Durch die Partnerschaft zwischen der Universität Innsbruck und der University of New Orleans wurde es mir möglich gemacht, ein Semester an der besagten Universität zu verbringen. In den folgenden Zeilen möchte ich euch ein wenig meine Eindrücke und Erfahrungen dieses Auslandssemesters darlegen, um Studenten in den darauffolgenden Jahren vielleicht ein wenig bei der Entscheidung zu helfen.
Anfang August 2016 war es soweit und es hieß: Abflug vom Flughafen München Richtung New Orleans, allerdings begann der Tag des Abflugs gleich mit einem Paukenschlag; Delta Air Lines hatte genau am selben Tag einen weltweiten Zusammenbruch ihres IT-Systems zu beklagen, weshalb alle Flüge abgesagt werden mussten und wir durch das entstandene Chaos ganze 3 Tage benötigten um endlich „The Big Easy“ zu erreichen. Als kleine Entschuldigung für die Mühen wurden uns wenigstens 600 Euro des Flugpreises rückerstattet. Der nächste Schock folgte gleich bei der Ankunft am Privateer Place. Der Privateer Place ist eine Wohnmöglichkeit direkt am Campus, wo man die Wahl hat zwischen einem Zimmer in einer 2er- oder einer 4er-Wg. Die Preise schwankten dabei von 505 Dollar (4er-WG) bis hin zu 625 Dollar (2er-WG). Die Frage stellt sich nun: Warum Schock? Bei der Ankunft bekamen wir eine Wohnung im Erdgeschoss zur Verfügung gestellt, welche zwar sauber und ausreichend für die kommenden 4 Monate war, allerdings befanden sich die Ventilatoren für die Klimaanlage direkt neben den sehr dünnen Wänden unserer Wohnung, dessen Lärmpegel sehr enorm war und für europäische Ohren doch eine Umstellung bedeuteten. Also kleiner Tipp am Rande: bei der Zimmersuche im Privateer Place unbedingt Zimmer in Wohnungen suchen, welche sich im ersten oder zweiten Stock befinden. Ansonsten gab es nichts zu beanstanden. Das Feine am Privateer Place ist der Fakt, dass alle Studenten, egal ob amerikanische Kommilitonen oder Auslandsstudenten, an einem Platz vereint sind und somit die Kontaktsuche um einiges erleichtert wird. Dies ist insbesondere hilfreich, da man hierdurch viel leichter die amerikanische Kultur kennenlernt und seine eigenen Schlüsse in puncto kultureller Differenzen zwischen den USA und Europa ziehen kann. Die Mitarbeiter am Privateer Place waren zudem bemüht und hilfsbereit. Hatte man Probleme in der Wohnung wie z.B. abgebrochene Duschstangen oder fehlerhafte Klimaanlagen, wurde einem sofort weitergeholfen.
Verpflegungsmöglichkeiten gab es entlang des Campus zur Genüge, angefangen von der Mensa im Hauptgebäude der Universität über diverse Schnellimbissketten wie Starbucks, Popeyes, Subway etc. Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel waren nicht weit weg vom Campus; hier empfiehlt sich der Wal-Mart als günstigster Standort für Lebensmitteleinkäufe, obwohl auch der Wal-Mart preislich etwas höher einzuschätzen ist, als man es in Österreich von Lebensmittelketten wie Spar oder Billa gewöhnt ist.
Als Student des Masterstudiengangs „Accounting, Auditing and Taxation“ an der Sowi Innsbruck belegte ich diverse Kurse im Bereich Controlling, Statistik sowie Finance. Die Art, wie gelehrt wird, unterscheidet sich doch erheblich von dem, was ich persönlich aus Innsbruck gewöhnt war. Während sich in Innsbruck der Großteil der Prüfungen sowie die Deadlines verschiedener Arbeiten auf das Ende des Semesters hin konzentriert, wirkte das amerikanische System durchaus sehr verschult. An der Wochenordnung standen diverse Assignments, Hausübungen, Quiz sowie Übungsblätter. Das hilft einerseits, dass man ständig „am Ball“ bleibt und wissenstechnisch immer am aktuellsten Stand liegt, allerdings die Selbstständigkeit schon eher auf der Strecke bleibt. Zudem gab es 2 wichtige Prüfungswochen, eine zu Mitte und eine zu Ende des Semesters. Weiter positiv herauszuheben sind die große Hilfsbereitschaft und das Engagement der Professoren. Fragen zum jeweiligen Kurs wurden innerhalb von Minuten bereits beantwortet und es stand einem ständig die Bürotür der Professoren offen. Aus finanzieller Hinsicht eher negativ zu beurteilen sind die zum Teil sehr hohen Kosten für das Lernmaterial. Verzichtete man auf die vorgegebenen Lehrbücher, dessen Preise im Schnitt bei ca. 150-200 Euro lagen, musste man dennoch in einigen Modulen einen Onlinezugang kaufen, da dieser für die Hausübungen sowie Quiz benötigt wurde. Grundsätzlich bin ich aufgrund meiner gesammelten Erfahrungen der Meinung, dass, obwohl natürlich Unterschiede in den Modulen existieren, das Niveau der Lehre an der Universität Innsbruck höher einzuschätzen ist als an der University of New Orleans.
