Befund des Monats

September 2022

Nicht nur Granat
Mineralische Schätze aus dem Zemmgrund

 

Bis heute sind die Gründe im Zillertal und insbesondere der Zemmgrund für ihren Kristallreichtum bekannt, und in jeder größeren Mineraliensammlung mit Bezug zum Zillertal finden sich Stufen von den berühmten Fundstellen wie Schwarzenstein, Mörchnerkar, Melknerscharte, Saurüssel, Rotkopf und Diopsidrinne. Bei der Freilegung der Gebäudereste der Granathütte westlich von der Berliner Hütte (s. Befund des Monats August 2022) kamen nicht nur Granatkristalle (Almandin) und einige wenige getrommelte Granate zum Vorschein, sondern auch andere Minerale, wie sie für die alpinen Klüfte im hinteren Zemmgrund typisch sind und auch heute noch von Mineraliensammlern gesucht und begehrt werden.

 

 

Abb. 1

Abb. 1 Mineralfunde aus dem Innenbereich der ehemaligen Granathütte 1

 

 

Abb. 2

Abb. 2 Historische Hessonitstufe vom Rothkopf aus der Mineraliensammlung Hübler, erworben von G. Samer 1881 3

Steinklauber, die im 19. Jahrhundert im hinteren Zemmgrund auf der Suche nach kostbaren Mineralstufen unterwegs gewesen sind, haben die abgebildeten Kristallbruchstücke (Abb. 1) als Präparationsabfall auf dem Boden der Hütte und in den Fugen zwischen den Bodenplatten zurückgelassen. Das Spektrum entspricht ziemlich genau den in diesem Bereich des Zillertals bekannten Mineralvorkommen. Es handelt sich um violetten Amethyst, bläulich schimmernden Adular (Mondstein), hellgrünen Sphen, dunkelgrünen Diopsid, orangefarbenen Hessonit (eine Granat-Varietät) und silbrig glänzenden Hämatit (Eisenrose). Es ist davon auszugehen, dass auch die Granatarbeiter selbst nach Mineralien gesucht haben, um sich mit deren Verkauf neben ihrem bescheidenen Lohn noch ein willkommenes Zubrot zu verdienen.

Einer der bekanntesten und in den Reiseberichten der frühen Alpintouristen immer wieder genannter Bergführer und Steinsucher im Zemmgrund war Georg Samer2, genannt Joseler, der sicherlich ein regelmäßiger Gast in dieser Hütte gewesen ist.

 

 

Gert Goldenberg & Bianca Zerobin

Fortsetzung folgt!


Quellen:

1 Foto: Gert Goldenberg

2 von Ruthner Anton, Aus Tirol. Berg- und Gletscher-Reisen in den österreichischen Hochalpen. Neue Folge. Wien 1869; Kapitel „Aus den Zillerthaler Alpen“.

3 Foto: Karlheinz Gerl, Sammlung Walter Ungerank, ausgestellt in der Ausstellung „Verborgene Schätze“ im Naturparkhaus Ginzling.



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