Reform der Abschlussprüferaufsicht und Stabilität des Finanzmarktes - Projekt gefördert durch den OeNB Jubiläumsfonds

Priorität des Forschungsprojekts:

Die Durchführung von Abschlussprüfungen soll die in Jahres- bzw. Konzernabschlüssen enthaltenen Informationen verifizieren und damit das Vertrauen der Öffentlichkeit in die finan-ziellen Berichte erhöhen. Durch Fehlentscheidungen und Fehleinschätzungen bei der Erstellung sowie Prüfung der Unternehmensinformationen wird die Stabilität der Finanzmärkte gefährdet. Die Abschlussprüfung soll dazu führen, dass ein breiter Personenkreis sich auf die Leistung des Prüfers verlassen und basierend auf dem geprüften und veröffentlichten Jahresabschluss Entscheidungen treffen kann. Bereits im ersten Erwägungsgrund zur „Abschlussprüfer-Verordnung“ (VO 537/2014) wir festgehalten, dass eine hohe Qualität der Abschlussprüfungsleistung (=Prüfungsqualität) wesentlich zum ordnungsgemäßen Funktionieren der Finanzmärkte beiträgt. Im Sinne der Finanzmarktstabilität ist somit die wissenschaftliche Untersuchung der Prüfungsqualität von essentieller Bedeutung.

 

Inhalt des Forschungsprojekts:

Im Zuge des Forschungsprojektes wird untersucht, welchen Einfluss die Reform der Abschlussprüferaufsicht auf die Stabilität des Finanzmarktes hat. Lediglich für die USA gibt es hierzu bislang empirisch belegte Ergebnissen, deren Aussagekraft für Österreich jedoch begrenzt ist. Vor diesem Hintergrund sollen neue, für den österreichischen Finanzmarkt relevante Erkenntnisse gewonnen werden. Ziel des Projekts ist es somit, (1) den Zusammenhang zwischen Prüfungsqualität und der Finanzmarktstabilität besser zu verstehen und (2) den Einfluss verschiedener Qualitätssicherungsmechanismen auf die Vertrauenswürdigkeit von Finanzinformationen aufzuzeigen. Dazu werden Regulierungsmaßnahmen sowie deren Auswirkungen analytisch und empirisch untersucht.

Ziel des Projekts ist es, die Auswirkungen der europäischen Reformbemühungen auf die Finanzmarktstabilität zu untersuchen. Zielsetzung und der Umfang des Projekts bedingen die Anwendung differenzierter wissenschaftlicher Methoden, wie z.B. Normenvergleiche, Archivdatenanalysen, (Experten-)Interviews und Experimente. Zu Projektbeginn ist ein Normenvergleich zur Eruierung der Ist-Situation für die weitere Vorgangsweise und für die Erlangung weiterer Erkenntnisse notwendig. Darauffolgend soll mithilfe formal-analytischer Methoden ein Modell der Informations- und Aufsichtsbeziehungen erarbeitet werden. Zuletzt gilt es die Modellergebnisse einer empirischen Überprüfung zu unterziehen, dies kann mithilfe von Primär- und Sekundärdaten sowie dem Einsatz statischer Methoden geschehen. Dieser Methodenmix gewährleistet eine breite und wissenschaftlich fundierte Bearbeitung der Fragestellung nach dem Einfluss externer Qualitätssicherungsmaßnahmen auf Prüfungsqualität und Finanzmarktstabilität.

Aus den Ergebnissen soll abgeleitet werden, welche Methoden zur externen Qualitätssicherung implementiert wurden, wie sich deren Qualität beurteilen lässt und welche qualitätserhöhenden Maßnahmen auf nationaler, europäischer sowie internationaler Ebene gesetzt werden können. Letztlich sollen die gewonnen Erkenntnisse auch Ausgangsbasis und Anstoß für weitere Forschungsprojekte sein und zu weiteren und vertiefenden Einblicken führen.

 

Organisation der Projektdurchführung:

Die Projektarbeit wurde grundsätzlich von einem über das Projekt finanzierten PostDoc sowie studentischen Mitarbeiter*innen und zwei Doktorandinnen durchgeführt. Zudem wurde und werden je nach Projektinhalt auch noch weitere Personen mit der jeweiligen Expertise zB bei den Projekten zwei (Prüfungsmarkt in Österreich – Einfluss/Entwicklung nach der Abschlussprüfungsreform) und drei (Arbeitseinsatz und Berichterstattung über die Arbeit des Prüfers) ist Herr Ass.-Prof. Dr. Marcel Steller Teil des Projektteams.

Grundsätzlich wird laufend am Projekt gearbeitet. Die folgenden Aufgaben wurden idR von studentischen Mitarbeitenden übernommen:

  • Eingegrenzte Literaturrecherche zu einem spezifischen Bericht
  • Recherche und Download der Informationen über internationale Abschlussprüferaufsichtsbehörden
  • Sprachlich-grammatikalisches Korrekturlesen von Beitrags-Entwürfen

 Doktorandinnen

  • Datenaufbereitung und -analyse
  • Inhaltliche Korrekturarbeiten an Beiträgen
  • Einreichung bei Verlagen und Korrespondenz mit dem Journal
  • Erstellung von Erstentwürfen der Beiträge

