Haus im Wandel

Das Gebäude Museumstraße 1 soll aufgestockt werden. Im Rahmen eines geladenen Wettbewerbs werden Konzepte für die innerstädtische Nachverdichtung gesammelt. Auch die Fassade soll neugestaltet werden. Die Fassade schreibt bereits Geschichte und wurde immer wieder dem Zeitgeist entsprechend angepasst.

Hubert Prachensky, Haus Unterberger, Museumstraße 1, Innsbruck (1952). © Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, Nachlass Ekkehard Hörmann.

Hubert Prachensky, Haus Unterberger, Museumstraße 1, Innsbruck (1952). © Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, Nachlass Ekkehard Hörmann.

Schon durch die Lage an der Ecke Burggraben/Museumstraße ist das ehemalige „Unterbergerhaus“ den Innsbrucker:innen allseits bekannt. Einerseits fügen sich die schlicht gestalteten Fassaden mit historisierenden Elementen gut in das historische Stadtgefüge ein, andererseits irritiert der Block durch seine monumentale Geschlossenheit und eine Formensprache, die sich nicht sofort zeitlich einordnen lässt. Den im Rund oder in stumpfen Winkeln geführten Fassadenfluchten im Westen und Süden setzt das Haus Museumstraße 1 eine klare Kante entgegen. An die östlich angrenzende Fassade wiederum tastet sich das Gebäude durch die durchgehende Traufe und die übergreifende Ladenzone heran.

 

Neugestaltung durch Ekkehard Hörmann (1986), Haus Unterberger, Museumstraße 1, Innsbruck. © Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, Nachlass Ekkehard Hörmann.

Neugestaltung durch Ekkehard Hörmann (1986), Haus Unterberger, Museumstraße 1, Innsbruck. © Archiv für Bau.Kunst.Geschichte, Nachlass Ekkehard Hörmann.

Das Bestandsgebäude aus dem frühen 19. Jahrhundert wurde im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört. Das betraf vor allem den westlichen Teil des Gebäudes. Fotos aus dem Stadtarchiv Innsbruck dokumentieren die Kriegsruine. Überlegungen, den zerstörten Teil wieder aufzubauen wurden verworfen. Im Nachlass von Hubert Prachensky im Archiv für Bau.Kunst.Geschichte finden sich aus den früher 1950er Jahren verschiedene Entwurfsvarianten für einen Neubau im Stil der Nachkriegsmoderne. Die Entwürfe konzentrieren sich vor allem auf die Strukturierung der glatten Fassade durch zweiseitige Fensterbänder und deren Rhythmus. 1982 wurde Ekkehard Hörmann beauftragt, die reduzierte Nachkriegsgestaltung der Fassade zu überformen. Hörmann akzentuiert die Fassaden, indem er Gurtgesimse als Elemente der horizontalen und damit klassischen Gliederung einführt. Als plastische Elemente werden zudem auskragende Fenstergesimse eingeführt und an beiden Seiten Erker über zwei Geschosse ausgebildet. Eine gewisse Eleganz erreicht die Umgestaltung Prachenskys durch die enge Reihung schmaler Fenster zu einem Fensterband im obersten Stockwerk. Hörmanns Überschreibung der Fassade Museumsstraße kann als Überschreibung der nüchternen Nachkriegsmoderne bewertet werden oder als Annäherung an die Formenvielfalt der Nachbarbebauung. Adaption im positiven Sinne. Inwiefern eine Ausbildung zeitgenössischer Trends immer die adäquate Reaktion sein muss oder Bestandsintegration vorrangig zu behandeln ist – der Wettbewerb und die Juryentscheidung werden gespannt erwartet. 

 

 

Hinweise:
Text: Hilde Strobl;
Recherche: Lisa Dinser

 

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