Design Studio 1 - Re-Inventing Europe - The Case of Sicily
Peter Volgger
„Architecture is a political act, by nature“, sagt Lebbeus Woods. Sein Satz ist aktuell wie nie. Architektur ist politisch, sie muss sich politisch einmischen. In Zeiten großer Umbrüche kann Architektur Dialogräume schaffen, Menschen und Kollektiven eine Form der Repräsentation geben. Architektur läuft den politischen Diskussionen nicht hinten nach, sondern schafft aktiv einen politischen Raum, indem sie immer wieder neu definiert, was Veränderung bedeutet. Heute steht die Welt vor einem dramatischen Umbruch, eine neue Weltordnung nimmt zügig Gestalt an. Neue Ideen und Perspektiven sind gefragt, die uns in die Lage versetzen, angemessen und zeitnah auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren. Umberto Eco behauptete bekanntlich, Europas Sprache sei die Übersetzung. Aber, Übersetzung von was? Und in welche andere Sprache? Über-Setzung ist die Konfrontation von Europa mit etwas anderem. Was könnte das Andere Europas sein? Europa ist kein Thema für uneingeschränkten politischen Optimismus, sondern eher ein gewagtes Experiment, umsorgt von Hoffnung und Angst. Derrida forderte dazu auf, Europa von seinem Rand aus zu denken, von seinem andren Ende her, ein „Europa im Kommen“.
Das Entwerfen konzentriert sich auf den Mittelmeerraum und hat das Ziel, eine Reihe geografischer und identitätsbezogener Realitäten zu hinterfragen, die weit über die Ränder dieses Raums hinausreichen. Im Mittelmeer treffen drei Kontinente – Europa, Asien, Afrika – aufeinander und beeinflussen sich wechselseitig. Heute spielen Nord-Süd-Konflikte, ein enormes Wohlstandsgefälle, die demografische Entwicklung, das Erstarken autoritärer Regime, bewaffnete Konfliktaustragungen im Osten des Mittelmeeres und beträchtliche Fluchtbewegungen zwischen Nordafrika, Nahost und Südeuropa eine große Rolle. Das Mittelmeer ist ein Hotspot des Klimawandels, der als Multiplikator komplexer Risiken wirkt, insbesondere für die Wasser- und Nahrungsversorgung.
Weiterführende Texte und Inhaltsangabe unter https://archtheo.eu/lehre/re-inventing-europe-the-case-of-sicily-entwerfen-em1-ws-2025-26
SE Gendermainstreaming in der Architektur
Katerina Haller
EQUAL SPACE – Gendergerechte Strategien im Spannungsfeld von Gleichheit und Verschiedenheit
Die Lehrveranstaltung reflektiert und analysiert entlang von Schlüsseltexten, künstlerischen Interventionen
und Architektur kritisch die Verwobenheit von Geschlecht, Herkunft und Klasse. Was wird und Wer baut
Stadt? Wo liegen Reglementierungen und Ausschlüsse, wo mögliche Raumaneignungen und subversive
Zwischenräume? Wie kann Gleichheit entwickelt werden ohne Verschiedenheiten zu negieren?
Diesen Fragestellungen werden entlang der disziplinübergreifenden Gender Studies aktiv nachgegangen
und fordern ein Nachdenken und Sprechen über geschlechtergerechtes Bauen.
Andreas Rumpfhuber
Unter dem Titel „Die Geschichte zeitgenössischer Architektur“ werden wir gemeinsam ich der Genese einer Architektur nachspüren, dessen Praxis sich seit dem Ende des zweiten Weltkrieges gegenüber der Moderne und ihrer wirtschaftlichen, technologischen, politischen Rahmung radikal verschoben hat.
Ziel ist es den Master-Studierenden ein analytisches Werkzeug an die Hand zu geben, in den aktuellen Diskursen der Architektur navigieren zu können und im besten Fall, daraus eine eigene Position zu entwickeln.
Die Vorlesung konzentriert sich konkret auf die Analyse signifikanter Projekte und ihrer Einbettung in gesellschaftliche Diskurse der letzten 50 Jahre. Symbolischer Ausgangspunkt der Vorlesung ist der 8. Februar 1971. An diesem Tag eröffnet in New York das Datenzentrum der weltweit ersten vollelektronischen Wertpapierbörse der „National Association of Securities Dealers Automated Quotations“ (NASDAQ).
Kurz darauf, am 15. August 1971 erklärt der damalige US Präsident Nixon den Ausstieg aus dem Bretton Woods Vertrag, der in den westlichen Industienationen das Nachkriegswirtschaftswunder und den sozialliberalen Wohlfahrtsstaat erst ermöglicht hatte. Ab diesem Moment wird die Geldproduktion mehr und mehr virtuell, die Nutzung elektronischer Technologie intensiviert und die politische Ideologie, die gemeinhin als „Neoliberalismus“ bekannt ist, zunehmend das dominante Denkmuster unserer Gesellschaften und damit auch der Architekturproduktion: Die Themen, die Inhalte und die ästhetische Praxis verschieben sich und sind in signifikanten Projekten gut nachzuspüren.


