Eine Person hält eine Petrischale mit der rechten Hand in die Höhe

Mikrobiologin Michaela Lackner begutachtet einen sog. Lomentospora prolificans, ein multi-resistenter Pilz.

Neue Lösungs­an­sätze für Resis­ten­zen gegen Pilz­me­di­ka­mente

Resistenzen gegen Pilzmedikamente stellen Gesundheitssysteme weltweit vor große Herausforderungen. Auch in Österreich erkranken jährlich etwa 130.000 Menschen an Pilzinfektionen, die oftmals auch tödlich enden können. Mit dem neuen PhD-Programm MYCOS verfolgen die Innsbrucker Universitäten einen ganzheitlichen und interdisziplinären Ansatz zur Erforschung von Resistenzentwicklungen, um Auswege aus dieser bedrohlichen Gesundheitskrise aufzuzeigen.

Sie heißen Aspergillus fumigatus, Candida albicans oder Candida auris. Die Rede ist von Pilzen, die in der Umwelt weit verbreitet und im Grunde harmlos sind. Für immungeschwächte oder chronisch kranke Menschen bergen die Erreger jedoch ein hohes Risiko, an einer invasiven Pilzinfektionen zu erkranken und daran auch zu versterben. Weltweit sind etwa 1,7 Milliarden Menschen von Pilzinfektionen betroffen, mehr als 1,5 Millionen dieser Erkrankungen verlaufen tödlich. Laut Erhebung im Rahmen des LIFE-Projekts beträgt in Österreich die Rate an Candidämien 2,6/100.000 EinwohnerInnen. Auch die Ergebnisse einer kürzlich veröffentlichten Arbeit eines Teams der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin verdeutlichen die Problematik: So wurde nachgewiesen, dass 12 Prozent der in der Studie erfassten Innsbrucker PatientInnen nach einer Lebertransplantation trotz gezielter antimykotischer Prophylaxe an einer invasiven Pilzinfektion erkranken. Damit sind sie in der Folge einem fast fünfmal höheren Sterberisiko ausgesetzt. Die WHO warnt vor einer globalen Bedrohung für die öffentliche Gesundheit, weil Pilzerkrankungen weltweit ansteigen und Erreger zunehmend Resistenzen aufweisen. Diese Resistenzentwicklung wird verursacht durch den Mehrfacheinsatz der gleichen Substanzklasse (Azole) in Landwirtschaft (Fungizide) und Medizin (Antimykotika). Regierungen und wissenschaftliche Institutionen sind aufgerufen, die Laborkapazitäten zur Diagnose und Überwachung auszubauen und mehr in Forschung und Entwicklung von neuen Lösungsansätzen und alternativen Therapieansätzen zu investieren.

An der Medizinischen Universität Innsbruck stellt die Aufklärung der in Erregern und Pilzen ausgelösten Resistenzmechanismen seit vielen Jahren einen besonderen Forschungsschwerpunkt dar. Diese Expertise wird nun im Rahmen des kürzlich gestarteten PhD-Programms MYCOS weiter gestärkt und ausgebaut. „Die Medizinische Universität Innsbruck finanziert neun PhD-Stellen mit rund zwei Millionen Euro und wird gemeinsam mit der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck, die zwei weitere Ausbildungs- und Forschungsstellen unterstützt, dazu beitragen, in den kommenden drei Jahren neue Erkenntnisse zu Resistenzmechanismen und Therapieoptionen zu gewinnen“, betont Christine Bandtlow, Vizerektorin für Forschung und Internationales. PhD-Studierende und zwölf etablierte Forschende beider Universitäten bilden dabei einen neuen mykologischen Forschungscluster, in dem der Standort Innsbruck zu einem stärkeren, international anerkannten mykologischen Forschungszentrum ausgebaut werden soll.

Um wichtige neuartige Daten zu generieren, neue Erkenntnisse zu gewinnen, und schließlich alternative Behandlungsstrategien zu entwickeln, werden modernste Grundlagen-, Translations- und klinische Wissenschaft genutzt. Durch neue innovative Lehrveranstaltungen werden gezielt Fachkräfte mit Schlüsselkompetenzen in diesem wichtigen Forschungsgebiet ausgebildet. Die internationale Ausschreibung für die elf PhD-Stellen läuft bereits seit 8. April 2024.

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