10. Herlinde Pissarek-Hudelist-Vorlesung
Wie die Naturalisierung von Geschlechterstereotypen zu deren Beständigkeit beiträgt
Dr. Jadranka Rebeka Anić (Split) / Zilka Spahić Šiljak PhD (Sarajevo)
Donnerstag, 20. November 2025, 18.30 Uhr
Hörsaal I der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Innsbruck
Zum Inhalt:
Geschlechterstereotype und die Trennung zwischen säkularem und religiösem Diskurs erschweren die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit. Anti-Gender-Bewegungen fördern die Retraditionalisierung von Rollenbildern durch Berufung auf deren vermeintlich natürliche, wissenschaftlich und religiös begründete Grundlage. Die zentrale These lautet, dass diese Stereotype diskursiv an der Schnittstelle beider Diskurse konstruiert und durch Naturalisierung, Biologisierung und Sakralisierung legitimiert werden. Im Fokus steht die Analyse dieser Prozesse in christlicher und islamischer Tradition.
How the Naturalization of Gender Stereotypes Contributes to Their Persistence
Gender stereotypes and the division between secular and religious discourse pose significant obstacles to the realization of gender equality. Anti-gender movements promote the retraditionalization of gender roles by invoking their supposedly natural, scientifically and religiously grounded foundation. The central thesis is that these stereotypes are discursively constructed at the intersection of secular and religious narratives and legitimized through processes of naturalization, biologization, and sacralization. The focus is placed on the analysis of these processes within the Christian and Islamic religious traditions.
Zu den Personen:
Dr. Jadranka Rebeka Anić (geb. 1960) studierte Katholische Theologie in Zagreb und Wien, promovierte an der Katholisch- Theologischen Fakultät der Universität Wien. Sie ist franziskanische Schulschwester (Provinz Split) und arbeitet als Scientific Adviser am Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar – Regional Centrum Split (Kroatien). Sie ist langjährige Sprecherin der kroatischen Sektion der ESWTR, erhielt 2017 den Herbert Haag-Preis für Freiheit und Menschlichkeit innerhalb der Kirche; zusammen mit Zilka Spahić Šiljak leitet sie eine feministisch-theologische Online-Schule Feminismus und Religion.
Veröffentlichungen u. a.: Die Frau in der Kirche Kroatiens im 20. Jahrhundert (2004); Kako razumjeti rod? Povijest rasprave i različita razumijevanja u Crkvi (Wie kann man Gender verstehen? Die Geschichte der Debatte und verschiedene Deutungen in der Kirche) (2011); zusammen mit Irena Sever Globan Marija Magdalena: od Isusove učenice do filmske bludnice (Maria Magdalena: Von der Jüngerin Jesu zur Filmhure) (2018); eine große Anzahl an Publikationen zur Genderdebatte in Theologie und Kirche.
Zilka Spahić Šiljak, PhD, ist außerordentliche Professorin für Gender Studies, Menschenrechts- und Friedensaktivistin sowie muslimische Feministin. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt auf aktuellen Themen wie Menschenrechte, Politik, Religion, geschlechtsspezifische Gewalt, Bildung und Friedensförderung. Sie verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der akademischen Lehre und im Aktivismus. Sie war Postdoktorandin an der Harvard University und Forscherin an der Stanford University und lehrte an verschiedenen Universitäten in den USA und Europa. Derzeit ist sie akademische Direktorin des University Gender Resource Center an der Universität Sarajevo und Direktorin der TPO Foundation (Transcultural Psychosocial Educational Foundation). Außerdem lehrt sie als Gastdozentin an mehreren Universitäten. Sie gründete die erste Online-Schule „Feminism and Religion“ (FER) für die Balkanregion.
Zahlreiche Publikationen, darunter: Echoes of Change: Advancing Gender Equality in Higher Education in the Balkans (2025); Impure Blood: Cultural and Economic Aspects of Menstruation in Bosnia and Herzegovina. (2025), Gender Barometer of Bosnia and Herzegovina (2024).