Sechs Personen sitzen auf einer Bühne, dahinter eine Leinwand

Zum Abschluss diskutierten (v.l.) Katharina Schell (APA), Matthias Krapf (TT), Georg Laich (ORF) und die Vortragenden Tristan Schulze, Sonja Utz und Maya Pindeus.

KI im Medi­en­all­tag

Zwischen „Jahrhundertchance“ und „Manipulationsgefahr“: Das Thema „Künstliche Intelligenz (KI) im Medienalltag“ hat vergangene Woche Medien und Wissenschaft beim Medientag an der Universität Innsbruck umgetrieben.

„Ich sehe eine Notwendigkeit, dass wir nicht überhastet beginnen, unsere tagesaktuellen Produktionen und Archive an Anbieter von neuen AI-Lösungen für ein paar Peanuts zu verscherbeln“, hielt APA-CEO und Uni-Innsbruck-Alumnus Clemens Pig mit Blick auf die geforderte „Technologieallianz“ fest. Vielmehr müssen Medienunternehmen in Europa das Heft des Handelns selbst in die Hand nehmen und die Anwendungen auf eigene Faust trainieren. Dies sei nicht nur „aus wirtschaftlicher Sicht“ sinnvoll, sondern „vor allem mit Blick auf unsere demokratische Gesellschaft.“

KI könnte auch in derzeitiger Situation Abhilfe schaffen

Pig ortete für Medienhäuser eine „Riesen-Chance“ – nicht zuletzt, weil diese „kommerziell massiv unter Druck“ stehen würden und KI-Anwendungen dabei auch Abhilfe schaffen könnten. „Ich denke, für uns Medienunternehmen entstehen spannende neue Berufsbilder“ und er betonte, dass KI in die sicheren Hände von faktenbasierten Newsrooms gehöre. „Das beste Asset, das wir Medienunternehmen haben, sind die Journalistinnen und Journalisten und die Newsrooms.“

Auch Hermann Petz, CEO der Moser Holding, hielt grundsätzlich fest: „Geschichten zu entdecken, wird immer eine menschliche Leistung bleiben“. Künstliche Intelligenz – die er als „sinnvolle Assistenzsysteme“ bezeichnete - könne aber „behilflich sein beim Formulieren von Texten, Zusammenhänge von Daten zu erkennen, die man sonst nicht erkennen würde.“ Insgesamt könne KI „viel Gutes bewirken, hat aber auch viel schlechtes im Köcher“, sprach Petz die Manipulationsfähigkeit der Anwendung an, die bis in die Kriminalität hineinreiche.

„Für KI-Anwendungen ist keine besondere Expertise notwendig“, sah Theo Hug vom Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation die Anwendungen bereits im Alltag angekommen. Doch nicht zuletzt gehe es auch um die „Verschiebung von Machtverhältnissen“. „Inwieweit demokratische Prozesse, Kriterien der Nachhaltigkeit und des Gemeinwohls eine größere Rolle spielen, hängt von uns allen ab - nicht nur von Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Wissenschaft“, richtete Hug einen Appell an die gesamte Gesellschaft.

Zahlreiche Personen stehen auf einer Bühne und blicken in die Kamera.

Der jährliche Medientag an der Universität Innsbruck stellt eine Zusammenarbeit der Universität Innsbruck mit der Tiroler Tageszeitung und der APA-Austria Presse Agentur unter Kooperation mit dem ORF Tirol dar. Er fand heuer bereits zum 18. Mal statt.

Wertesysteme im Umgang mit KI wichtig

Maya Pindeus, Gründerin eines KI-Startups in London, brachte in einem Impulsvortrag die Relevanz von „Wertesystemen“ ins Spiel, das für den Umgang mit KI notwendig sei. Auch Unternehmen müssten sich mit dieser Frage beschäftigen - auch wenn es in erster Linie nicht gewinnbringend sei.

Katharina Schell, stellvertretende APA-Chefredakteurin, verwies bei einer anschließenden Podiumsdiskussion darauf, dass im Journalismus ein solches Wertesystem bereits bestehe, „auf dessen Basis wir täglich unseren Job machen“. Dennoch: „Wir müssen kapieren, wie das Ganze funktioniert“, immerhin werde sich „in den nächsten Jahren unfassbar viel tun, aber wir müssen es selbst mitgestalten“. Vielfach werde der Eindruck erweckt, „dass die Hälfte der weltweiten Medienproduktion von der KI gemacht wird - das ist ein kompletter Blödsinn“, sagte Schell.

Dem schloss sich auch Matthias Krapf, Chefredakteur der Tiroler Tageszeitung an: „Die KI hat bei der 'TT' noch nicht das Kommando übernommen.“ Es gebe Instrumente – wie beispielsweise eine Transkriptionssoftware – die eingesetzt werde. Dies sei eine „wunderbare Erleichterung für die redaktionelle Arbeit - und Punkt“, hielt er fest und betonte, dass man „als Mensch ja die Kontrolle hat.“

(Red./science.apa.at)

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