 PostDocs

  • Projektmanagement
  • Administrative Abwicklung des Projekts (in Kooperation mit der Personalabteilung und dem Projekt.Service.Büro)
  • Projektkoordination und Ausformulierung einzelner Arbeitsaufträge
  • Mitarbeit bei Datenaufbereitung und -analyse
  • Verfassen von Papers und Überarbeitung sowie Feedbackrunden gemeinsam mit den angestellten Doktorandinnen

 

Bisherige Forschungsergebnisse (31.05.2021):

Teilprojekt 1:

Vor diesem Hintergrund wurde für ein erstes Teilprojekt die Tätigkeit der österreichischen und deutschen Prüferaufsicht analysiert. Dabei wurden grundsätzlich Aufbau und Aufgaben der Aufsichtsbehörden analysiert. Im Rahmen ihrer Tätigkeit konnten in beiden Ländern eine Reihe von Verstößen mit (mitunter teuren) Sanktionen geahndet. Grundsätzlich ist eine solche transparente Sanktionsverhängung für die unterschiedlichen Verstöße von Prüfungsgesellschaften begrüßenswert und erhöht somit die öffentlich verfügbaren Informationen über die Abschlussprüfung. Da jedoch keine spezifischen Prüfer bzw. Prüfungsgesellschaften genannt werden, stellt sich die Frage, inwiefern diese anonyme Veröffentlichung von Informationen tatsächlich vorab zu einer Entscheidung für oder gegen die Beauftragung einer Prüfungsgesellschaft beitragen kann.

Jedoch kann diesbezüglich von der beauftragenden Partei Auskunft verlangt werden; d.h. im Beauftragungsprozess wird es zu empfehlen sein, nachzufragen, inwiefern es bei Qualitätssicherungsprüfungen oder Inspektionen Beanstandungen gab und ob eine Untersuchung (DE: anlassbezogene Berufsaufsicht) der Abschlussprüferaufsichtsbehörden durchgeführt wurde. Im Rahmen dieser Untersuchung wurde auch festgestellt, dass für Österreich keine Liste von PIE-Unternehmen frei/öffentlich verfügbar ist, was die detaillierte Analyse des Marktes von besonders wichtigen, idR kapitalmarktorientierten Unternehmen erschwert.

siehe hierzu:

Graschitz / Holzknecht (2020): Wie agiert die Abschlussprüferaufsicht in Österreich und Deutschland? Überwachter Markt, Tätigkeiten, Sanktionen; in: Die Wirtschaftsprüfung, 73.2020 (15.11.), S 1341-1347.

 

Teilprojekt 2:

Teilprojekt zwei stellt eine umfassende Studie über die Prüfungshonorarte in Österreich seit 2009 dar. Dies ermöglicht die Erfassung der Entwicklungen am österreichischen Prüfungsmarkt vor und nach der Reform des Abschlussprüfungsmarktes und der Abschlussprüferaufsicht. Der Fokus dabei liegt auf einer Analyse der Marktsturktur, der Marktkonzentration, der Abschlussprüferrotation sowie dem Tätigkeitsbereich der untersuchten PIEs.

Graschitz/Holzknecht/Steller (2021): The Audit Market in Austria - Effects of the European Audit Reform, Universität Innsbruck, Working Paper.

 

Teilprojekt 3:

Teilprojekt 3 beschäftigt sich (auch aus aktuellem Anlass) mit der Verantwortlichkeit des Abschlussprüfers im Falle von Fehldarstellungen. Im Rahmen des Projekts werden verschiedene Aspekte näher beleuchtet, wie zB die Berichterstattung des Abschlussprüfers, der Arbeitseinsatz der Prüfer wie auch die externe und interne Qualitätssicherung. Im Kontext des Projekts zeigt sich dabei, dass ein signifikant positiver Einfluss des Vorhandenseins von externen Qualitätssicherungsbehörden zur wahrgenommenen Prüfungsqualität besteht. Dies deutet grundsätzlich darauf hin, dass eine Abschlussprüferaufsicht bzw. externe Qualitätssicherung dazu geeignet ist, die  (wahrgenommene) Prüfungsqualität positiv zu beeinflussen. Dies führt implizit wiederum dazu, dass die Abschlussprüfung ihren Zweck erfüllt und dazu geeignet ist, die Finanzmarktstabilität positiv zu beeinflussen.

Graschitz/Holzknecht/Steller (2021): The Auditor's Responsibility for Material Misstatements - Effects of Audit Effort, Type of Misstatement and Institutional Environment, Universität Innsbruck, Work-in-progress.

geplante weitere Teilprojekte umassen:

(1) eine Archivdatenanalyse des Effekts der Abschlussprüferreform auf die Finanzmarktstabilität (und verschiedene empirische Maße hierfür),

(2) eine experimentelle Analyse von veröffentlichten QS und Inspektionsberichten auf die wahrgenommene Prüfungsqualität, und

(3) eine laufende Betrachtung der Tätigkeit der APAB (wie bereits im Teilprojekt 1 erfolgt)

 

am Projekt mitarbeitende Personen:

Sabine Graschitz (Projektleitung)

Simona Holzknecht

Irina Hosp

Marcel Steller

 

ehemalige MitarbeiterInnen:

Melanie Leopold

Matthias Heckel

Stefan Wenter

 

Links:

https://www.oenb.at/Ueber-Uns/Forschungsfoerderung/Jubilaeumsfonds.html

https://www.uibk.ac.at/accounting-auditing/news/2018/forschungsfoerderung-aus-dem-oenb-jubilaeumsfonds.html.de


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