Geschichte

Das Institut für Stahlbau und Holzbau wurde im Jahre 1969, unmittelbar nach dem Entstehen der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur, eingerichtet.

Der erste Vorstand war Herr o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Felix CICHOCKI. Er hatte einen wesentlichen Anteil am Aufbau der Lehre und Forschung in der schwierigen Gründungszeit des Instituts. Die Lehre bestand darin, den Studierenden ein profundes Basiswissen auf dem Stand der Technik im Stahl- und Holzbau zu vermitteln und wurde in Form von Vorlesungen, Übungen und Seminaren abgehalten.

Im Jahre 1980 wurde, gleichzeitig mit der Neubesetzung des Instituts durch Herrn o.Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Ferdinand TSCHEMMERNEGG, ein Labor für Bauteilprüfung eingerichtet. Mit diesem Labor konnte das reale Verhalten von Bauteilen aus Stahl, Holz und Verbund untersucht und erforscht werden. Ein Schwerpunkt der Forschung bildete, neben dem Verbundbau auch die Verbindungstechnik sowie das nichtlineare Last-Verformungsverhalten dieser Bauteile. Durch Entwicklung und Anwendung neuer Verbindungs- und Verbundmittel konnte auch der Mischbau erschlossen werden. Die Aufgeschlossenheit gegenüber diesen neuen Bauweisen gipfelte im September 1997 in der Internationalen Konferenz "Composite Construction - Conventional and Innovative" veranstaltet durch IABSE, CEB, CIB, ECCS, FIP, RILEM und ASCCS in Innsbruck, wobei das Institut die Hauptorganisation zu tragen hatte. Sowohl wissenschaftlich als auch gesellschaftlich war dieser Kongress mit 860 Teilnehmern aus 80 Nationen ein großer Erfolg. Am Höhenpunkt seines Schaffens Ende 1999, verstarb o.Univ.-Prof. Ferdinand TSCHEMMERNEGG nach schwerer Erkrankung unerwartet. Mehr als zwei Dutzend Dissertationen entstanden in dieser Zeit im Bereich des Stahlbaus, des Verbundbaus und des Mischbaus. Einige seiner ehemaligen Doktoranden prägten und prägen den Stahl- und Verbundbau bis heute.

Im Jahre 2002 wurde das Fachgebiet des Holzbaus in ein getrenntes Institut überführt. Nachdem der Lehrstuhl bis 2002 unbesetzt blieb, erfolgte eine Neubesetzung durch Herrn Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Josef FINK. Auf Grund seiner ehemaligen Tätigkeit als Leiter der Brückenbauabteilung der (MCE) VOEST konnten vor allem auf den Fachgebieten des Stahl- und Verbundbrückenbaus neue Akzente in der Lehre gesetzt werden.

Nachdem Herr Univ.-Prof. Josef FINK im Jahr 2004 dem Ruf der Technischen Universität Wien folgte, folgte wiederum ein vakanter Zeitraum für den Stahlbaulehrstuhl, der im Jahre 2006 mit der Neubesetzung durch Herrn Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gerhard LENER beendet wurde. Univ.-Prof. Gerhard LENER, der u.a. auf eine lange Erfahrung im Kran- und Seilbahnbau zurückblicken konnte, hatte die Lehre vor allem durch seine hervorragenden Kenntnisse auf dem Gebiet der numerischen Methoden wesentlich bereichert und die Berechnungsmethodik und Einsatzmöglichkeiten der Finiten Elemente den Studierenden nähergebracht. Einige fundamentale Dissertationen im Bereich der Stabilität und der Betriebsfestigkeit entstanden in dieser Zeit. Während der Tätigkeit von Univ.-Prof. Gerhard LENER erfolgte auch die Umstrukturierung der Fakultät in eine Fakultät für Technische Wissenschaften und der Einrichtung des Instituts für Konstruktion und Materialwissenschaften, in welches der "Arbeitsbereich für Stahlbau und Mischbautechnologie" eingegliedert wurde. Im Jahre 2021 verabschiedete sich Herr Univ.-Prof. Gerhard LENER nach fast 15 Jahren in der Leitung des Lehrstuhls in den wohlverdienten Ruhestand.

Ebenfalls 2021 erfolgte die Neubesetzung des Lehrstuhls mit Herrn Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Robert LANG, der auf eine mehrjährige praktische Tätigkeit in der Industrie im Bereich des Brückenbaus, des Kranbaus, des Stahlwasserbaus sowie des Sonderstahlbaus verweisen kann, die durch konsequente Anwendung numerischer Methoden, innovativer Berechnungs- und Bemessungswerkzeuge und Automatisierung gekennzeichnet sind.

Der Arbeitsbereich für Stahlbau und Mischbautechnologie bietet universitäre Lehre am Stand der Wissenschaft für Studierende der Bauingenieurwissenschaften im Bereich des Stahl- und Verbundbaus in praxisnaher jedoch stets anspruchsvoller Form. Die Lehre wird teils als klassische Vorlesung und teils in Form von Seminaren und Übungen abgehalten. Der enge Kontakt zu Wirtschaft und Industrie bereichert die Ausbildung. 

Im Bereich der Forschung liegt der Fokus auf zahlreichen Gebieten des konstruktiven Stahl- und Verbundbaus wie der Betriebsfestigkeit metallischer Werkstoffe oder dem Stabilitätsverhalten schlanker Konstruktionen; aber auch in untypischen Bereichen wie der Entwicklung von metallischen Holzverbindungselementen, Steckverbindungen von Gussbauteilen oder dem Tragverhalten von Glasbauteilen. Engagierte Normungstätigkeit zur Umsetzung der gewonnenen Erkenntnisse sowie der anwendungsorientierten Softwareentwicklung runden den Aufgabenbereich ab. Tätigkeiten im Bereich von Zulassungen von Sonderkonstruktionen beispielsweise von Fahrbahnübergängen in Kooperation mit der Technischen Versuchs- und Forschungsanstalt (TVFA) sind seit Jahrzehnten Teil des Angebotsportfolios.

Innsbruck, im September 2021

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