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Liturgie zwischen Tradition und Inkulturation: Theologische Analyse und praktische Konsequenzen

„Es ist nicht sicher, ob wir die zahlreichen Aporien, die die Universalität der christlichen Botschaft angesichts der Vielfalt der Kulturen einer pluralistischen Menschheit aufwirft, noch vollständig im Griff haben“ (Santedi Kinkupu, Leonard: Dogme et inculturation en Afrique, Préface).  Mit diesen Worten führt der kongolesische Theologe Santedi Kinkupu Léonard in die Problematik der Inkulturation in einer missionarisch gewordenen Kirche ein. In dieser Studie geht es darum, die eigentliche Aufgabe der Inkulturation zu untersuchen, wenn sie auf die Liturgie und die Glaubensaussagen angewandt werden soll. Ich werde mich dabei auf die Inkulturationsmodelle von Joseph Ratzinger, Louis-Marie Chauvet, Joseph Gelineau, Robert Sarah und Engelbert Mveng stützen, um die Folgen besser einschätzen zu können und den Weg für einen erfolgreichen Inkulturationsprozess aufzuzeigen.

Motivation

Die Globalisierung, die kulturelle Vielfalt und der sozio-religiöse Wandel stellen die Frage nach der Fähigkeit des Glaubens an Jesus Christus, sich in verschiedenen kulturellen Kontexten authentisch auszudrücken, ohne sein liturgisches Erbe zu verraten. Joseph Gelineau betont die Notwendigkeit der Inkulturation auf die Gefahr hin, mit diesen Begriffen Verwirrung zu stiften:

Jeder Ritus ist notwendigerweise inkulturiert, was die Inkarnation des Wortes verlängert. Wenn ein Zeichen nicht in eine Kultur und eine symbolische Konstellation eingebettet ist, ist es nicht mehr als Ritus erkennbar und kann alles oder nichts bedeuten. (Gelineau, Joseph: Libres propos sur les assemblées liturgiques, 60).

Die grundlegende Frage ist hier, wie es gelingen kann, die Treue zur liturgischen Tradition mit der Anpassung an die lokalen Kulturen zu verbinden. Das Zweite Vatikanische Konzil hat vor allem in der Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium (Vgl. SC 37- 40) den Weg für eine Liturgiereform geebnet, die gewisse Formen der Anpassung an die kulturellen Gegebenheiten der Völker zulässt, zugleich aber klare Grenzen setzt, um Abweichungen zu vermeiden, die zu Verwirrung führen könnten.

Forschungsfragen

Welches sind die wichtigsten liturgischen Inkulturationsmodelle, die in der Katholischen Kirche verwendet werden, und welche Auswirkungen haben sie? 

Wie beeinflussen diese Modelle die Struktur, die Sprache und die Symbole der Liturgie in verschiedenen kulturellen Kontexten? 

Wie weit kann man bei der Anpassung der Liturgie gehen, ohne ihr Wesen zu verändern? 

Welche theologischen und liturgischen Kriterien bestimmen eine legitime Inkulturation? 

Welche Konsequenzen haben diese Ansätze für die liturgische Praxis heute?

Methodologie

Diese Arbeit bietet eine theologische und pastorale Analyse der Kontroversen zwischen den Inkulturationsmodellen und der liturgischen Tradition anhand der Visionen von Chauvet und Ratzinger einerseits und versucht andererseits, die Positionen von Gélineau und Mveng durch eine Kritik der gegenwärtigen Methoden neu zu interpretieren, um eine den Bedürfnissen der Menschen angepasste Inkulturation vorzuschlagen.

Literatur

Chauvet, Jean-Marie. Du rite au Symbole, une mutation de la théologie sacramentelle. Paris, Cerf, 1997.

Ela, Jean-Marc. Symbolique africaine et mystère chrétien, les quatre fleuves n°10 : un christianisme africain, Paris, Beauchesne, 1979.

Gelineau, Joseph. Demain la liturgie. Essai sur l’évolution des assemblées chrétiennes, Paris, Cerf, 1976.

Jaouen, René. L’Eucharistie du mil, Langages d’un peuple, expressions de la foi, Paris, Karthala, 1995.

Ratzinger, Joseph. Der Geist der Liturgie, Freiburg im Breisgau, Herder, 2000.

Betreuer

Univ.-Prof. Dr. Liborius Olaf Lumma

Institut für Bibelwissenschaften und Historische Theologie

Doktorand

Mag. theol. Jacques Yannick Noah Noah

jacques.noah-noah(at)student.uibk.ac.at

Profil
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