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Kirche und Offenbarung bei Heinrich Fries: Eine systematisch-theologische Untersuchung

Meine Dissertation geht der Frage nach, wie das Offenbarungsverständnis von Heinrich Fries dazu beitragen kann, die Kirche in ihrer Gegenwart und Zukunft besser zu verstehen. Ausgehend von der Überzeugung, dass Offenbarung nicht bloß die Weitergabe von Lehrsätzen bedeutet, sondern eine lebendige, personale Selbstmitteilung Gottes ist, wird gezeigt, wie Fries die Kirche als eine von dieser Offenbarung geprägte und getragene Wirklichkeit versteht.

Die Relevanz der Arbeit liegt darin, dass Fries nicht nur theologisch reflektiert, sondern auch konkrete Wege aufzeigt, wie die Offenbarung im Leben der Kirche – durch Liturgie, Sakramente, Lehre, Zeugnis und Seelsorge – erfahrbar bleibt. Heute, da die Kirche nach Glaubwürdigkeit, Erneuerung und einem tieferen Verständnis ihrer Sendung sucht, eröffnet sein Denken neue Perspektiven: für die Theologie, für das kirchliche Selbstverständnis und für die Frage, wie der Glaube heute glaubwürdig, verständlich und lebendig weitergegeben werden kann.

Taizé - Gebetstreffen

Gelebte Kirche – betend, hörend, gemeinsam unterwegs: ein Bild aus Taizé

Die Motivation für meine Arbeit entspringt dem Wunsch, das Verhältnis von Offenbarung und Kirche tiefer zu erfassen und aufzuzeigen, wie die Kirche die in der Geschichte geschehene Selbstmitteilung Gottes bewahrt, interpretiert und weitergibt. Gerade in einer Zeit theologischer Herausforderungen und interkonfessionellen Dialogs ist es entscheidend, die Kirche als lebendige Trägerin der Offenbarung neu zu durchdenken.

Eine weitere Motivation liegt darin, den Theologen Heinrich Fries wieder stärker in Erinnerung zu rufen, dessen Werk – auch heute – wertvolle Impulse für das Verständnis von Kirche und dem ökumenischen Dialog gibt.

Porträt von Heinrich Fries

Heinrich Fries über sein Leben und Werk
Am 12. April 1996 sprach ich in München mit Heinrich Fries (1911–1998), Professor für Fundamental- und ökumenische Theologie.
Die Aufnahme enthält ausgewählte Ausschnitte aus diesem Interview.

Forschungsanliegen

Meine Dissertation untersucht, wie Heinrich Fries die Kirche im Zusammenhang mit der Offenbarung versteht. Dabei wird dargestellt, wie die Kirche aus der Offenbarung hervorgeht, mit ihr verbunden bleibt und sie weiterträgt.

Ziel der Arbeit ist es zu zeigen, dass die Kirche bei Fries nicht als bloßes historisches oder organisatorisches Gebilde erscheint, sondern als Trägerin, Bewahrerin und Vermittlerin der göttlichen Offenbarung. Die Untersuchung nimmt dabei das theologische Gesamtprofil von Heinrich Fries in den Blick – geprägt von einer tiefen Verwurzelung in der Tradition, einer klaren Öffnung zur Gegenwart und einer starken ökumenischen Sensibilität.

Fries hat mit seinem Werk einen wichtigen Beitrag zur Erneuerung der katholischen Ekklesiologie im Anschluss an das Zweite Vatikanische Konzil geleistet. Seine Sicht der Kirche als lebendiger Ort der Offenbarung verbindet dogmatische Tiefe mit geistlicher Weite und pastoraler Nähe.

Meine Dissertation soll das Verständnis von Kirche und Offenbarung bei Heinrich Fries herausarbeiten und dessen Relevanz für die heutige Theologie und kirchliche Praxis aufzeigen.

