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Name: Univ.Prof. DDr. Jürgen Huber

Institut und Team: Institut für Banken und Finanzen

An der Fakultät seit: 1998

  • Der Klimawandel und CO2-Besteuerung, wobei die Steuereinnahmen in Form einer Klimadividende wieder an die Bevölkerung ausgeschüttet werden sollte.
  • Wie Krypto-Währungen, Digital Euro und NFTs die Finanzwelt der Zukunft beeinflussen.
  • Im Bereich Kommunikation erforschen wir, wie unser Verhalten und unsere Entscheidungen bei face-to-face vs. online (Zoom) vs. Telefon vs. e-mail variieren.
  • Studien zur Verbesserung der Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Forschung.

Der Klimawandel wohl für jeden, aber v.a. für politische Entscheidungsträger. 
Die Krypto-Themen und der Digitale Euro v.a. Banken und Aufsichtsbehörden.
Der Bereich Kommunikation ist vermutlich für jede/n relevant und interessant, hat die Pandemie doch fast jeden, von der Schülerin bis zum Verwaltungsbeamten für vieles online „gezwungen“.
Studien zur wissenschaftlichen Forschung sind v.a. für andere Forscher relevant.

  1. Im Bereich der CO2-Bepreisung führen wir aktuell ein großes Online-Experiment in den USA (wo die Meinungen dazu deutlich polarisierter sind als bei uns) durch, bei dem wir erforschen, wie das klimaschädliche Verhalten durch verschiedene Ausgestaltungen eines Klimabonus beeinflusst wird. Wir variieren dabei, ob jeder gleich viel von den Steuereinnahmen erhält, oder ob jene die weniger verschmutzen mehr Geld bekommen. Unsere Ergebnisse, auf die wir schon sehr gespannt sind, könnten für politische Entscheidungsträger sehr relevant sein. 
  2. Im Bereich Kommunikation führen wir ein Experiment durch, wo jeweils zwei Studierende entweder face-to-face, online (Zoom), via Telefon oder per E-Mail miteinander kommunizieren und dann eine Entscheidung treffen müssen die den Verdienst von beiden beeinflusst. Wäh-rend bei E-Mail nur geschriebene Worte zur Verfügung stehen, kommt beim Telefon die Stimme, bei Zoom zusätzlich das Bild hinzu, und bei face-to-face spielt auch Körpersprache eine Rolle. Wir erwarten, dass es hier zwischen den verschiedenen Kommunikationsformen deutliche Unterschiede in den Entscheidungen geben wird.
  3. Zur Verbesserung der Zuverlässigkeit wissenschaftlicher Forschung haben wir das Projekt „Nobel and Novice“ durchgeführt: Ein wissenschaftliches Forschungspapier das von einem Nobelpreisträger und seinem (in der community noch unbekannten) Doktoranden geschrieben wurde, wurde an hunderte andere Forscher zur Begutachtung ausgeschickt, um deren Einschätzung zu erhalten, wie dies bei wissenschaftlichen Journals üblich ist. Dabei sahen 1/3 der eingeladenen Forscher keine Autorennamen; 1/3 sahen den Nobelpreisträger und 1/3 den Doktoranden. Uns interessierte dabei, wie die Einschätzung von der Prominenz des Autors abhing. Kernergebnis: Wenn der Nobelpreisträger als Autor gezeigt wurde, waren die Einschätzungen und Empfehlungen dramatisch besser als wenn der Doktorand oder kein Autor gezeigt wurde. Die Hoffnung, dass Wissenschaft immer perfekt „objektiv“ ist, erfüllt sich hier also nicht vollständig.

Für meine Entwicklung enorm wichtig waren v.a. meine ersten Laborexperimente: gemeinsam mit meinem Kollegen Michael Kirchler programmierte ich eine Aktienbörse, lud 20 Studierende in’s Computerlabor und „spielte“ dort verschieden Marktsituationen durch. Anfangs variierten wir v.a. den Informationsstand der Händler (vom „Unwissenden“ bis zum Insider), später untersuchten wir Finanztransaktionssteuern, den Einfluss von Bonuszahlungen, und Faktoren die Spekulationsblasen fördern oder reduzieren können. Durch diese Arbeiten wurde Innsbruck international zu einem der führenden Zentren im Bereich „Experimental Finance“. Wir gewannen wichtige Erkenntnisse, konnten Forschungsgelder über mehrere Millionen Euro einwerben, und lernten selbst sehr viel über Märkte. Bis heute setze ich diese Märkte gerne in meiner Lehre ein, und diese machen den Studierenden viel Spaß.

