
Bildungsprozessen auf der Spur.
Welchen Beitrag kann die Erziehungswissenschaft zur Hochschulforschung leisten?
21./22. November 2025
Bildungsprozessen auf der Spur.
Welchen Beitrag kann die Erziehungswissenschaft zur Hochschulforschung leisten?
Tagung am 21./22. November 2025 Universität Innsbruck
Call for Paper. Einsendeschluss 31. Mai 2025
An die Hochschulen als einer Schlüsselinstitution der modernen Gesellschaft knüpft sich zwingend die Frage, was für eine Art von Bildung für wen dort vermittelt werden soll und was das für die institutionelle Verfassung einer tertiären Bildungslandschaft bedeutet. In diesem Zusammenhang ist eine Vielzahl an Schriften entstanden, die sich mit Fragen von angemessener Hochschullehre, der Zulassung zum, der Heterogenität und den Erfolgsaussichten im Studium, den Karrierewegen von Hochschullehrenden, deren Qualifikationen und den Transformationen professoralen Habitus, der Steuerbarkeit von Hochschulen usw. beschäftigen. Daneben sind auch kleinteiligere Untersuchungen zur Hochschule als Lebenswelt getreten. Auch die Erziehungswissenschaften haben Beiträge zu dem sich stark transformierenden hochschulischen Forschungsfeld geleistet, wenngleich im deutschsprachigen Raum in eher geringerem Umfang. Dabei dominieren ebenfalls Fragen von sozialer Ungleichheit in Integration, Abschluss und Karrierewegen von Studentinnen und Studenten sowie solche der Professionalisierung der Hochschullehre.
Eine relative Leerstelle ist eine Reflexion der Transformationen sowie der Forschungen hierzu in Bezug auf eine nach wie vor im Hintergrund operierende Erwartung, die weniger mit Effizienz und Kompetenz zu fassen ist als mit dem klassischen Bildungsbegriff. Mit diesem Begriff scheint am ehesten fassbar, was viele Beteiligte umtreibt, was sie anstreben und was sie versuchen zu bewahren, etwa wenn es um die Einheit von Forschung und Lehre, um offene Diskussionen, um Gemeinschaft, um die Entstehung von Neuem und vieles mehr geht. Bei all den bestehenden Forschungen zu sozialen, organisationalen und kompetenzvermittelnden Aspekten sowie deren Optimierungen stellt sich somit die Frage, ob – angesichts der im Hintergrund operierenden Erwartungen der Hochschulmitglieder sowie der die Hochschulen finanzierenden Allgemeinheit – durch diese hindurch, gleichsam sekundär, Bildungsprozesse fassbar werden können. Was im Rahmen der Interaktionslogiken akademischer Lehre, des Berufshandelns von Hochschullehrenden, ihren Planungen und deutenden Nachbearbeitungen, aus der architektonischen Gestaltung von Bauten und Räumen, deren Ausstattung, aus Vorgaben seitens der Hochschulpolitik und des Hochschulmanagements, aus den Arbeitsbedingungen an den Hochschulen, aus den Lebenswegen und -realitäten der Studentinnen und Studenten, aus den Ankündigungen und elektronischen Plattformen von Lehrveranstaltungen und aus dem Besuch hochschuldidaktischer Kurse resultiert, also wie sich dies bildend auswirkt bzw. niederschlägt, wird noch wenig gebündelt diskutiert.