Abseits des Studiums bietet die Stadt eine jede Menge zu entdecken und zu erleben. So war buchstäblich für jeden Typ etwas dabei: Feierwütige können sich in der Ausgehmeile entlang der Bourbon Street austoben, Musikliebhaber genießen Jazz auf Weltklasseniveau in der Frenchmen Street oder auf dem Jazz- sowie dem Voodoofestival, Fans der Historie und der Kultur der Stadt besuchen das National World War II Museum, gruseln sich bei einer der vielen angebotenen „Ghost Tours“ oder sehen sich einen der pompösen Friedhöfe an. Liebhaber eines gepflegten Essens kommen ebenfalls in New Orleans voll auf ihre Kosten: durch die Einflüsse der kreolischen sowie Cajun-Küche werden eine Vielfalt von unterschiedlichsten Speisen angeboten. Das beginnt bei den traditionellen Gerichten wie Gumbo oder Jambalaya, sogenannte Po’boys und alle möglichen Varianten von Seafood wie z.B. Flusskrebse, Austern, Krabben, Hummer und Shrimps. Abgerundet wird die Küche mit den weltberühmten Beignets im Café du Mond, eine Form von frittierten Teigtaschen, die mit jeder Menge Staubzucker serviert werden.
Da ich eher zum Typ Sportfan gehöre, kam ich als großer Anhänger des American Footballs und folglich
der New Orleans Saints voll auf meine Kosten. Der Besuch des Mercedes-Benz Superdomes gehört für einen Auslandsstudenten zumindest im Wintersemester zum absoluten Pflichtprogramm! Zum einen um die einzigartige Atmosphäre, besonders beim Abspielen der amerikanischen Hymne, aufzusagen, zum anderen einer Legende wie Quarterback Drew Brees live auf die Füße zu schauen. Neben dem Besuch der Saints ist ebenfalls ein Trip in die Hauptstadt von Louisiana, Baton Rouge, einzuplanen um ein Spiel der Louisiana State University inklusive des Tailgatings mitzuerleben. Tailgating ist ein soziales Event vor dem Spiel, wo sich Familien und Fans auf den Parkplätzen vor dem Stadion treffen, grillen und sich auf
das Spiel einstimmen. Des Weiteren ist auch ein Besuch des Smoothie King Centers empfehlenswert, wo das örtliche NBA-Team, die New Orleans Pelicans rund um Superstar Anthony Davis angesiedelt sind.
Wenn man sich schon einmal in den Staaten befindet, bieten sich jede Menge Reisen an, da Inlandsflüge verhältnismäßig günstig sind sowie das Anmieten eines Autos überraschend komplikationsfrei und billig ist. Hierzu muss man jedoch hinzufügen, dass man für das Mietauto besser älter als 25 Jahre ist, da ansonsten der Preis schnell in die Höhe schießt. Während des Semesters unternahmen meine Studienkollegen zwei Trips. Im September stand eine Rundfahrt mit dem Mietauto durch Texas auf dem Programm, welches die Städte Austin, San Antonio und Houston beinhaltete. Hierbei sind das NASA Space Center in Houston sowie das Texas State Capitol in Austin hervorzuheben. Trip Nummer zwei war ein Städtetrip nach „Chi-Town“, Chicago. Diese Stadt bietet ebenfalls eine schiere Masse an Sehenswürdigkeiten an, die Wichtigsten sind dabei der Willis Tower inklusive „Skydeck“ im 103. Stock des Hochhauses, der Navy Pier sowie die „Magnificent Mile“, eine Shoppingmeile für alle Anhänger von ausgedehnten Einkaufstrips.
Nach der erfolgreichen Bewältigung der „Finals Week“, der Prüfungswoche am Ende des Semesters, unternahm ich zur Abrundung des Semesters noch eine Rundfahrt durch Kalifornien und Nevada. Start
des Trips war in Los Angeles mit Besuch des Hollywood Boulevards und der Universal Studios, danach ging es nach San Diego bis hin nach Las Vegas, um sich dort einmal an den Spieltischen zu versuchen. Geendet hat die Rundreise nach mehreren Zwischenstopps entlang der US-Westküste in San Francisco, wo mit einem abschließenden Bild der Golden Gate Bridge am 30.12.2016 die Heimreise nach Österreich angetreten wurde.
Das Stipendium war dahin sehr hilfreich, als dass nicht nur die Studiengebühren von ca. 4300 Euro sowie die monatliche Miete von 505 Dollar sehr teuer waren, sondern auch die allgemeinen Lebenserhaltungskosten wie z.B. Lebensmittel oder Lernmittel wie z.B. Bücher, spezielle Taschenrechner sowie diverse Onlinezugänge für die Bewältigung der Hausübungen preislich um Einiges höher einzuschätzen sind als in Österreich. Nichtsdestotrotz war es eine einmalige Erfahrung, die einem nicht nur akademisch, sondern auch persönlich weiterbringt, da es jedem zum Empfehlen ist, einmal für mehrere Monate die amerikanische Kultur mitzuerleben und Differenzen zur europäischen Kultur herauszufiltern. In akademischer Hinsicht war es wertvoll, da einem die Chance gegeben wird, das Österreichische Hochschulsystem mit dem Amerikanischen zu vergleichen.
