Eine Person in gelber Weste in Nahaufnahme von hinten, auf der Weste ist ein Zettel mit der Aufschrift "Révolution" befestigt.

Die Gelbwestenproteste in Frankreich waren Thema eines von Uni-Angehörigen mitorganisierten Filmabends im Juni.

Zwei Leben, fünf Hände und 27 Augen

Das ist die Verlust-Bilanz der Demonstrant*innen bei den Gelbwestenprotesten in Frankreich 2018-19. Nachzulesen im Nachspann des Films „The Monopoly of Violence“ (Das Gewaltmonopol, Originaltitel: „Un pays qui se tient sage“) von David Dufresne, der am 14. Juni 2022 vor vollem Kinosaal im Innsbrucker Cinematograph gezeigt wurde.

Initiiert und organisiert wurde die Vorführung des Films „The Monopoly of Violence“ (Das Gewaltmonopol, Originaltitel: „Un pays qui se tient sage“) mit anschließender Expertendiskussion von Dr. Stephanie Schmidt vom Institut für Geschichte und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und Lino Siebertz, einem Studenten der Europäischen Ethnologie, mit Unterstützung des Kinos (über die Ausschreibung „Dein Tag im Cinematograph“, die das Projekt gewonnen hatte) sowie des Interdisziplinären Frankreich-Schwerpunkts der Universität.

„Wir haben schon früher mit dem Frankreich-Schwerpunkt zusammengearbeitet“, sagte die Organisatorin Stephanie Schmidt, „nämlich bei einer Ringvorlesung zum Thema ‚Protest‘ im WS 2020, zu der wir zwei Referent*innen aus Frankreich einladen konnten. Aus dieser Ringvorlesung ist die Idee für unser prämiertes Projekt hervorgegangen. Auch diesmal ermöglichte uns der Frankreich-Schwerpunkt, den Politikwissenschaftler Fabien Jobard, einen Experten für Gewaltanwendung durch die Polizei, einzuladen, der ja auch im Film selbst vorkommt und der im Anschluss für eine Diskussion zur Verfügung stand.“

Tränengas, Wasserwerfer, Blendgranaten und Hartgummigeschoße waren an der Tagesordnung bei der Reaktion der französischen „forces de l’ordre“ (Ordnungskräfte) auf die Proteste, welche immer wieder eskalierten, aber ohne Waffeneinsatz seitens der Protestierenden abliefen. Der Film setzt sich aus zwei Elementen zusammen: einerseits einer Sammlung von – oft sehr heftigen und kaum erträglichen – Handy-Videoaufnahmen der Protestierenden, dazu Reaktionen von Personen, die in diesen Szenen zu sehen waren und die teilweise schwer verletzt wurden, und andererseits Stellungnahmen von Expert*innen aus Philosophie, Soziologie, Recht, Politikwissenschaft u.v.a. – aber auch eines Polizei-Vertreters –, die in bester französischer Tradition über Begriffe wie Gewalt, öffentliche Ordnung, Demokratie sowie – im Kern der Debatte – über das Gewaltmonopol des Staates reflektierten.

Das Publikum ging intellektuell wie emotionell intensiv mit und äußerte seine Betroffenheit auch in der anschließenden Diskussion.

(Eva Lavric)

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