Im Rahmen der geplanten Tagung soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern sich der in den Erziehungswissenschaften zentrale Begriff der Bildung für eine Fokussierung der Erforschung von Hochschulen fruchtbar machen lässt und inwieweit hiermit erst der ‚eigentliche Kern‘ der Hochschule als einer Institution gefasst werden kann. Der Bildungsbegriff ist für diese Zwecke möglicherweise selbst noch zu schärfen, um das Spezifische akademischer Bildungsprozesse fassen zu können. Was lässt sich beispielweise aus bestehenden Interviews in dieser Hinsicht entnehmen, die mit Studierenden über ihre Studienmotivationen und deren Selbstverständnisse geführt worden sind? Inwiefern erfährt man dort nicht nur etwas über biographische Motive und Karriereverläufe, sondern gerade auch über die jeweils besonderen Bildungsbiographien, einen diesen inhärenten Bildungsanspruch und die in diesem Zusammenhang erfolgten Bildungsprozesse? Was lässt sich in dieser Hinsicht den Materialien und Berichten entnehmen, die in einer eher ethnographischen Perspektive bei den Erkundungen akademischer Lebenswelten gewonnen worden sind? Inwiefern verweisen diese Lebenswelten, und die sich dort zu findenden Adressierungen, auf Bildungsansprüche einer spezifisch verfassten Bildungswirklichkeit? Was lässt sich schließlich den, gerade in jüngerer Zeit, verstärkt erhobenen Interaktionsprotokollen akademischer Lehre zu impliziten Bildungsansprüchen und Bildungsdynamiken entnehmen? Inwiefern lassen sich all diese unterschiedlichen Materialien unter bildungstheoretischen Gesichtspunkten dechiffrieren, als eine mit spezifischen Bildungsansprüchen und -Resultaten einhergehende Interaktionswirklichkeit?
Eine solche Auseinandersetzung liefert ein tiefergehendes Verständnis der Verfasstheit von Hochschulen und der dort operierenden Akteure, welche eine zentrale Basis für die Genese von Entwürfen hinsichtlich der gesellschaftlichen Rolle von Bildungseinrichtungen und deren Ausgestaltung spielen. Es wird damit auch das Ziel verfolgt, eine bildungstheoretische Forschungslandschaft zu konturieren, die im Wesentlichen – weil der Bildungsbegriff zentral in den Erziehungswissenschaften bearbeitet wird – eine erziehungswissenschaftliche sein muss. Somit dient die Tagung der Vernetzung der bildungswissenschaftlichen Hochschulforschung. Eine anschließende Publikation (Sammelband oder Special Issue) ist anvisiert.
Tag 1 am 21. November 2025
21.11.2025 Begrüßung (Hörsaal A, Hauptgebäude, Innrain 52)
21.11.2025 Eröffnungsvortrag (Hörsaal A, Hauptgebäude, Innrain 52) - Prof. Dr. Johannes Bellmann und Dr.in Nicole Balzer, Titel: "Theoretische und empirische Zugänge zur Pädagogizität der Hochschullehre"
21.11.2025 Kaffeepause findet im Seminarraum 13 statt
21.11.2025 Session A: Das Spezifische eines universitären Bildungsbegriffs
Seminarraum 14 (Àgnes-Heller-Haus, Innrain 52), Chair: Michaela Ralser
Hochschulen zwischen people processing und people changing. Perspektiven der erziehungswissenschaftlichen Organisationsforschung auf den hochschulischen Bildungsanspruch. (Georg Draube)
Zum Verhältnis von Bildung und Wissenschaft – theoretische Untiefen? (Rüdiger Rhein)
Zur Logik von Bildungsprozessen – innerhalb und außerhalb des Hochschulbereichs. (Manuel Franzmann)
21.11.2025 –21.11.2025 Session B: (Interaktions-)Analysen universitärer Praxis
Hörsaal A (Àgnes-Heller-Haus, Innrain 52), Chair: Thomas Wenzl
Bildung durch Wissenschaft? Eine bildungstheoretische Prespektive auf Vermittlungspraktiken universitäter Museen. (Christiana Bers)
Beurteilen als wissenschaftliche Praxis. Interaktionsanalysen kollegialer Notenfindungsgespräche (Hannes König)