Besonders lehr- und aufschlussreich waren für mich in den letzten Jahren Projekte im Bereich der „Crowd research“. In diesem Bereich werden Hunderte Forscher gebeten, anhand derselben Daten dieselben Forschungsfragen zu beantworten. Was uns dann interessiert ist die Streuung der Ergebnisse, d.h. wie sehr die Einschätzungen der Forscher voneinander abweichen – denn wenn sie anhand derselben Daten dieselben Fragen erforschen, so sollten doch dieselben (bzw. sehr ähnliche) Ergebnisse zu erwarten sein. Wir finden aber bisher eine sehr große Streuung der Ergebnisse, und wir halten es für sehr wichtig, dies der wissenschaftlichen community auch vor Augen zu führen. Ich schreibe „wir“, weil so große Projekte nur als Teamleistung mehrerer (meist um die 6-8) Forscher, die das organisieren, möglich sind.

National ist vor allem der vom FWF finanzierte Spezialforschungsbereich „Credence goods“ zu nennen, durch den über einen Gesamtzeitraum von 8 Jahren etwa 30 ForscherInnen mit verschiedenen Stärken an einem übergeordneten Thema (eben „Credence goods“=Vertrauensgüter wie bspw. eine Zahnarztbehandlung oder eine Computerreparatur) zusammenarbeiten.

International ist es nicht ein fixes Netzwerk, sondern die über mehrere Jahre aufgebauten und durch spannende gemeinsame Projekte zusammengeschweißte Kooperationen mit geschätzten KollegInnen, in meinem Fall bspw. mit Anne Dreber und Magnus Johannesson von der Stockholm School of Economics und Utz Weitzel von der VU Amsterdam.

Meine Promotion, im Jahr 2001 an der Universität Innsbruck, war zum Thema „Wahlbörsen“, das sind Prognoseinstrumente um den Ausgang von Wahlen (aber auch anderen unsicheren zukünftigen Ereignissen) vorherzusagen. Solche Wahlbörsen sind oft Umfragen überlegen, da hier Marktmechanismen genutzt werden um Informationen zu sammeln und zu aggregieren.

Meine Habilitation im Jahr 2008 an der Universität Innsbruck erfolgte für das gesamte Fach „Betriebswirtschaftslehre“, wobei die vorgelegten Publikationen natürlich v.a. in den Bereichen Behavioral und Experimental Finance waren. Ich stelle an mich aber durchaus den Anspruch, die Breite des Faches zumindest in einer gewissen Tiefe zu verstehen und auch lehren zu können.

Ein sehr großer Teil meiner Lehre ist „forschungsgeleitet“, d.h. die Forschungsfragen und Ergebnisse meiner Projekte fließen laufend in meine Lehre ein – dies insbesondere im Masterstudium, aber durchaus auch im Grundstudium. Besonders nahe an der Forschung sind die Laborsessions, die ich – wiederum v.a. im Master – durchführe. Dazu kommen die Studierenden in’s Computerlabor, und dort erhalten sie Instruktionen, dass wir z.B. einen Aktienmarkt durchführen, auf dem sie eines von mehreren Informationsniveaus wählen können (natürlich gegen höhere Kosten bei höheren Informationsniveaus). Dabei sind die Studierenden im Wettbewerb gegeneinander, denn jede/r hat dasselbe Anfangsvermögen und dieselben Möglichkeiten. Es ist sehr spannend zu sehen, welche Strategien die Studierenden dabei wählen, und wie sie dem Ergebnis entgegenfiebern. Natürlich diskutieren wir dann auch über die Ergebnisse. Gerade für Studierende die noch nie an einer Börse gehandelt haben, sind diese Erfahrungen meist sehr wertvoll und lehrreich.

Es ist ein enormes Privileg, und eines das man in kaum einem anderen Beruf hat, sich selbst auszusuchen, woran man arbeitet, mit wem man zusammenarbeitet und wie man eine Forschungsfrage angeht. Obwohl ich Professor für Finanzwirtschaft bin, und meist in diesem Bereich forsche, habe ich auch schon Studien zu Gehirnforschung, oder zu „Metascience“ gemacht. Diese Freiheit schätze ich enorm.

Das zweite große Privileg ist, dass man ständig in einem Umfeld von kreativen, interessierten und lernfreudigen, jungen Menschen ist – den Studierenden und den eigenen MitarbeiterInnen. Während man selbst ja doch jedes Jahr ein Jahr älter wird, bringt jedes neue Studienjahr eine neue Generation von Studierenden, bei denen ich versuche, mit guten Vorlesungen, provokanten Fragen und einer offenen Tür die Neugierde und Begeisterung für Wissenschaft und Wirtschaft zu wecken bzw. zu nähren. Hier jedes Jahr hunderte junge Menschen ein kleines Stück ihres Weges begleiten zu dürfen ist für mich eine große Ehre und Freude.

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