in Europa im Großen und Ganzen sehr ähnlich, denn die meisten Unterschiede liegen im Detail. Alles in allem kann ich jedem nur empfehlen ein Auslandssemester zu machen um auch andere Länder kennen zu lernen. Mir selbst hat es gezeigt, dass man eine sehr schöne und interessante Zeit im Ausland verbringen kann aber auch wie schön und lebenswert es eigentlich hier in Tirol ist.

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