Bildung durch Wissenschaft: Inwiefern kann die akademische Lehre (aufgrund ihrer Interaktionsstruktur) bilden? (Peter Münte)
Strukturelemente der Entfremdung. Indikatoren entfremdeter Hochschullehre als Ergebnisse linguistischer und bildungswissenschaftlicher Analysen digitaler Formate. (Claudia Scheid/ Verena Thaler)
21.11.2025 Session C: Studentische Bildungsprozesse I
Seminarraum 11 (Hauptgebäude, Innrain 52), Chair: Sabine Weiß
Irritationen als Anstöße von Bildungsprozessen in der Hochschule – Eine empirische Spurensuche. (Sabine Freudhofmayer)
Zwischen Anspruch und Realität: Bildungsansprüche von Lehramtsstudierenden im Spiegel ihrer Studienerfahrungen. (Mishela Ivanova)
Berufsbiographische Perspektiven auf akademische Lebenswelten – Umgangsweisen Promovierender mit Differenzierungen und Kategorisierungen im Forschungsfeld inklusive Schule. (Maren Oldenbourg)
21.11.2025 Kaffeepause findet im Seminarraum 13 statt
21.11.2025 Abendvortrag (Hörsaal A, Hauptgebäude, Innrain 52) - Prof. Dr. Rudolf Egger, Titel: Zwischen „guidance“ und „discovery“.
21.11.2025 Optional: Gemeinsames Abendessen (Selbstzahler), Ort: Bierstindl
Tag 2 am 22. November 2025
22.11.2025 Vortrag (Hörsaal A, Hauptgebäude, Innrain 52) - Prof. Dr. Tobias Leonhard und Dr. in phil. Melanie Leonhard, Titel: "Fachliche Wissensordnungen" als analytische Perspektive auf die Praxis der Hochschullehre - Konzept, Methodologie und ausgewählte Befunde
22.11.2025 Kaffeepause
22.11.2025 Session D: Aktuelle universitäre Entwicklungen
Seminarraum 13 (Àgnes-Heller-Haus, Innrain 52), Chair: Manuel Franzmann
Zwischen Tempo und Tiefgang. Universitäre Bildung in Zeiten der Beschleunigung. (Sabrina Bacher/ Maren Oldenbourg)
Demokratische Bildung durch Hochschulen? – Die Dimension der „Persönlichkeitsbildung“ in der Perspektive von Hochschulforschung und (historischer ) Erziehungswissenschaft. (Britta Behm)
Bildungsprozessen auf der Spur: Für eine pädagogisch fundierte Hochschulforschung. (Astrid Franzke)
Wozu das Ganze? Sinnverschlüsse in der akademischen Lehre als Beitrag der Erziehungswissenschaft. (Elke Knauß)
22.11.2025 Session E: Instrumente hochschulischer Praxis
Seminarraum 14 (Àgnes-Heller-Haus, Innrain 52), Chair: Hannes König
Forschungsgeleitete Reflexion als Schlüssel zu „guter“ innovativer Hochschullehre? – Eine vergleichende Analyse zum (Bildungs-)Potential von „Aktionsforschung“ und „SoTL“ im Kontext hochschuldidaktischer Weiterbildung und Forschung. (Annika Brück-Hübner/ Silke Bock)
Auseinandersetzung von Studierenden mit einer ‚selbst-identifizierten Irritation aus ihrer Praxis‘ als Leistungsnachweis im Dualen Studium der Sozialen Arbeit - Inwiefern lassen sich darin Bildung(-sprozesse) erkennen? (Simone Hess)
“Guter” Lehre auf der Spur: Ein Evaluationsinstrument zur Sichtbarmachung transformativer Lehre in der Hochschule. (Katharina Musil/ Sabine Freudhofmayer)
22.11.2025 Session F: Studentische Bildungsprozesse II
Hörsaal A (Hauptgebäude, Innrain 52), Chair: Patricia Schwarz
Hochschulforschung im Gesundheitswesen: Eine empirische Analyse zur Ausbildung von Lehrenden in Pflege- und Gesundheitsberufen. (Isabella Klotz)
Spannungsfeld Hochschulbildung: Bildungsprozesse, sozialer Aufstieg und Reproduktion. (Sabine Weiß)
Bildungstheoretisch ausgewertete Analysen von Studierendeninterviews im Kontext von Bildungsaufstieg und dahinterliegenden Bildungsorientierungen. (Claudia Scheid/Franziska Lessky)
22.11.2025 Hörsaal A: Bilanzierende Diskussion über den Sinn einer bildungstheoretischen Hochschul(lehr)forschung und Verabschiedung
Anmeldung
Die Teilnahme an der Tagung ist kostenlos. Um dennoch für eine kleine Verpflegung während der Pausen sorgen zu können, bitten wir Sie, sich bis zum 15. Oktober per E-Mail an Michaela.Groder@uibk.ac.at anzumelden.
