Zwei kleine Globen in einer Bibliothek

Kleine Globen aus der Werkstatt von Peter Anich, die in der Universitätsbibliothek aufbewahrt werden.

300 Jahre Peter Anich

Am 7. Februar jährt sich der Geburtstag des Tiroler „Bauernkartographen“ Peter Anich zum 300. Mal. Zu diesem Anlass findet vom 9. bis 10. Februar die internationale Konferenz „Raumwissen im Wandel: 1723–2023“ im Kaiser-Leopold-Saal der Universität Innsbruck statt. Die aufwändig gestalteten Globen aus Peter Anichs Werkstatt und wie sie von der Universität wiederentdeckt wurden, zeigt auch ein neues Video.

Im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum steht auf einem vierfüßigen Holzgestell mit gedrechselten Säulen ein Himmelsglobus. Er misst einen Meter im Durchmesser, zeigt detaillierte handkolorierte Tierkreiszeichen, einen Kalender und eine 32-teilige Windrose. Bewegt wird er von einem Uhrwerk, auf dem eine lateinische Inschrift graviert ist: Ein Bauer dringt zu den Sternen vor.

Der Kartograf aus Oberperfuss

Gemeint ist damit der Tiroler Peter Anich, geboren am 7. Februar 1723 in Oberperfuss, also morgen vor genau 300 Jahren. Das Werk von Peter Anich war für seine Zeit herausragend und von großer Bedeutung für die Zukunft der Kartographie. Als Sohn einer Bauernfamilie arbeitete er zunächst selbst als Landwirt, erlernte das Drechseln und wurde vom Ortspfarrer in Lesen, Schreiben und Rechnen unterrichtet. Schon zu dieser Zeit interessierte er sich für Geografie und Astronomie und beobachtete als Hirte den nächtlichen Sternenhimmel. Doch erst als 28-Jährigem bot sich Anich die Gelegenheit einer akademischen Ausbildung. Ab 1751 erhielt er Privatunterricht von Ignaz Weinhart, Professor für Mathematik und Physik an der Universität Innsbruck. Dafür wanderte Anich an Sonn- und Feiertagen zu Fuß nach Innsbruck. Weinhart, der von Anichs Talent beeindruckt war, erteilte ihm den Auftrag, den Himmelsglobus und einen ebenso großen Erdglobus anzufertigen.

Neben seinen Globen und zahlreichen selbst angefertigten Messinstrumenten ist Anichs bedeutendstes Werk der Atlas Tyrolensis. Zusammen mit seinem Schüler Blasius Hueber, ebenfalls „Bauernkartograf“, arbeitete Anich bis zu seinem frühen Tod 1766 an einer hochdetaillierten, fast fünf Quadratmeter großen Karte Tirols im Maßstab 1:104.000, die selbst nach heutigem Standard als äußerst präzise gilt und zu einer der wichtigsten kartographischen Leistungen des 18. Jahrhunderts zählt.

Internationale Tagung zur Vermessung der Welt

Zu Peter Anichs 300. Geburtstag findet am 9. und 10. Februar die internationale Tagung „Raumwissen im Wandel: 1723-2023“ im Kaiser-Leopold-Saal der Universität Innsbruck statt. Die Panels und Vorträge der Expert*innen gehen auf die Vermessung der Welt aus verschiedensten Blickpunkten ein: sie drehen sich unter anderem um die historische und aktuelle Bedeutung von Karten, den Atlas Tyrolensis als digitales Kartenwerk, moderne Zeitmessung, die Hochgebirgskartographie des Österreichischen Alpenvereins und die weltweite Kartierung von Gebirgsgletschern. Zum Abschluss der Konferenz findet eine Exkursion zum Geburtsort von Peter Anich in Oberperfuss statt.

Dass sich Globen aus der Werkstatt von Peter Anich im Besitz der Universität Innsbruck befinden, war übrigens lange in Vergessenheit geraten. Mitte des 19. Jahrhunderts übergab die Universität die großen Globen den heutigen Tiroler Landesmuseen zur Aufbewahrung. Nur durch einen Zufall wurde wieder festgestellt, dass sie der Universität gehörten – auch, weil das Institut für Experimentalphysik noch im Besitz aller Inventarbücher seit 1751 ist. Mehr zu dieser Geschichte und warum Anich die Wände um die Tür seiner Werkstatt aufbrechen musste, erfahren Sie im Video.

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