Mehrere Menschen stehen vor ausgegrabenen Steinmauern, diese sind im Vordergrund des Bilds zu sehen

Exkursion der Tagungsteilnehmerinnen und Teilnehmer zur eisenzeitlichen Siedlung auf die „Hohen Birga“ bei Birgitz.

Tagung zur Kon­ser­vie­rung und Prä­sen­ta­tion prä­his­to­ri­scher Gebäude

Kürzlich fand organisiert vom Institut für Archäologien die Tagung „Konservieren – Rekonstruieren – Visualisieren: Zur Präsentation prähistorischer Gebäude in archäologischen Freigeländen“ statt. Ziel war es auch, Ideen für die Präsentation der archäologischen Ausgrabungen auf der „Hohen Birga“ bei Birgitz zu gewinnen.

Dem Schutz, der Rekonstruktion und anschließenden Präsentation archäologischer Denkmäler und Grabungsbefunde kam in der Archäologie schon immer ein großer Stellenwert zu. Die langfristige Bewahrung von ergrabenen Überresten gehört dabei zu den schwierigsten und anspruchsvollsten Aufgaben der Denkmalpflege überhaupt. Diese geschieht aus sehr unterschiedlichen, teils konkurrierenden, teils gegensätzlichen Motiven. „Hauptgrund ist die Erhaltung und der größtmögliche Schutz der Originalsubstanz. Daneben besitzt aber auch eine breite Öffentlichkeit ein berechtigtes Interesse nicht nur an der fachgerechten Erforschung, sondern auch einer zeitgemäßen, informativen und spannenden Aufbereitung der Überreste“, erläutert assoz.-Prof. Mag. Dr. Florian Müller, der Organisator der Tagung.

Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und reichen von einer Präsentation des Originalbefundes mit und ohne Schutzdach oder Schutzbau über die Anastylose, die Voll- oder Teilrekonstruktion bis hin zum Nach- bzw. Wiederaufbau. Auch können die Befunde zu ihrem Schutz wieder zur Gänze zugeschüttet, im Gelände modelliert und auf unterschiedliche Art und Weise markiert werden. Neben Darstellungen auf Tafeln vor Ort kann durch die Anwendung von Apps, virtuellen Realitäten und 3D-Rekonstruktionen das vermutete Aussehen auf Basis der ursprünglichen Befunde visualisiert und medial vermittelt werden.

So zahlreich die Maßnahmen, so breit gefächert ist auch die Diskussion über die Zulässigkeit der jeweiligen Methoden im Wechselspiel zwischen konservatorischen Ansprüchen, infrastrukturellen Gegebenheiten, ästhetischen und funktionalen Anforderungen sowie den modernen Zielen der Vermittlung. Es gilt daher immer individuelle Lösungen zu finden, die nicht nur auf die Entstehungs- und Zerstörungsgeschichte des jeweiligen Bauwerks, sondern auch auf den topographischen und kulturlandschaftlichen Kontext und umweltbezogene Bedingungen an den einzelnen Stätten Rücksicht nehmen müssen.

ArchäologInnen, DenkmalpflegerInnen und ArchitektInnen

Bei der vom Institut für Archäologien veranstalteten Tagung „Konservieren – Rekonstruieren – Visualisieren: Zur Präsentation prähistorischer Gebäude in archäologischen Freigeländen“ (PDF-Info) kamen nun u.a. Fachvertreterinnen und Fachvertreter von Denkmalbehörden aus Wien, Tirol, Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen von den Universitäten Innsbruck, Tübingen, München und Heidelberg sowie vom Österreichischen Archäologischen Institut der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und vom Ludwig Boltzmann Institut für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie in Innsbruck zusammen um anhand ausgewählter Fallbeispiele einen Einblick in aktuelle Fragestellungen und Problemfelder zu dieser Thematik zu bieten, vielfältige Möglichkeiten der Sicherung und der Substanzerhaltung zu besprechen sowie unterschiedliche didaktische Konzepte und Perspektiven der analogen wie virtuellen Rekonstruktion und Präsentation zu erläutern. Anhand der jeweils angewandten Strategien und Ausführungskonzepte sollten aber auch die Herausforderungen im Umgang mit dem Originalbefund, offene Fragen und Grenzen unterschiedlicher Aufbereitungs- und Präsentationsmöglichkeiten nicht ausgespart bleiben.

Archäologische Ausgrabungen auf der „Hohen Birga“

Konkreter Anlass für die Tagung bildeten die langjährigen archäologischen Ausgrabungen der Universität Innsbruck in der eisenzeitlichen Siedlung auf der „Hohe Birga“ bei Birgitz, bei welchen bislang insgesamt fünf über 2.000 Jahre alte Gebäude freigelegt werden konnten. Im Zuge einer Exkursion wurde der Platz von den Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmern besucht, die ergrabenen Befunden diskutiert und Ideen für die zukünftige Präsentation angeregt. „In enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Birgitz, dem lokalen Verein Archäotop Hohe Birga, dem Bundesdenkmalamt und der Universität Innsbruck soll nun ein Konzept zur fachgerechten und innovativen Integration der eisenzeitlichen Häuser in das auf der Hohen Birga befindliche archäologische Freigelände entwickelt werden“, berichtet Florian Müller, der verantwortliche Leiter der Ausgrabungen.

Die Veranstaltung wurde durch die finanzielle Unterstützung einer Reihe von Fördergebern erst ermöglicht, so von Seiten der Universität Innsbruck durch das International Relations Office, die Philosophisch-Historische Fakultät und das Vizerektorat für Forschung. Weiters gilt ein Dank dem Land Tirol, dem Land Vorarlberg, der Gemeinde Birgitz sowie der Anton Rauch GmbH & Co KG.

 (Florian M. Müller)

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