Forschungsfragen
  • Welche biografischen und theologischen Einflüsse prägten das theologische Profil von Heinrich Fries, insbesondere mit Blick auf die Entwicklung seiner Ekklesiologie im ökumenischen Kontext?
  • Wie entfaltet Heinrich Fries sein Verständnis der Offenbarung als personale Selbstmitteilung Gottes in Wort, Geschichte und Person – und welche Bedeutung hat dieses Verständnis im Unterschied zum lehrhaften Modell des Ersten Vatikanischen Konzils und im Hinblick auf eine Vertiefung der Perspektiven des Zweiten Vatikanums?
  • Welche Impulse gibt Heinrich Fries’ Verständnis der Kirche als Ort lebendiger Offenbarung für ein heutiges Nachdenken über Tradition, Lehrautorität und die glaubwürdige Weitergabe des Glaubens?
  • Welche Impulse bietet das theologische Denken von Heinrich Fries für ein zeitgemäßes Verständnis von Kirche und Offenbarung im Blick auf deren Erneuerung?
  • Wie greift die heutige Theologie das Offenbarungs- und Kirchenverständnis von Heinrich Fries auf und welche Bedeutung misst sie ihm bei?
Forschungsmethoden

Für meine Dissertation bietet sich eine Kombination verschiedener methodischer Zugänge an, um die Theologie von Heinrich Fries möglichst umfassend zu erfassen und im Blick auf heutige Fragestellungen einzuordnen. Die historisch-systematische Methode hilft dabei, die Entwicklung seines Verständnisses von Offenbarung und Kirche nachzuvollziehen. Dazu werden sowohl biografische und kirchengeschichtliche Hintergründe als auch seine theologischen Hauptgedanken analysiert und in den weiteren Kontext der katholischen und ökumenischen Theologie eingeordnet.

Ergänzt wird dieser Zugang durch eine hermeneutische Methode, also durch die Auslegung zentraler Texte von Fries. Dabei sollen wichtige Begriffe wie Offenbarung, Kirche, Sakrament oder Tradition herausgearbeitet und in ihrem theologischen Zusammenhang verständlich gemacht werden.

Auch ein vergleichender Zugang spielt eine Rolle: Die Theologie von Heinrich Fries soll mit anderen bedeutenden Theologen in Beziehung gesetzt werden – etwa mit Karl Rahner, Hans Urs von Balthasar und Joseph Ratzinger, aber auch mit Stimmen aus dem ökumenischen Dialog wie Wolfhart Pannenberg. So lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigen sowie mögliche Impulse für das heutige ökumenische Gespräch herausarbeiten.

Darüber hinaus wird eine kontextualisierende Perspektive einbezogen, um die Relevanz der Theologie von Fries für die kirchliche Praxis und den ökumenischen Austausch in der Gegenwart zu verdeutlichen.

Literatur
  • Heinrich Fries, Fundamentaltheologie (Handbuch), 2. Aufl., Styria, Graz–Wien–Köln 1986.
  • Heinrich Fries, Die Kirche als Träger und Vermittler der Offenbarung, in: Mysterium Kirche in der Sicht der theologischen Disziplinen, hrsg. v. F. Holböck – Th. Sartory, Salzburg 1962, 1-36.
  • Heinrich Fries, Glaube und Kirche im ausgehenden 20. Jahrhundert, München 1979.
  • Heinrich Fries, Die Kirche als Anwalt des Menschen. Ein Beitrag zum Thema: Die Kirche und der Mensch der Gegenwart, Stuttgart 1954.
  • Heinrich Fries, Mut zur Ökumene. Erfahrungen – Hoffnungen – Visionen; zum 100. Geburtstag von Heinrich Fries, Ostfildern 2011.
  • Heinrich Fries / Karl Rahner, Einigung der Kirchen. Reale Möglichkeit (Quaestiones Disputatae, 100), Freiburg–Basel–Wien 1983.
  • Norbert Göttler, Heinrich Fries – Brückenbauer zwischen Kirche und Welt, in: Stephan Pauly (Hrsg.), Theologen unserer Zeit, Stuttgart 1997.
  • Peter Neuner, Heinrich Fries 1911-1998. Ein Leben im Dienst der Ökumene, Weißenhorn 1999.
Betreuer

Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Anton Siebenrock
Institut für Systematische Theologie

Doktorand

Pater Mag. Lic. theol. Jan Walentek CSsR

Jan Walentek

jan.walentek[at]student.uibk.ac.at

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