Menschen mit Smartphones

Schnell wurde in der Studie deutlich, dass die digitalen Medien, insbesondere die Nutzung des Social Web bzw. der Social Media, in diesem Zusammenhang von großer Relevanz sind.

Islam­bil­der in digi­ta­len Medien

Anfang Oktober präsentierten Erol Yildiz und Ednan Aslan in einem Pressegespräch und einem öffentlichen Vortrag an der PH Wien die Ergebnisse einer Studie zum Einfluss medialer Islambilder und der Nutzung digitaler Medien auf die religiösen Orientierungen muslimischer Schüler:innen in Österreich. Insbesondere negative Islambilder wirken demnach deutlich auf religiöse Orientierungen zurück.

Die Studie Einfluss medialer Islambilder und der Nutzung digitaler Medien auf die religiösen Orientierungen muslimischer Schüler:innen in Österreich untersuchte den Einfluss medialer Islambilder und der Nutzung digitaler Medien auf die religiösen Orientierungen muslimischer Schüler:innen in Österreich. Im Zentrum des Projekts stand zunächst die Frage, wie sich die Auseinandersetzung mit den vorherrschenden medialen Islambildern auf ihre Lebensentwürfe, religiösen Orientierungen und Zukunftsvisionen auswirkt bzw. ob es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen diesen Faktoren gibt und welche Rolle das schulische Umfeld dabei spielt.

Schnell wurde deutlich, dass die digitalen Medien, insbesondere die Nutzung des Social Web bzw. der Social Media, in diesem Zusammenhang von großer Relevanz sind. Im Zeitraum 2020 bis 2021 wurden insgesamt 139 qualitative Interviews mit Schüler:innen in ganz Österreich geführt und ausgewertet. Alle im Rahmen der Studie befragten Jugendlichen verbringen viel Zeit mit digitalen Medien, ob zur Kommunikation, Unterhaltung oder Information. Das Leben ohne Social Media scheint ihnen kaum noch vorstellbar; klassische Medienformate spielen dagegen eine schwindende Rolle.

Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere negative Islambilder deutlich auf religiöse Orientierungen zurückwirken: Je strenger die religiöse Ausrichtung der Einzelnen in ihrer Selbstbeschreibung ist, desto größer auch die (emotionale) Wirkung solcher Inhalte, während umgekehrt bei zunehmender Offenheit religiöser Selbstentwürfe eine abnehmende Wirkung vorherrschender Bilder zugunsten emanzipativer Praktiken zu erkennen ist.

„Anhand vieler Interviews mit Jugendlichen, die verschiedene Schultypen der Oberstufe besuchten, ließen sich drei Haupttendenzen rekonstruieren, die wir als grenzmarkierende, dynamisch-reflexive und individuell-subjektive Religiosität bezeichnet haben“, sagt Erol Yildiz vom Institut für Erziehungswissenschaft. „Zudem haben sich übergreifende Tendenzen herauskristallisiert, die in unterschiedlicher Ausprägung bei einer Mehrzahl der von uns befragten Jugendlichen beobachtet werden konnten und die wir mit den Metaphern Snap-Religiosität und Chat-Religiosität beschrieben haben.“

Die Erkenntnisse der vorliegenden Studie können neue Perspektiven für die Erforschung von religiösen Orientierungen und Sozialisationsprozessen von Jugendlichen im Zeitalter digitaler Medien bieten, eine kritische Reflexion über konventionelle Islambilder und deren wissenschaftliche, politische sowie mediale Reproduktion anregen und sowohl für die Fachwelt als auch für die gesellschaftliche und schulische Praxis von Bedeutung sein.

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