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Name: Univ. Prof. Leonhard Dobusch

Institut und Team: Institut für Organisation und Lernen

An der Fakultät seit: 02/2016
 

Ein Schwerpunkt meiner Forschung beschäftigt sich mit Offenheit als Organisationsprinzip, das in immer mehr Bereichen Verbreitung findet – von Open Source Software und Open Science über Open Innovation und Open Data bzw. Government bis hin zu Open Strategy. Eine zentrale Erkenntnis ist hier, dass rein formale Offenheit oft mit unintendierter Exklusion einher geht. Dementsprechend stellt sich die Frage, was die Voraussetzung für Formen inklusiver Offenheit sind.

Ein zweiter Schwerpunkt sind „Alternativen zu geistigen Eigentumsrechten“ im Umgang mit regulatorischer Unsicherheit in kreativen Prozessen in der Pharma-Industrie. Hier untersuchen wir beispielsweise Versuche, Entwicklung von und Zugang zu COVID19-Impfstoffen jenseits von traditionellen, patent-basierten Ansätzen zu organisieren und so offener auch für Länder des Globalen Südens zu gestalten.

Ein dritter Schwerpunkt versucht unser Verständnis von Organisation ganz grundlegend neu im Sinne von Organisationalität zu fassen, um so auch neue, fluide Organisationsformen erfassen zu können, ohne zugleich auf analytische Abgrenzungen von anderen Formen des Sozialen verzichten zu müssen. Hierbei wird Organisationalität als eine graduelle Eigenschaft sozialer Systeme gefasst, welche unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann.

Fragen (des Umgangs mit) gesteigerter organisationaler Offenheit stellen sich in nahezu sämtlichen Organisationen, egal ob Unternehmen, öffentlichen Verwaltungen oder im Bereich der Wissenschaft. Ähnliches gilt für neue, fluide Organisationsformen und -prozesse.

Der Umgang mit regulatorischer Unsicherheit im Kontext von geistigen Eigentumsrechten hat nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie an Relevanz gewonnen, da der Zugang zu Impfstoffen und Medikamenten im Globalen Süden – ganz abgesehen von ethischen Überlegungen – auch eine Voraussetzung für die Bekämpfung der Pandemie im Globalen Norden selbst ist.

  • Gemeinsam mit Violetta Splitter (Universität Zürich), Georg von Krogh (ETH Zürich), Richard Whittington (University of Oxford) und Peter Walgenbach (Universität Jena) bin ich Mitherausgeber eines Special Issues der Zeitschrift „Organization Studies“ zum Thema „Open Organizing in an Open Society? Conditions, Consequences and Contradictions of Openness as an Organizing Principle
  • Gemeinsam mit Sigrid Quack (Universität Duisburg-Essen) beschäftigen wir uns in einem von DFG und FWF geförderten, dreijährigen Forschungsprojekt mit alternativen Formen der Regulierung von Kreativität jenseits klassischer Formen von sogennanten „geistigen Eigentumsrechten“ „Organizing Creativity under Regulatory Uncertainty: Alternative Approaches to Intellectual Property
  • Mit Dennis Schöneborn (Copenhagen Business School) und David Seidl (Universität Zürich) arbeite ich an einer grundlegenden Konzeption einer „Theorie der Organisationalität“.

Im Themenbereich organisationale Offenheit waren das u.a. Forschungsprojekte zur (fehlenden) Offenheit von Strategieprozessen im Kontext der freien Online-Enyzklopädie Wikipedia:

  • Dobusch, L., & Dobusch L. (2022): Wie offen sind ‚offene’ Online-Gemeinschaften? Inklusion, Exklusion und die Ambivalenz von Schließungen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 74, 257–281
  • Dobusch, L., Dobusch, L., & Müller-Seitz, G. (2019). Closing for the Benefit of Openness: Lessons from Wikimedia's Open Strategy Process. Organization Studies, 40(3), 343-370.
  • Dobusch, L., & Kapeller, J. (2018). Open Strategy-making with Crowds and Communities: Comparing Wikimedia and Creative Commons. Long Range Planning, 51(4), 561-579

Im Themenbereich regulatorischer Unsicherheit und alternativer Regulierungsformen von Immaterialgüterrechten :

  • Dobusch, L., Hondros, K., Quack, S., & Zangerle, K. (2021). Between Anxiety and Hope: How Actors Experience Regulatory Uncertainty in Creative Processes in Music and Pharma. Research in the Sociology of Organizations, 75, 137-160
  • Dobusch, L., Lang, M., & Quack, S. (2017). Open for Feedback? Formal and Informal Recursivity in the Transnational Standard-Setting of Creative Commons. Global Policy, 8 (3), 353–363

Im Bereich neuer Formen der Organisationalität eine Studie zur kommunikativen Konstitution des Hacker-Kollektivs Anonymous:

  • Dobusch, L., & Schoenborn, D. (2015). Fluidity, Identity and Organizationality: The Communicative Constitution of Anonymous. Journal of Management Studies, 52 (8), 1005-1035

Im Rahmen der Academy of Management bin ich Vorsitzender des Executive Boards der Interest Group „Strategizing Activities and Practices“.

Außerdem war ich regelmäßig Leiter von Sub-themes des jährlich stattfinden Colloquiums der European Group of Organization Studies zu Themen organisationaler Offenheit.

Ich habe im Rahmen des DFG-geförderten Graduiertenkollegs „Pfade organisatorischer Prozess“ an der FU Berlin zum Thema „Windows versus Linux: Markt – Organisation – Pfad“ über (gescheiterte) Versuche in großen Stadtverwaltungen, konkret Berlin, Frankfurt, München und Wien, ihre Desktop-Softwareumgebung von Windows auf Linux zu wechseln.

Das Forschungsthema „Offenheit als Organisationsprinzip“ versuche ich auch in meinen Lehrveranstaltungen zu leben. Beispielsweise im Rahmen eines wiki-basierten Kurses zum Thema „Open Organizations and Organizing Openness“ sowie in Form der kollaborativen und offenen Online-Kursreihe "Organizing in Times of Crisis“, dessen erste Fassung zum Thema „The Case of Covid19“ mit dem „Ideas Worth Teaching Award“ des renommierten Aspen Institute ausgezeichnet worden ist. In beiden Fällen sind sämtliche Kursunterlagen unter freien Lizenzen offen im Netz zugänglich.

An der Fakultät für Betriebswirtschaft der Universität Innsbruck schätze ich ganz besonders die große Offenheit für verschiedene Methoden und Theorien, die wiederum Voraussetzung für transdisziplinäre Anschlussfähigkeit und Zusammenarbeit ist.

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