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Buch­tipp: Regi­o­nale Wirt­schafts- und Sozi­al­ge­schichte im Zeit­al­ter glo­ba­ler Kri­sen

Krisen sind in ihren jeweiligen historischen Konstellationen einzigartig und nicht wiederhol- oder vorhersehbar. Wie der Krisenbegriff dennoch erfolgreich in der Geschichtswissenschaft eingesetzt werden kann, illustriert dieser Band.

Der seit dem 16. Jahrhundert in der deutschen Sprache gebräuchliche Krisenbegriff erstreckte sich bis ins 18. Jahrhundert ausschließlich auf den Fachbereich der Medizin. Danach wanderte er langsam in die Alltagssprache und bezeichnete Entscheidungssituationen oder Höhepunkte gefährlicher Entwicklungen, vor allem im Gesundheitsbereich (Seuchen) und in der Wirtschaft. Zu seinem 40-jähriges Bestehen gab das Wirtschaftsarchiv Vorarlberg einen Sammelband heraus, der sich mit theoretischen Betrachtungen des „Krisen“-Begriffs, bestimmten Arten von „Krisen“  (Finanzkrisen, Wirtschaftskrisen, Gesundheitskrisen, Ernährungskrisen oder Umweltkrisen), überregionalen, vergleichenden Betrachtungen von Krisenphänomenen und der Einbettung regionaler Krisenerscheinungen in globale Kontexte beschäftigt. Verantwortlich für das Werk zeichnen die Historiker Wolfgang Meixner und Gerhard Siegl.

Das Wirtschaftsarchiv Vorarlberg

Mit der Gründung des Wirtschaftsarchivs Vorarlberg (WAV) im Jahr 1983 entstand das erste und bis heute einzige regionale Wirtschaftsarchiv Österreichs. Die Initiatoren waren umsetzungskräftige Personen aus der Vorarlberger Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung, die gemeinsam mit Vorarlberger Historikern und Pädagogen im Mai 1982 eine erste Besprechung unter dem Arbeitstitel „Wirtschaftshistorisches Projekt“ hielten. Das erste Ziel war die Herausgabe einer industriegeschichtlichen Publikation. In Vorbereitung darauf wurde über die Notwendigkeit einer „Dokumentationsstelle“ bzw. eines „Industriearchivs“ diskutiert, um historisch wertvolle Quellen zu sichern und zugänglich zu machen. Diese Bemühungen waren die ersten Schritte hin zu einem Wirtschaftsarchiv, das 1983 – damals noch unter dem Namen „Verein Vorarlberger Industriegeschichte“ – seine Arbeit aufnahm.

Der Fokus der Vereinsarbeit verlagerte und erweiterte sich im Laufe der Jahre. Das Hauptaugenmerk lag in der Anfangsphase auf der Erforschung der Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte – ein „Industriearchiv“ sollte nur ein notwendiges Mittel zur Erreichung dieses Zwecks sein. Nach und nach wurde aber das Archiv, das ja auch immer weiter anwuchs, zur Hauptaufgabe des Vereins. 2004 wurde diese Tatsache in den Statuten abgebildet. Erstmals wurde der Begriff „Wirtschaftsarchiv“ in den Vereinsnamen aufgenommen. Neu hinzu kam die wissenschaftliche Beratungstätigkeit beim Aufbau von Unternehmensarchiven. Neben den beratenden und archivischen Aufgaben spielt die Erforschung der Vorarlberger Wirtschaftsgeschichte nach wie vor eine bedeutende Rolle.

In den 40 Jahren seines Bestehens hat sich das WAV zu einer Konstante der Vorarlberger – und aufgrund seiner Ausnahmestellung auch in der österreichischen – Archivlandschaft entwickelt. Dies gelang u.a. durch personelle Kontinuitäten: In vier Jahrzehnten gab es nur zwei Vereinsvorsitzende und eine Handvoll Geschäftsführer. Heute präsentiert sich das WAV als kompetente, moderne Wissens- und Gedächtniseinrichtung, die ihren Sammelauftrag dort sieht, wo kein Archivgesetz greift, nämlich in der Privatwirtschaft. Durch zahlreiche Kontakte in die Wirtschaft können immer wieder wertvolle historische Bestände vor der Vernichtung bewahrt werden. In professioneller Archivarbeit werden Unterlagen gesichtet, bewertet, erschlossen, in die Langzeitarchivierung überführt und in beachtlicher Verzeichnungstiefe der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Informationen zum Buch:

Regionale Wirtschafts- und Sozialgeschichte im Zeitalter globaler Krisen
Wirtschaftsarchiv Vorarlberg, Wolfgang Meixner, Gerhard Siegl (Hg.)
(= Sozial- und wirtschaftshistorische Studien 41)
Wien u.a.: Böhlau 2023
271 Seiten, 30 Abb.
ISBN: 978-3-205-21774-9 
Preis: € 52,95

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