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Wissenschaftsskepsis ist problematisch, wenn sie wissenschaftlich geschaffenes Wissen kategorisch ablehnt.

Keine Wis­sens­lü­cke, son­dern Hand­lungs­de­fi­zit

Die österreichische Universitätenkonferenz (uniko) hat ein Positionspapier zur Wissenschaftsskepsis veröffentlicht. Darin setzt sich die uniko für eine kritische und differenzierte Betrachtung der Themen „Wissenschaftsskepsis“ und Vertrauen in die Wissenschaft und Demokratie ein.

Die österreichische Universitätenkonferenz (uniko) zeigt sich angesichts der jüngsten innenpolitischen Entwicklungen – von der "Rede zur Zukunft der Nation" von Kanzler Nehammer bis hin zum Arbeitsübereinkommen zwischen ÖVP und FPÖ in Niederösterreich – äußerst besorgt über die Ignoranz wissenschaftlicher Evidenz bzw. die mangelnde Wertschätzung gegenüber Forscherinnen und Forschern. Diese stünden in krassem Gegensatz zu den Bestrebungen, das Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie zu stärken, betont uniko-Präsidentin Sabine Seidler.

Wenn das Wissenschaftsministerium ein 10-Punkte-Programm gegen Wissenschaftsskepsis verabschiedet, der Kanzler gleichzeitig beim Klimawandel von „Untergangsirrsinn“ und „Expertenhörigkeit“ während der Pandemie spricht und die niederösterreichische Landesregierung eine Bewerbung der Corona-Impfung in Zukunft kategorisch ablehnt und ein wissenschafts- und fremdenfeindliches Klima durch bedenkliche Äußerungen einzelner Regierungsmitglieder fördert, führt das alle Bestrebungen ad absurdum, so Seidler.

Wie das Beispiel Klimakrise zeigt und die uniko in einem heute veröffentlichten Positionspapier zum Thema #wissenschaftvertrauen festhält, manifestiert sich „Wissenschaftsskepsis“ aktuell weniger in einem Wissens- bzw. Vertrauensdefizit als in einem Handlungsdefizit. Denn es mangelt in erster Linie weder an der Bereitstellung von wissenschaftlicher Evidenz noch an deren Kommunikation. Die Kluft entsteht vielmehr durch Politiker:innen, die den gemeinsamen Boden außer Streit gestellter wissenschaftlicher Erkenntnis verlassen und nicht bereit sind, dieser folgend Entscheidungen zu treffen und umzusetzen.

#wissenschaftvertrauen

In ihrem Positionspapier  setzt sich die uniko für eine kritische und differenzierte Betrachtung der Themen „Wissenschaftsskepsis“ und Vertrauen in die Wissenschaft und Demokratie ein. Genauso wenig wie es „die Wissenschaft“ im Singular gibt, die mit einer Stimme spricht und nur eine Perspektive vertritt, ist Skepsis per se etwas Schlechtes, sondern Ausgangspunkt zahlreicher neuer Erkenntnisse und Entdeckungen. Viel wichtiger erscheint hier der Faktor Vertrauen. Die Menschen müssen sich darauf verlassen können, dass in der Forschung, Lehre und Wissenschaftsvermittlung hohe wissenschaftliche wie ethische Standards eingehalten werden, mit öffentlichen Mitteln verantwortungsvoll umgegangen wird und nötige Kontrollmechanismen vorhanden sind. Das ist die Grundvoraussetzung, damit Vertrauen entstehen und sich ein Dialog zwischen Gesellschaft und Wissenschaft auf Augenhöhe entwickeln kann. Um diesen Austausch zu fördern, spricht sich die uniko auch für eine Aufwertung und Förderung des Wissenschaftsjournalismus sowie eine institutionalisierte, breit aufgestellte wissenschaftsbasierte Politikberatung vom Parlament bis zum Beamtenapparat aus.

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