Die Ringvorlesung basiert auf der Prämisse, dass Wissenschaft auf vielfältige Art und Weise in Macht- und Gewaltverhältnisse eingebunden ist. Strukturelle Diskriminierung, ungerechte Verteilung, Machtmissbrauch, verborgene und offensichtliche Ausgrenzungs- und Marginalisierungsmechanismen sind Ausdruck gesellschaftlich etablierter Macht- und Gewaltverhältnisse, die auch in der Wissenschaft und an Universitäten (re-)produziert werden. Die Ringvorlesung setzt sich zum Ziel, Wissenschaft und Universitäten als Felder zu diskutieren, die von mehrdimensionalen Ungleichheiten und Diskriminierungen, kolonialen Kontinuitäten, vergeschlechtlichten Logiken, Macht- und Herrschaftsstrukturen und (epistemischen) Gewaltverhältnissen geprägt sind. Diese Verwobenheit zwischen Macht, Gewalt und Wissenschaft wird aus intersektionaler, herrschaftskritischer Perspektive durchleuchtet.
Interuniversitär und interdisziplinär
Die Idee einer gemeinsamen interdisziplinären Ringvorlesung, die an der Universität Innsbruck, der Universität Klagenfurt und der Sigmund Freud Privat-Universität Linz durchgeführt wird, entstand im Rahmen eines Austauschs zu Gewalt und Diskriminierung an Universitäten. In der Ringvorlesung werden Konzepte, Theorien und Studien zum Thema Macht und Gewalt in Wissenschaft und an Universitäten aus multiplen Disziplinen und multiplen Perspektiven vorgestellt und diskutiert. Im Laufe des Wintersemesters werden u.a. folgende Fragen diskutiert: Wie konstituier(t)en rassistische, koloniale, androzentrische, heteronormative Weltbilder die „Wissenschaften vom Menschen“ wie bspw. Psychologie und Psychotherapiewissenschaften? Wie hängen Kolonialismus und Universitätsgeschichte zusammen? Welche Strategien und Gegenstrategien wurden im Kampf um das Frauenstudium eingesetzt? Welche Kritiken am Objektivitätsideal der Wissenschaft wurde von queer-feministischen Wissenschaftler*innen entwickelt? Wie wird epistemische Gewalt in der Forschung reproduziert? Was sind materielle und diskursive Bedingungen, damit Wissen als wissenschaftliches Wissen anerkennbar wird? Wie hängen Autorität, Unterwerfung, Wissensproduktion und Wissensvermittlung zusammen? Verengen die Neoliberalisierung der Hochschulen und das Leitbild der unternehmerischen Universität kritische Freiräume in Lehre und Forschung? Welche Handlungsmöglichkeiten gibt es an Universitäten, um gegen Diskriminierung vorzugehen? Haben emanzipatorisches Wissen und damit einhergehende Praxen an Universitäten überhaupt Raum?
Als Vortragende konnten viele interessante Wissenschaftler*innen gewonnen werden, die aus unterschiedlichen Disziplinen – u.a. Erziehungswissenschaften, Geschichtswissenschaft, Philosophie, Sozialwissenschaften – das Verhältnis von Macht, Gewalt und Wissenschaften ausloten: Muriel González Athenas, Michaela Ralser, Gabriella Hauch, Elisabeth Schäfer, Claudia Brunner, Mariam Malik, Viktorija Ratković, Heike Pantelmann, Johanna Hofbauer, Nikolaus Benke, Adi Sandbichler und Rebecca Sternberg.
Organisiert wird die Ringvorlesung an der Universität Innsbruck von Juliana Krohn und Gundula Ludwig, an der Universität Klagenfurt von Maria Mucke und Heidi Siller, und an der Sigmund Freud Privat-Universität Linz von Agnes Stephenson.
Die interdisziplinäre Ringvorlesung richtet sich an Studierende, Lehrende sowie die interessierte Öffentlichkeit. Die öffentlichen Vorträge beginnen am 12.10. 2023 und finden jeweils von 17.30-19.00 im Hörsaal 4 am Campus Innrain statt.
Weitere Informationen:
https://www.uibk.ac.at/ma-gender/rvo_wm4_wise23/rvo_termine_w23.html