Studierende in einer Vorlesung des IRKS.

Im Herbst startet das neue Wahlpaket „Recht, Sicherheit und Gesellschaft“.

Neues Stu­di­en­an­ge­bot: Wahl­pa­ket „Recht, Sicher­heit und Gesell­schaft“

Mit dem Wahl­paket „Recht, Sicherh­eit und Gesells­chaft“ ist es ab Herbst 2023 erstm­als mögl­ich, an der Uni­ver­sität Inns­bruck die For­schungs­schwer­punkte des Instituts für angew­andte Rechts- und Kriminal­so­zio­logie (IRKS) im Rahm­en des Masters­tudiums zu studie­ren. Ziel des Wahl­pakets ist es, die grundl­egend­en theo­retische Zugänge und wesent­lichen Anwen­dungsf­elder im For­schungs­bereich zu ver­mitteln.

Die Absolvent:innen sollen in der Lage sein, gesellschaftliche Phänomene und Diskurse zu Recht, Devianz bzw. Kriminalität und Sicherheit aus sozialwissenschaftlicher Perspektive zu analysieren und kritisch zu reflektieren. Ergänzend erwerben sie fundiertes Wissen zu methodischen Zugängen und forschungspraktischen Besonderheiten in der empirischen Erforschung dieses Feldes.

Das Wahlpaket startet im Herbst 2023 mit einer einführenden Vorlesung zu den Grundlagen und Anwendungsfeldern der Rechts- und Kriminalsoziologie, einer VU zur Kriminalsoziologie und einem vertiefenden Seminar zum Thema Jugendkriminalität. Im Sommersemester werden zum einen forschungspraktische Zugänge vertieft, zum anderen wird eine VU zum Schwerpunkt „Recht und Gesellschaft“ angeboten sowie ein Seminar zu Menschenrechten im Kontext sozialer und gesellschaftlicher Veränderungen. Das Angebot ist für Studierende aller Fakultäten und Studienrichtungen offen.

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Was ist Recht?

Recht ist aus sozialwissenschaftlicher Perspektive als konstitutives Element des sozialen Lebens zu betrachten und zu analysieren. Es ist Produkt sozialer Strukturen und Prozesse und wirkt umgekehrt strukturierend auf gesellschaftliche Verhältnisse und das soziale Leben ein. Wer glaubt, da gibt es ein bestimmtes Gesetz und das muss man nur „richtig“ anwenden, übersieht, dass Recht weder im gesellschaftsfreien Raum entsteht noch in solch einem „neutralen“ Raum zur Anwendung kommt. Über rechtliche Regelungen werden zentrale gesellschaftliche Fragen verhandelt, normiert und verändert. Umgekehrt trifft formales Recht (law in the books) auf gesellschaftliche Verhältnisse und Praktiken und kann in Abhängigkeit von diesen sehr unterschiedliche Wirkungen entfalten. Und das hat wiederum Auswirkungen auf einzelne Menschen, Gruppen und die Gesellschaft insgesamt. Eine sehr wichtige Frage in unserer Forschung ist daher jene nach der Anwendungspraxis des Rechts: Wie wird Recht tatsächlich „gelebt“, umgesetzt (law in action)?

Wer macht von seinem Recht Gebrauch?

Rechtssoziologie befasst sich auch mit der Frage, wie sich der Zugang zum Recht gestaltet, wer z.B. Recht mobilisiert – wer also um seine Rechte weiß und diese ggf. auch einzufordern weiß – und wer sich hier schwerer tut oder dies auch nicht anstrebt. Das hängt u.a. von ökonomischen, kulturellen und sozialen Ressourcen ab, vom Vertrauen in den Rechtsstaat, von Vorerfahrungen mit diesem (z.B. auch über Erfahrungen mit der Exekutive), davon, wie hochschwellig der Zugang zum Recht gestaltet wird – aber auch davon, ob alternative Formen der Konfliktlösung genutzt werden können. Es ist nicht per se als gut oder schlecht zu bewerten, ob und wie häufig formale Rechtsinstitutionen, insbes. Gerichte, angerufen werden.

Ist Kriminalität normal?

Die Kriminalsoziologie richtet den Blick nicht auf den Einzelfall, das Außergewöhnliche und Spektakuläre an der Kriminalität, sondern auf Kriminalität als normales gesellschaftliches Phänomen  – denn „es gibt keine Gesellschaft, in der keine Kriminalität existierte” (Durkheim 1895). Es geht um die Normalität von Devianz (v.a. bei Jugendlichen), um den Umgang mit Abweichung, um Definitionsprozesse und Kriminalisierung.

Womit beschäftigt sich das IRKS?

Wir beschäftigen uns mit gesellschaftlichen Prozessen, die in der Entstehung, Verfolgung und Prävention von Kriminalität eine Rolle spielen. Wir fragen danach, wie die Strafjustiz funktioniert, wie Gefängnisse als totale Institutionen wirken oder welche alternativen Möglichkeiten es gibt, mit Straftaten und Konflikten umzugehen. Kriminalsoziologie ist auch die Auseinandersetzung mit den “Rändern”, um mehr über die Gesellschaft insgesamt zu erfahren.

Für unsere Forschung am Institut für angewandte Rechts- und Kriminalsoziologie ist der Brückenschlag zwischen akademischer und anwendungsorientierter Forschung zentral. Diese enge Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis ist uns auch in der Lehre wichtig und zeichnet das Wahlpaket Recht, Sicherheit und Gesellschaft aus. 

Rechtssoziologie wird häufig als inter- oder transdisziplinäres Wissenschaftsfeld verstanden. Auch die Kriminalsoziologie vereint unterschiedliche Disziplinen. Unsere Themenbereiche fügen sich also nur bedingt in die üblichen disziplinären Grenzen und Logiken. Damit eignet sie sich in besonderer Weise als Studienangebot an Studierende verschiedener Studienrichtungen und Fakultäten.

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