Landschaftsarchäologie im Umfeld des Municipiums
Ein langfristiges Ziel des FB Aguntum ist die vollständige Miteinbeziehung des Umlandes von Aguntum in die (feld)archäologische Forschung. Insbesondere die wirtschaftlichen Grundlagen der Region sollen über eine detaillierte Landschaftsanalyse näher beschrieben werden. Aufgrund der Befunde im Municipium ist klar, dass die alpine Landschaft vor allem für die Haltung von Schafen bzw. Ziegen geeignet war und Rinderzucht nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Daneben ist für den landwirtschaftlichen Sektor der Anbau von Gerste nachgewiesen und im Bereich des Bergbaus ist während der Grabungen am Forum klar geworden, dass Bergkristalle als Handelsgut in Aguntum eine große Rolle spielen.
Allerdings steckt die Erforschung des Umlandes des Municipiums noch in den Anfängen. So sind bislang nur wenige Siedlungsplätze im weiteren Umland erforscht und auch für einen durch die reichen Bergkristallfunde anzunehmenden römischen Bergbau gibt es bislang keine Anhaltspunkte. In Kooperation mit Forschern in- und außerhalb der Universität wird den Fragen nach der Struktur des Umlandes des Municipiums weiter nachgegangen.
Geophysikalische Prospektion im Municipium Claudium Aguntum
Die geophysikalische Prospektion innerhalb des Municipiums ist aufgrund der geologischen Struktur des Gebietes immer noch mit großen Schwierigkeiten verbunden. Messungen aus dem Jahr 2010 ergaben Hinweise auf verschiedene Gebäudestrukturen. Wie schwierig eine Interpretation der Messergebnisse sein kann zeigt sich auch anhand der Strukturen, die am zentralen Platz des Händlerforums vermutet wurden. Die rechteckige, fast quadratische Struktur schien aufgrund von Parallelen in anderen römischen Siedlungen eine Interpretation als Kultbau nahezulegen, bei den Grabungen zeigte sich aber, dass es sich hier um ein rechteckig angelegtes Wasserbecken handelt, das mit seiner Einbettung in das Gesamtgebäude bislang keine Vergleiche in der römischen Architektur findet.
Literatur
M. Auer / F. Bleibinhaus / M. Tschurtschenthaler / M. Unterwurzacher, Municipium Claudium Aguntum. Geophysikalische Prospektion auf geologisch schwierigem Terrain, ÖJh. 82, 2013 (2014), 7-21.
Geophysikalische Prospektion in der Vorstadt
Im Auftrag des Bundesdenkmalamtes fanden im Jahr 2013 geophysikalische Messungen im Bereich der Vorstadt (östlich der Stadtmauer) Aguntums statt. Die dabei festgestellten Gebäudestrukturen deuten eine Fortsetzung der bereits von E. Swoboda festgestellten dichten Bebauung auch in diesem Bereich an. Weiterführende Forschungen im Sinne von Ausgrabungen sind an dieser Stelle derzeit nicht geplant, eine Erweiterung der Prospektionsfläche ist jedoch für das Verständnis der antiken Stadt anzustreben.
Literatur
B. Zickgraf / N. Buthmann, Archäologisch-geophysikalische Prospektion auf dem Grundstück Nr. 190/1, Gemeinde Dölsach, Katastralgemeinde Stribach, Tirol, FÖ 52, 2013, D4499–D4513.
Geophysikalische Prospektion in der spätantiken Siedlung Lavant
Im Zuge der Neubewertung der "Bischofskirche" von Lavant war es auch möglich, geophysikalische Prospektionen am Krichbichl von Lavant durchzuführen. Es zeigt sich dabei eine Bestätigung der von Miltner in Suchschnitten festgestellten dichten Verbauung des Kirchbichls, wobei es allerdings nicht möglich war ganze Gebäudegrundrisse zu fassen. Insbesondere auf der Hügelkuppe zeigen sich in den Prospektionsdaten massive Mauerzüge, die mit der mittelalterlichen Bebauung des Hügels in Zusammenhang zu setzen sind.
Literatur
B. Zickgraf / B. Schroth, Archäologisch-geophysikalische Prospektion, Spätantike Siedlung am Kirchbühel, Lavant, KG Lavant, Tirol, FÖ 62, 2023, D8938-D8957.
Stadt und Umland – Das Verwaltungsgebiet des Municipium Claudium Aguntum
Um das Verwaltungsgebiet des Municipiums in den Fokus der Forschung zu rücken, wurde 2013/14 unterstürtzt durch den TWF (Tiroler Wissenschaftsfonds) eine Aufnahme aller römischen und spätantiken Funde und Befunde in Osttirol und Teilen Kärntens und Südtirols initiiert. Die GIS gestützte Aufnahme erfolgte in Kooperation mit Dr. Armin Heller, Institut für Geographie der Universität Innsbruck und bildet die Grundlage für die weitere Erforschung des Umlandes von Aguntum.
Derzeit in Planung ist die Ausweitung der geophysikalischen Prospektion im Umland der römischen Stadt.
Literatur
M. Auer / Ch. Sperger, Das Umland von Aguntum. Eine GIS gestützte Kartierung kaiserzeitlicher und spätantiker Siedlungsplätze, in: M. Auer/H. Stadler (Hrsg.), Von Aguntum zum Alkuser See. Zur römischen Geschichte der Siedlungskammer Osttirol (Wiesbaden 2018).

Aguntum, nahe römische Fundplätze (rot) und Georadar südlich der Bundesstraße