Victor Franz Hess

Fach­be­reich Phy­sik an der Uni­ver­si­tät Inns­bruck

Anlässlich des 340. Jubiläums der Gründung der Universität Innsbruck werden Ausschnitte der Geschichte der Innsbrucker Alma Mater präsentiert.

Im vorigen Jahr wurde an der Universität Innsbruck in wissenschaftlichen Symposien an 50 Jahre „Plasmaphysik Innsbruck“ - 1958 mit der Berufung von Ferdinand Cap begründet -  und an 40 Jahre „Atom-/Ionenphysik“ - Ende der 1960er Jahre mit der Berufung von Max Pahl begründet -  erinnert. Beide Ereignisse wurden in Bänden, die im universitätseigenen Verlag „IUP“ erschienen sind, dokumentiert:

  1. A. Bacher und T.D. Märk: 40 Jahre Institut für Ionenphysik und ‚Angewandte Physik, Innsbruck 2008.
  2. Alexander Kendl (Hg.): 50 Jahre Plasmaphysik und Fusionsforschung an der Universität Innsbruck, Innsbruck 2008. (mehr dazu auf www.uibk.ac.at/iup)

Interessiertes zur dieser Wissenschaft enthält das „virtuelle Museum“ zur Geschichte der Innsbrucker Physik auf der Homepage der Universität Innsbruck. Dieses sowohl „reale“ als auch „virtuelle“ Museum wurde in jahrelanger Sammelarbeit mit zahlreichen eigenen und historischen Texten sowie mit umfangreichem Bildmaterial von Univ. Prof. Dr. Armin Denoth und seinen MitarbeiterInnen aufgebaut:

  1. www.uibk.ac.at/exphys/museum/de/start.html
  2. und eine besondere Seite in Erinnerung an Victor Franz Hess mit allen Informationen unter: http://physik.uibk.ac.at/hephy/Hess/homepage.

Dies alles bietet Anlass zu einem Kurzabriss der Geschichte der Physik an der Universität Innsbruck, die auf die Jahre um 1750 mit Ignaz von Weinhart als dem Begründer des Innsbrucker experimentalphysikalischen Kabinetts zurückgeht.

Um 1900 haben zahlreiche Schüler von Ernst Mach und Ludwig Boltzmann in Innsbruck mathematisch-theoretische und experimentelle Physik gelehrt.

1925 bemühte sich die Innsbrucker Fakultät um den späteren Nobelpreisträger Erwin Schrödinger. Dieser teilte daraufhin seinem damaligen Dekan an der Universität Zürich mit, dass er „einen Ruf als Ordinarius für theoretische Physik an die Universität Innsbruck (Nachfolge von Prof. Otto Tumlirz) erhalten habe“. Schrödingers schlussendlich nicht erfolgte Berufung fällt unter das Kapitel „Materielle Krise der österreichischen Wissenschaft“.

Nobelpreisträger Victor Franz Hess folgte Anfang der 1930er Jahre aus Graz nach jahrelanger Lehrkanzelvakanz auf Egon Schweidler (1873-1948). Schweidler, aus der Wiener Schule Franz Exners und Stefan Meyers herkommend und 1926 von Innsbruck nach Wien zurückberufen, wurde in der Fachwelt, so von Max Laue, wegen seiner Deutung des radioaktiven Zerfallsgesetzes hoch geschätzt.

Arthur March (1891-1957), der bei Arnold Sommerfeld in München und bei Fritz Hasenöhrl in Wien studiert hatte, bot seit 1918 den Innsbrucker Studenten erstmals in Vorlesungen über die „Theorie der Strahlung und der Quanten“ und über die „Grundzüge der speziellen Relativitätstheorie“ die modernen Grundlagen der Physik an. Grundlage für Marchs frühe quantentheoretische Vorlesungen war sein 1919 veröffentlichtes Buch „Theorie der Strahlung und der Quanten“, das noch ausschließlich auf Max Planck und Niels Bohr aufbaute, während die Ergebnisse der „jüngeren“ Quantenmechanik (Heisenberg, Schrödinger, Pauli, etc.) in eine Ende der zwanziger Jahre aufgelegte Neufassung eingearbeitet wurden.

