1782 - Aufhebungsdekret für die Universität Innsbruck

1782 - Aufhebungsdekret für die Universität Innsbruck. Aus der Abschrift für den Dekan, „Direktor der juridischen Fakultät“ vom 8. Oktober 1782.

Uni­ver­si­täts­auf­he­bung 1782/U­ni­ver­si­täts­wie­der­grün­dung 1792/U­ni­ver­si­täts­auf­he­bung 1810

Anlässlich des 340. Jubiläums der Gründung der Universität Innsbruck werden Ausschnitte der Geschichte der Innsbrucker Alma Mater präsentiert.

Wirkend mit Beginn des Studienjahres 1782/83 wurde die 1669 gegründete und 1677 bestätigte Universität Innsbruck nach 113 Jahren zu einem Lyzeum herabgestuft. Am 14. September 1782 war folgendes Hofdekret an das Gubernium in Innsbruck ausgefertigt worden:

„Seine k.k. Maiest(ät) haben die bisherige Universität in Innsbruck aufzuheben und zu resolviren geruhet, daß in Hinkunft nur ein Lycäum daselbst bestehen solle. In dieser Absicht haben allerhöchst dieselbe wegen der künftig an diesem Lycäo zu lehrenden höheren Wissenschaften folgende Einrichtung allergnädigst beangenehmet und maßgebig festgesetzet; die Zahl der Lehrer ist auf 12 sistemisiret und hievon für das Lehrfach der Theologie 4, jenes der Rechte 2, jenes der Arzneykunst 2 und jenes der Philosophischen 3 Lehrer nebst einem Lehrer der politischen Wissenschaften (...) bestimmt worden.“

Das Promotionsrecht blieb nur dem fortan aufgeklärt rationalistisch vorzutragenden theologischen Studium erhalten. Am juridischen und medizinischen Studium, wo nur mehr die Anfangsgründe gelehrt wurden, verblieb nur ein Teil der Professoren im Amt. Das Tragen der akademischen Talare wurde 1784 verboten, da sie als „mit der Aufklärung und der Denkungsart gegenwärtiger Zeiten nicht mehr verträgliche Verzierung“ galten. Ferner wurde am 7. Juli 1784 die den Professoren und Studenten abgeforderte „professio fidei“ (das Glaubensbekenntnis) abgeschafft.

Mit Organisierungsdekret vom 16. März 1792 wurde das Lyzeum wieder zur Universität erhoben: 6 Theologieprofessoren, 6 Professoren der Rechte, 6 Medizinprofessoren, sowie 4 Professoren für das philosophische Studium nahmen im Herbst 1792 den Universitätsbetrieb auf. Am 15. Oktober 1792 eröffnete der Experimentalphysiker und Naturhistoriker Joseph Stadler mit einer Dankrede auf die „Feyerliche Wiedereinrichtung der Leopoldinischen Universität zu Innsbruck“. Die folgenden Jahre standen politisch im Zeichen der auch Tirol immer wieder streifenden französischen Revolutionskriege. Einige Professoren und Studenten sympathisierten mit den Idealen der Revolution „Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit“.  1794 stellten die Behörden rund ein Dutzend Innsbrucker „Jakobinerstudenten“ politisch vor Gericht.

Die Studentenzahlen bei der „mittleren“ Innsbrucker Universität, die von 1792 bis 1810 Bestand haben sollte, entwickelten sich folgendermaßen:

1792/93   256

1801/02   464

1805/06   253

1809/10   313

 

Mit mittlerweile königlich bayerischer Entschließung vom 25. Oktober 1810 wurde die Universität Innsbruck zum zweiten Mal aufgehoben:

„Wir haben Uns auf den Vortrag Unseres geheimen Ministeriums des Innern, nach reiflicher Erwägung aller Umstände und Verhältnisse, bewogen gefunden, die bisher zu Innsbruck bestandene Universität, welche mit den seit Abtretung des italiänischen Tyrols ihr noch verbleibenden Fonds und Renten nicht mehr fortbestehen kann, aufzulösen, und derselben ein wohleingerichtetes, den vorhandenen Mitteln sowohl, als den Bedürfnissen des neu konstituirten Innkreises mehr angemessenes Lyceum mit einer vollständigen philosophischen und theologischen Section, nebst dem daselbst verbleibenden Gymnasium, zu substituiren.“

Die Innsbrucker Rechts- und Medizinstudenten waren „unverzüglich an die zu Landshut und Erlangen bestehenden innländischen Universitäten zur Fortsetzung und Vollendung ihrer Studien anzuweisen.“

Landshut, zwischen 1800 [Auflassung von Ingolstadt] und 1826 vor der Übersiedlung nach München gleichsam erste Landesuniversität, war seit 1806 wichtigste Innsbrucker Studentenaustauschuniversität. Rund 140 hiesige Studenten scheinen auch in den Landshuter Matrikeln auf. An die Universität Erlangen gehen 1810 44 Innsbrucker Studenten ab. Das verbliebene kleine philosophisch-theologische Rumpflyzeum zu Innsbruck fristete ein kümmerliches Dasein. Die Zahl der Lyzeisten sank in den vier Jahren zwischen 1810 und 1814 von 206 auf 92.

Nach der Wiedervereinigung Tirols mit Österreich 1814 änderte sich die Verfassung des Lyzeums insofern, als 1816 die Bewilligung erteilt wurde, nach Lyceal-Art wieder ein juridisches und „niederes“ medizinisch-chirurgisches Studium anzugliedern. Pläne, die auf eine Universitätsrestauration zielten, soll Kaiser Franz I. 1816 mit: „Ja sag ich, sobald ich Geld seh!“ quittiert haben. 1826 wurde das Lyzeum dann formell wieder zur Universität erhoben. Real war damit nur das wieder gewonnenen juristische Promotionsrecht verbunden.

(Universitätsarchiv)

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