Gruppenfoto von zehn Personen in einem Innenraum.

Besuch beim Direktor des Büros für internationale Beziehungen.

Sozio­lo­gie: Lehr- und For­schungs­auf­ent­halt in Nige­ria

Drei Mitglieder des Instituts für Soziologie nutzten die Semesterferien für einen einwöchigen Lehr- und Forschungsaufenthalt an der Universität Lagos (UNILAG) in Nigeria. Die Reise ist Teil des vom OeAD geförderten Africa-UniNet-Projekts „Enhancing Quality of Sociology Postgraduate Teaching and Learning through Staff Exchange and Collaboration among Three Universities“.

Das UNILAG-Projekttreffen war das zweite physische Treffen des Projektteams (das Erste fand im Mai 2022 an der Universität Innsbruck statt). Die Projektdelegationen aus Innsbruck und Debre Markos wurden an der 1962 gegründeten Universität Lagos überaus herzlich empfangen. Der Campus der Universität kann am besten als eigener Stadtteil beschrieben werden, da er neben Unterkünften für Studierende und Mitarbeitende auch Schulen, Kirchen, Sportstätten, Tankstellen und Geschäfte beherbergt, kurz alles umfasst, was man zum täglichen Leben benötigt.

Nach einem Kulturprogramm wurden wir am Montag von Prof. Olufunlayo Bammeke, dem Dekan der Fakultät für Sozialwissenschaften empfangen.  Es folgten Gespräche mit dem Dekan der School of Postgraduate Studies und dem Direktor des Büros für internationale Beziehungen. Alle zeigten sich sehr interessiert an einer längerfristigen Kooperation mit der Universität Innsbruck.

Unser Besuch beinhaltete neben dem Austausch mit UNILAG-Studierenden und -Dozierenden Vorträge zu studienrelevanten Themen sowie eine Podiumsdiskussion zu „Global crisis and the quest for peace“. Auch an einem Paper zum Umgang mit Diversität an den drei Universitätsstandorten arbeiteten wir weiter.

Der Besuch ermöglichte auch tiefere Einblicke in die Arbeitsbedingungen unserer nigerianischen Kolleg*innen. Wir erfuhren, dass ihr Gehalt seit 2009 nicht an die hohe Inflation in Nigeria angepasst worden war und derzeit bei weniger als 300 Dollar pro Monat liegt. Sie sind daher gezwungen, sich zusätzlich über Auftragsforschung oder Projektanträge bei lukrativen Fördergebern (z.B.: Bill & Melinda Gates Foundation) zu finanzieren. Das erschwert die gemeinsame Projektarbeit, da Africa-UniNet nur Reisekosten fördert. Während wir über hohe Studierendenzahlen Finanzmittel erhalten, selektieren die Kolleg*innen in Nigeria aus einem Überschuss an Studienbewerber*innen. Frappierend war der Kontrast zwischen dem „MAD (Make A Difference) House“ – einem Incubator-Hub für Kreative – und dem nahegelegenen botanisch-zoologischen Garten: Ein topmoderner, mit recycelten Materialien gefertigter Neubau in lässigem Design auf der einen Seite – zerfallende Labore und Gehege mit verhungernden Tieren auf der andere Seite. Projektbesuche führen auch zu Anregungen aus dem Forschungs- und Lehrbetrieb einer anderen Universität. Die UNILAG setzt z.B. einen Post-Graduate-Koordinator ein, der Studienanfänger*innen hinsichtlich einer gezielten Schwerpunktbildung berät und während der gesamten Studienzeit begleitet.

Zum Abschluss schenkte das UNILAG-Team seinen Gästen maßgeschneiderte Shirts. Der Schneider saß bei der ersten fakultätsöffentlichen Veranstaltung unbemerkt im Publikum und nahm anhand von Fotos Maß.  

(Bernadette Müller Kmet, Bettina Mahlert, Markus Schermer)

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