Zum engeren physikalischen Fachbereich zählten auch die Lehrkanzeln für „Astronomie und Astrophysik“, sowie jene der „Kosmischen Physik“ (später umbenannt in „Meteorologie und Geophysik“). Für beide Fächer waren in den 1890er Jahren Professuren eingerichtet worden.  Egon von Oppolzer gründete 1904 aus eigenen Mitteln die Innsbrucker Sternwarte.

Die Meteorologielehrkanzel erlangte als die „Innsbrucker Meteorologische Schule“ Weltruf. Zwischen 1909 und 1917 entwickelte etwa Felix Maria Exner (1876-1930) hier bahnbrechende Ansätze zur Synoptik, zur Wetterprognose. Exners „Lehrbuch der dynamischen Meteorologie“ entstand ebenfalls in Innsbruck vor seinem Weggang nach Wien.

Heinrich Ficker (1881-1957), Sohn des Historikers Julius Ficker, der 1906 mit einer Dissertation „Innsbrucker Föhnstudien“ promoviert worden war, lehrte nach Innsbrucker Dozentenjahren als Professor an der Universität Graz, ab 1922 auf Initiative von Max Planck an der Universität Berlin und ab 1937 mit folgender Berufungsbegründung in Wien: „Hervorzuheben sind darunter hauptsächlich aus der Innsbruckerzeit stammende Föhnstudien und andere speziell alpine Verhältnisse betreffende Untersuchungen über vertikale Temperaturverteilung, Berg- und Talwinde, Wolkenbildung, ferner die Arbeiten über Passatinversion, über Gewitterbildung, ganz besonders aber die grundlegenden Arbeiten (von 1910 an) über die Ausbreitung von Wärme- und Kältewellen, die schon wesentliche Teile der später von Bjerknes aufgestellten Polarfront- und Zyklonen-Theorie enthalten. Später lieferte Ficker wertvolle Beiträge zur Fortentwicklung dieser Theorie, indem er als erster die große Bedeutung von Vorgängen in der (bis dahin als praktisch unveränderlich angesehenen) Stratosphäre nachwies und dabei den neuen Begriff der 'Steuerung' troposphärischer Luftmassen durch stratosphärische Vorgänge einführte.“

Albert Defant (1884-1974), an der Jahrhundertwende Absolvent der Universität Innsbruck, lehrte zwischen 1918 und 1917 und wieder nach 1945 bis zur Emeritierung hier in Innsbruck, vor 1918 lehrte er in Wien, 1927 wurde er als Pionier der Ozeanographie nach Berlin berufen.

Vollständig mit den Namen aller Forschenden und mit zahlreichen Originaldokumenten:

  • Ferdinand Cap: Geschichte des Instituts für theoretische Physik 1868-1988, unter www.uibk.ac.at/th-physik/aboutitp/history/history.html
  • Franz Huter (Hg.): Die Fächer Mathematik, Physik und Chemie an der Philosophischen Fakultät zu Innsbruck, Innsbruck 1971.
  • Hundert Jahre Institut für Meteorologie und Geophysik an der Universität Innsbruck 1890-1990, hg. vom Institut für Meteorologie und vom Universitätsarchiv, Innsbruck 1990.
  • Hundert Jahre Astronomie an der Universität Innsbruck, hg. vom Institut für Astronomie und vom Universitätsarchiv, Innsbruck 1992.
  • Peter Goller und Gerhard Oberkofler: Erwin Schrödinger. Briefe und Dokumente aus Zürich, Wien und Innsbruck, hg. von der Zentralbibliothek für Physik, Wien 1992.

(Peter Goller)

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