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Armin Wolf

...vom Tiroler Lokalreporter zur ZiB2-Ikone

Was hat Sie damals an die Universität Innsbruck gezogen? Das war alternativlos. Ich bin in Innsbruck aufgewachsen, musste mir mein Studium selbst finanzieren und hatte gleich nach der Matura im ORF-Landesstudio als freier Mitarbeiter begonnen.

Denke ich an Innsbruck, denke ich sofort an... an die Greißlerei meiner Oma in der Kärntner Straße 36 (Pradler-Saggen), an meine Schulfreunde, die ich noch regelmäßig sehe, ans Treibhaus. 

Was war für Sie ein unvergessliches Erlebnis Ihrer Studienzeit? Meine erste Vorlesung bei Anton Pelinka: „Grundzüge der Politikwissenschaft“. Ich habe deswegen Powi und nicht Wirtschaftspädagogik studiert. Und als mir 20 Jahre später Anton Pelinka meine Promotionsurkunde überreicht hat. 

Gab es Momente oder Personen in Ihrem Studium, die Sie besonders geprägt haben? Jedenfalls Pelinka, der damals die Politikwissenschaft in Innsbruck aufgebaut hat. Wir waren im Wintersemester 85/86 der erste Jahrgang, der Politik regulär im Hauptfach studieren konnte. Mit dabei waren Eva Lichtenberger, die spätere grüne Landesrätin; Markus Wallner, jetzt Landeshauptmann in Vorarlberg; Gerhard Mangott, jetzt selbst Professor am Institut und Hubert Sickinger, der kürzlich leider viel zu jung verstorben ist.

Aus meinem Studium habe ich noch... das Pelinka „Grundzüge“-Skriptum, meine Diplomarbeit, die Diss, einige Bücher und in einer Kiste am Dachboden ziemlich alle Seminararbeiten (die sind allerdings von der Uni Wien, wo ich den 2. Abschnitt absolviert habe. Fürs Doktoratsstudium bin ich dann wieder nach Innsbruck gependelt, weil ich mit meinem Thema aus politischer Kommunikation bei Fritz Plasser promovieren wollte.)

Waren Sie im Ausland? War das für Sie aus heutiger Sicht wichtig? Ich war erst beruflich länger im Ausland - erst als Außenpolitik-Reporter in einer extrem spannenden Zeit (in den Jahren rund um den Fall des Eisernen Vorhangs 1989), danach als USA-Korrespondent (1991/92). Später dann noch für ein berufsbegleitendes MBA-Studium (2008-2010). Für mich waren die Auslandsaufenthalte unglaublich wichtig. Bis zu meiner Matura kannte ich nur Italien von den jährlichen Familienurlauben. Die Jahre als Außenpolitik-Redakteur und in den USA haben mir buchstäblich die Welt erschlossen.

Wie hat sich Ihr Weg vom Studium bis heute entwickelt? Ich hatte schon vor Beginn meines Studiums 1985 im ORF begonnen, als Lokalreporter im Landesstudio Tirol. 1988 Hörfunk-Auslandsredaktion in Wien, 1991/92 USA-Korrespondent, ab 1995 ZiB2-Reporter. 1998-2001 Redaktionsleiter ZiB3, 2001-2003 Chefreporter ZiB2. Seit 2002 ZiB2-Moderator, 2010-2024 als stv. Chefredakteur verantwortlich für Aufbau und Leitung des ZiB-Social Media-Teams. Einige Jahre lang hatte ich in den 1990ern im Medienschwerpunkt des Powi-Instituts einen Lehrauftrag.

Würden Sie sich aus heutiger Sicht für ein anderes Studium entscheiden? Ja, allerdings nicht weil Politikwissenschaft (und meine Nebenfächer Soziologie und Zeitgeschichte) nicht extrem spannend wären, sondern weil mich heute Jus noch mehr interessieren würde. Ich würde vermutlich Wirtschaftsrecht an der WU inskribieren - und jedenfalls ein Jahr ins Ausland gehen.

Welche im Studium erworbene Qualifikation hilft Ihnen im heutigen Beruf am meisten? Die systematische Analyse von Politik.

Was war bis jetzt Ihr schönstes Erlebnis in Ihrer beruflichen Laufbahn? Die „Samtene Revolution“ in Prag 1989. Ich stand fünf Meter vor Vaclav Havel und Alexander Dubcek, als sie von der Bühne des kleinen Theaters Laterna Magica den Rücktritt der kommunistischen Parteiführung verkündeten. 300 internationale Journalist:innen klatschten, jubelten und heulten, ich auch. Ich war 23.

Was möchten Sie gerne noch erreichen – beruflich oder privat? Alter weiser Mann wäre das zentrale Projekt. Beruflich bin ich zufrieden und privat bin ich mit meiner Frau, unseren Kindern und unseren Freunden sehr glücklich.

Was war zu Studienzeiten Ihr Lieblingsort in Innsbruck/an der Universität? Treibhaus, Kellertheater, Cafe Central.

Was verbindet Sie heute noch mit der Universität? Ich wurde 2008 zum „Ehrenbürger“ der Uni ernannt, was mich sehr ehrt. Und Politik-Professor Gerhard Mangott ist nicht nur häufig zu Gast in der ZiB2, sondern auch einer meiner ältesten Freunde.

Ich wollte immer schon einmal... ein Instrument lernen. Ich versuche es seit kurzem mit Schlagzeug. Holprig.    

Mein Buch- oder Film-Tipp… „Die Welt von gestern“ und „Sternstunden der Menschheit“ von Stefan Zweig, „Geschichte eines Deutschen“ von Sebastian Haffner, „Abendland“ von Michael Köhlmeier und im Kino immer wieder „Casablanca“.

Was würden Sie Ihrem Jüngeren Ich gerne sagen? Alles wird gut!

Studierenden rate ich... Nothing grows in the comfort zone. Traut euch was zu! Und geht, wenn´s irgendwie machbar ist, für ein paar Monate ins (nicht deutschsprachige) Ausland.

Können Sie uns noch eine Lebensweisheit/Zitat mitgeben… The best is yet to come!

 

 

Stand: September 2025

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