Der Aufenthalt von Leo A. Lensing, der 1967-68 im Rahmen des Programms der University of Notre Dame an der Universität Innsbruck studierte und mit dem Brenner-Archiv und dem Institut für Germanistik in Verbindung geblieben war, gestaltete sich zu einem Gipfeltreffen der Forschung zu Karl Kraus. Friedrich Pfäfflin, Ehrenbürger der Universität Innsbruck, kam aus Marbach in Begleitung seiner Tochter Anna Maria und seines Göttinger Verlegers Thedel von Wallmoden. Aus München war der Kraus-Biograph Jens Malte Fischer angereist und aus Südtirol Sigurd Paul Scheichl, Emeritus der Universität Innsbruck.
Lensings Vortrag zum jungen Karl Kraus unter den Journalisten zeigte die stupende Kenntnis der Quellenlage und eröffnete eine Reihe interessanter Perspektiven. Einige neue Funde von Theaterkritiken aus der Feder von Karl Kraus, publiziert in der Neuen Freien Presse, der Abend-Presse, der Wiener Allgemeinen Zeitung und der Montags-Revue, wurde einem interessierten Publikum präsentiert. Unter den Gästen waren Vizerektor Gregor Weihs als Vertreter des Rektorats, die Universitätsräte Christine Baur und Heinrich Schmidinger, Altrektor Hans Moser, der ehemalige Leiter des Brenner-Archivs Walter Methlagl und die Obfrau des Vereins Brenner-Forum Sieglinde Klettenhammer.
Krönender Abschluss des Vortrags war die Übergabe eines wertvollen Briefes, den Ludwig von Ficker am 30. Jänner 1923 an den Buchhändler und Verleger Richard Lányi geschrieben hatte. Darin bittet Ficker den Verleger, Karl Kraus für seine Spende für das Trakl-Grab am Friedhof in Mühlau zu danken. Leo Lensing hatte den Brief vor vielen Jahren bei einer Auktion im Wiener Dorotheum ersteigert, immer aber das Brenner-Archiv als eigentliche Heimat dafür gesehen. Das großzügige Gastgeschenk wurde mit großer Freude und Dankbarkeit entgegengenommen.
Der Abend klang in bester Stimmung im Archiv aus – alte Freundschaften wurden bekräftigt, neue Ideen entwickelt und für das Karl-Kraus-Jahr 2024 zahlreiche Pläne geschmiedet.
Brenner-Archiv erhielt herausragende Karl-Kraus-Sammlung
Der Marbacher Sammler Friedrich Pfäfflin übergab 2019 seine umfang- und raritätenreiche Sammlung zu Karl Kraus an das Brenner-Archiv der Universität Innsbruck. Die Bestände beinhalten eigenhändige Manuskripte, Korrespondenzen, aber auch zahlreiche seltene Bilddokumente von und aus dem Umfeld von Karl Kraus.