Ich durfte letztes Semester mit einigen anderen Innsbrucker Studierenden nach New Orleans – an die UNO – fahren, um dort zu studieren. Die Vorbereitungen darauf umfassen zwar ziemlich viele Schritte und Bürokratisches, wenn allerdings mal die Visums-Angelegenheit geklärt ist, geht alles recht einfach und unkompliziert. Die Vorfreude stieg also weiter an, als der Abflug näher rückte. Fünf Monate, so dachte ich, sind ja wirklich eine lange Zeit und ich werde die Stadt und das Leben dort so richtig kennenlernen.

Im Vorfeld wurde uns mehrfach vom „Zustand im Privateer Place“ erzählt, den wir keinesfalls mit dem eines Hotels vergleichen sollten. Unsere Erwartungen diesbezüglich waren folglich eher niedrig, haben wir doch Geschichten über unliebsame Haustiere, Lärm und Teppichböden erzählt bekommen. Vielleicht war dies letzten Endes auch unser Glück, denn als wir aus dem überteuerten Taxi beim Office a.k.a Poolhouse beim Privateer Place ausstiegen, waren wir eigentlich positiv überrascht. Die Anlage ist richtig putzig, es gibt einen Pool, einen Volleyballplatz, eine BBQ-Area und die gesamte Anlage schaut eigentlich ziemlich gepflegt aus. Die Appartements rechtfertigen zwar nicht den Preis von über 500$, aber wir
sind ja Innsbrucker Wohnungspreise gewohnt. Unsere Vierzimmerwohnung war durchaus ausreichend, es funktionierte alles und nach einer Grundreinigung wurde es auch gemütlich. Mein Glück war, dass ich ein Zimmer mit zwei Fenstern hatte, dadurch war mir viel Tageslicht (und im Sommer sehr hohe, im Dezember sehr niedrige Temperaturen) vergönnt. Amerikanische Leichtbauweise eben. Ich hab es auf jeden Fall sehr genossen, direkt am Campus zu leben. Meinem Geldbörserl hat das auf alle Fälle auch gut getan, konnten wir ja immer selber kochen. Am Areal wohnen viele andere International Students, die von überall herkommen und mit denen man ziemlich viel Zeit verbringt.

Auch wenn mich hier nun alle nach meinem „Urlaub“ in New Orleans fragen, muss ich zugeben, dass ich noch nie so viel für die Uni gemacht habe, wie dort. Das System ist vollkommen verschult, es ist fast immer Anwesenheitspflicht, es gibt andauernd Quizzes und Assigments, die zusammen mit der Midterm und Final Exam die Note ausmachen. Die Prüfungen sind im Vergleich allerdings recht einfach, aber man muss eben während dem Semester einiges, in meinem Fall vor allem Lesen, machen. Im Großen und Ganzen waren meine Kurse aber recht spannend – ich empfehle vor der Kursauswahl die Seite www.ratemyprofessors.com, so hatte ich wirklich gute und engagierte Professoren. Neben den Kursen gibt es am Unigelände auch einige Aktivitäten und Events, wie „Swamp Ball“ oder „Soccer Championship“.
Nun zur Stadt selbst, was soll ich sagen. Der Campus liegt zwar ein Stück außerhalb von der Innenstadt, aber mit dem Bus (und wenn der halt mal nicht kommt, mit dem Uber) kommt man recht flott ins French Quarter. Dort finden sich an jeder Ecke Straßenmusiker und –künstler, die meiner Meinung nach New Orleans so besonders machen. Die Menschen feiern schon am Nachmittag und genießen Musik, Speis und Trank. Abends waren die Frenchmen Street stets beliebter Ausgehspot, wo sich „riverside“ viele coole Bars mit Livemusik aneinanderreihen. Zu später Stunde wird dann die Bourbon Street interessant, die am Wochenende gesteckt voll ist mit Leuten. Unter der Woche gibt es in verschiedenen Bars und Clubs bestimmte Specials und jedes Wochenende gibt es wohl irgendein Festival, bei dem entweder Musik, Essen oder Sport gehuldigt wird.

Ein tolles Erlebnis war auch unser Besuch eines Spiels der New Orleans Saints im Superdome und der Trip nach Baton Rouge, wo wir die LSU Tigers angefeuert haben. Ein Besuch eines Footballspiels ist eine Besonderheit für sich, die Stimmung und der Aufwand der dafür betrieben wird sind spektakulär und wirklich sehenswert! Auch im näheren Umland von New Orleans gibt es viel zu entdecken, unter anderen die wirklich beeindruckenden Plantagen (Oak Alley und Evergreen Plantation – zweitere bekannt aus dem Film Django Unchained) oder die Swamp Tours. Auch zum Meer ist es keine Weltreise, Biloxi (Mississippi) ist nur eine gute Stunde entfernt und der wunderschöne Strand bei Pensacola nur drei Stunden. Im Nachhinein haben wir uns wahrscheinlich zu selten ein Auto ausgeliehen, um solche Kurztrips zu unternehmen, denn Leihautos und vor allem Sprit sind vergleichsweise so günstig.
Auf alle Fälle waren die fünf Monate auf einmal schon wieder vorbei, und am Ende war die Zeit dort eigentlich viel zu kurz. Hätte ich vom Studium aus die Möglichkeit gehabt, noch ein Semester länger zu bleiben, hätte ich das vermutlich auch gemacht. So bleiben jetzt unglaubliche Erinnerungen an eine unglaubliche Zeit, in der ich so viele nette Menschen aus der ganzen Welt kennenlernen durfte und ich freu mich jetzt schon, dass es ab kommendem Sommer Direktflüge aus Deutschland nach New Orleans gibt. Weil ich weiß jetzt schon, dass ich bald wieder hin möchte, in „the Big Easy“ der USA.
