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Am 14. Oktober fand an der Universität Innsbruck ein Symposium zum Thema „Europäisches und internationales Minderheitenrecht“ statt.

Europäisches und internationales Minderheitenrecht

Am 14. Oktober 2023 wurde dem Staats- und Völkerrechtler Gilbert Gornig an der Universität Innsbruck eine zweibändige Festschrift, herausgegeben von Prof. Peter Hilpold und Dr. Christoph Perathoner, überreicht. Mit nahezu 2.000 Seiten und 78 Autorinnen und Autoren aus aller Welt stellt diese Festschrift ein Monumentalwerk dar, das schon vom Umfang her die Bedeutung des Geehrten in der Fachwelt zum Ausdruck bringt.

Die Übergabe der Festschrift wurde zum Anlass genommen, ein Symposium zum Thema „Europäisches und internationales Minderheitenrecht“ zu organisieren, einer Materie, die im Mittelpunkt des ersten Bandes dieser Festschrift steht.

Einleitend hob Prof. Peter Hilpold hervor, dass man sich vielleicht die Frage stellen könne, weshalb von Innsbruck aus ein Gelehrter der Universität Marburg geehrt werde. Zwei Gründe waren dafür maßgeblich: Die seit Jahren währende Zusammenarbeit von Prof. Gornig mit der Universität Innsbruck und auch der Umstand, dass der seit einem Jahrhundert bestehende minderheitenrechtliche Schwerpunkt an der Innsbrucker Universität (begründet von Prof. Reut-Nicolussi) einen besonderen thematischen Nahebezug zum Kernbereich des wissenschaftlichen Schaffens von Prof. Gornig hergestellt hat.

Dr. Christoph Perathoner hob die Bedeutung der minderheitenrechtlichen Forschung für die Europaregion Tirol und für Südtirol und für alle deutschsprachigen Länder hervor, weshalb mit diesem Werk gleichsam ein Brückenschlag mit einem zentralen Pfeiler der Forschung in Innsbruck vorgenommen worden ist.

Prof. Eckart Klein von der Universität Potsdam wurde elektronisch zugeschaltet. Prof. Klein zeigte auf, wie sehr Minderheitenrechte und das Selbstbestimmungsrecht der Völker, trotz einer eigenständigen Entwicklung, wechselseitig miteinander verknüpft sind. Und diese Verknüpfung hat besonders in letzter Zeit eine besondere Aktualität erfahren.

Prof. Heinrich Neisser von der Universität Innsbruck beschäftigte sich mit dem Minderheitenschutz in Österreich und betonte dabei, dass auch in diesem Lande noch viele Zusagen und Verpflichtungen im Bereich des Minderheitenschutzes unerfüllt geblieben seien.

Prof. Andrea Gattini setzte sich mit der Frage auseinander, wie die Südtirol-Frage vom Internationalen Gerichtshof entschieden würde, sollte sie in Zukunft einmal dort landen, was natürlich nicht zu wünschen sei. Im Besonderen beschäftigte er sich dabei mit der komplexen Rechtsfrage der „späteren Praxis“.

Abschließend sprach Frau Prof. Christiane Trüe von der HSB Hochschule Bremen ein innovatives Thema an: „Minderheiten und Klimaklagen“. Die Klimakrise bedroht immer mehr auch Minderheiten und somit wäre die Frage zu prüfen, welche Rechtsinstrumente diesen zur Verfügung stehen, um ihre Ansprüche bspw. vor dem EuGH geltend zu machen. Prof. Trüe zeigte auf, dass der Rechtsschutz auch in diesem Bereich gegenwärtig noch ungenügend ist.

Einer mit vielen Pointen und großem Unterhaltswert vorgetragene Laudatio durch den ehemaligen Dekan der Universität Marburg, Prof. Steffen Detterbeck zu Beginn der Veranstaltung stand am Ende eine sehr bewegende, aber gleich auch sehr motivierende Abschlussrede des Jubilars gegenüber.

Mit launigem Unterton erklärte er, er hätte nicht mehr mit einer Festschrift gerechnet. Seine vielen Dissertanten seien nämlich regelmäßig von Großkanzleien und Banken in Frankfurt mit lukrativen Job-Angeboten abgeworben worden, so dass er keine Nachfolger aufbauen konnte, die eine solche Festschrift hätten organisieren können. Er sei deshalb der Universität Innsbruck dankbar, dass von dort aus die Initiative ergriffen worden sei – und viele seiner Schüler hätten dann ja wertvolle Beitrag beigesteuert.

Dann wandte er sich an die zahlreichen anwesenden Studierenden und appellierte an sie, mit Freude und großen Erwartungen an das Rechtsstudium zu gehen, das nach den Erfahrungen aus seiner Studienzeit von Jahr zu Jahr, von Semester zu Semester spannender werde. Diese Erfahrung gelte für ihn selbst jetzt noch: In Kürze wird ein 1.800seitiges Lehrbuch erscheinen, das dieser Begeisterung für das Fach weiteren sichtbaren Ausdruck verleihen soll.

 

(Prof. Peter Hilpold und Dr. Christoph Perathoner)

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