- Des Weiteren besteht die Möglichkeit sich für ein gemeinsames Abendessen am 21.11.2025 um 19:00 Uhr im Gasthaus Bierstindl (Michaela.Groder@uibk.ac.at) anzumelden. Die Kosten für das Abendessen sind auf Selbstzahlerbasis.
Anfahrt & Unterkunft
Anfahrt nach Innsbruck
Innsbruck ist gut an das internationale Schienennetz angebunden und kann von Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Fernzügen angefahren werden.
Anfahrt innerhalb von Innsbruck
Zu Fuß benötigen Sie von der Innenstadt oder dem Hauptbahnhof etwa 20 min zum Tagungsort.

Zum Vergrößern hier klicken: Wegbeschreibung
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Die Universität Innsbruck (Haltestelle: Innsbruck Chirurgie oder Innsbruck Klinik/Universität) ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Mehr Informationen zu Fahrplänen, Verbindungen und Tickets unter https://www.ivb.at/
Unterkunft
Achtung: Am 20. bis 22. November findet in Innsbruck bereits der Adventmarkt statt. Die Hotels sind bereits gut belegt weshalb unsere Empfehlung ist sich unmittelbar um eine Unterkunft zu bemühen.
Es stehen Ihnen in folgenden Hotels ein begrenztes Zimmerkontingent zur Verfügung. Wir empfehlen, die Buchung einer Unterkunft zeitnah vorzunehmen.
- Motel One: EZ 141,00 EUR, DZ 158,90 EUR (inklusive Frühstück und exklusive Ortstaxe), Südbahnstraße 1, 6020 Innsbruck
- Austria Trend Hotel Congress Innsbruck: Buchungscode Hochschulforschung Innsbruck; Rennweg 12a, 6020 Innsbruck
- Basic Hotel Innsbruck: Hochschulforschung Innsbruck Innrain 16, 6020 Innsbruck
- Hotel Meininger: Buchungscode UNIINN2025; Blasius-Hueber-Straße 4, 6020 Innsbruck
Weitere Informationen erhalten Sie unter: https://www.innsbruck.info/destination/unterkuenfte/unterkunftsliste.html?filter=3786
In manchen Unterkünften wird eine kostenlose WelcomeCard zur Verfügung gestellt, die unter anderem zur Nutzung des ÖPNV berechtigt.
Tagungsorganisation:
Die Tagung findet an der Universität Innsbruck statt und wird vom Lehr- und Forschungsbereich ‚Pädagogische Professionalisierung und Beratung sowie Aus- und Weiterbildung‘ des Instituts für Psychosoziale Intervention und Kommunikationsforschung der Fakultät für Bildungswissenschaften ausgerichtet.
Für Rückfragen zur Tagungsorganisation wenden Sie sich bitte an Michaela.Groder@uibk.ac.at
Tagungskomitee: Michaela Groder, BA MA, Ass.-Prof. Franziska Lessky, Dr. Peter Münte, Prof. Dr. Claudia Scheid
Anschrift:Universität Innsbruck; Ágnes-Heller-Haus. Innrain 52a, 6020 Innsbruck