Stubenmöbel der klassischen Moderne in Tirol

 

Priv.-Doz. Dr. Christoph Hölz in Zusammenarbeit mit Klaus Hackl
in Fortführung der Ausstellung im Archiv für Baukunst 2012

 

Die alpenländische Stube gehört zu den großen kulturhistorischen Leistungen des alpinen Raums. Bis heute ist sie ein Exportschlager Tirols. Vor mehr als vierhundert Jahren entstand dieser Typus eines Wohnund Arbeitszimmers, dessen räumliche Struktur sowie seine Bestandteile seitdem klar definiert sind: der Esstisch mit Eckbank unterm Herrgottswinkel, die Holztäfelung und der Kachelofen mit Ofenbank. Während dieser langen Zeit erwies sich der Typus als ebenso praktikabel und beliebt wie anpassungs- und wandlungsfähig. Er beeinflusste in der Folge auch die Gestaltung bürgerlicher Wohnzimmer und Amtsstuben, Gastsstuben, Restaurants und Hotelfoyers. Die weitaus größte Zahl an Tiroler Stuben ist im privaten Bereich zu finden. Als bodenständiger und vertrauter Raumtyp im kollektiven Bewusstsein verwurzelt, konnte die Stube die Rolle des bürgerlichen Wohnzimmers, der Wohndiele, und des städtischen Salons übernehmen.

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Die Möblierung konnte durch Schlafcouch, Schreibtisch und bequeme Polstersessel, sog. Kanadier, erweitert werden, ohne dass der Raumeindruck der Stube verloren ging. Der Stil changiert dabei zwischen ländlich-rustikal und elegant, auf jeden Fall muss er gemütlich und bequem sein.

 

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In den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstanden Interieurs einer unangepassten Moderne, die durch ihre kraftvolle Formgebung, ihre handwerkliche Verarbeitung sowie einer robusten Materialästhetik besonders faszinierten. Die Ausstellung im Archiv für Baukunst der Universität Innsbruck (im Adambräu) findet anlässlich der Architekturtage 2012 zum Thema „Anders als gewohnt“ statt. Sie zeigt originale Möbel der wichtigsten Vertreter der Tiroler Moderne: Franz Baumann (1892-1974), Clemens Holzmeister (1886-1983), Siegfried Mazagg (1902-1932), Wilhelm Nicolaus Prachensky (1898-1956), Wilhelm Stigler (1903-1976) und Lois Welzenbacher (1889-1955). Gerade heute werden die Räume und Möbel wieder als überzeugende Beispiele einer autochthonen Raumgestaltung entdeckt und als Vorbilder moderner Stuben und Wohnungsausstattungen wert geschätzt. 

Die Wiener Designerin Miki Martinek und der Münchner Produktgestalter Klaus Hackl beziehen sich in ihrer Arbeit auf diese Möbelklassiker. Ihre Neuentwürfe interpretieren Form und Konstruktion und markieren zwei Positionen einer möglichen Weiterentwicklung.

 

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