Den Humanismuspreis erhalten Persönlichkeiten, die sich in herausragender und erfolgreicher Weise für Belange der Bildung und das Gemeinwohl eingesetzt haben. Ein Blick auf die Liste der bisherigen Preisträger zeigt, in welch illustre Reihe Karlheinz Töchterle durch diese Ehrung nun aufgenommen wurde. Man findet dort Namen wie jene der ehemaligen deutschen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker und Roman Herzog oder des Ex-Bürgermeisters von Palermo und Mafiajägers Leoluca Orlando.
Das große Renommee des Preises wurde auch in den Redebeiträgen des Abends thematisiert und zu den großen Verdiensten des Laudandus in Beziehung gesetzt. Rektor Tilmann Märk wies in den Grußworten der Universität auf das differenzierte Antikebild seines Vorgängers und langjährigen Weggefährten hin: Er habe sich nie zu einem unreflektierten Kniefall vor der griechischen und römischen Kultur verleiten lassen, sondern deren Vorbildrolle stets problematisiert und auch auf die Fragwürdigkeit vorschneller Aktualisierungen hingewiesen. Durch diesen unprätentiösen Zugang habe er für seine Fächer mehr erreicht, als er es durch plumpe Interventionen je hätte tun können.
Dekan Sebastian Donat, der die Anwesenden im Namen der Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät willkommen hieß, rief in Erinnerung, dass Karlheinz Töchterle als einer der ersten österreichischen Latinisten auch auf dem Gebiete der Fachdidaktik geforscht und so – wie der DAV selbst – immer schon Brücken zwischen Universität und Schule gebaut hat.
Die Laudatio hielt der ehemalige EU-Kommissar Franz Fischler. Er würdigte in erster Linie das öffentliche Wirken des Geehrten. In diesem Zusammenhang lieferte der Insider wertvolle Einblicke in die politische Kultur der zweiten Republik. Damit half er den Zuhörern, Karlheinz Töchterles Leistungen als Minister und Parlamentarier besser einzuordnen. Dem Festredner war es aber auch ein Anliegen, der humanitas des Preisträger nicht nur auf der Bühne von Politik und Gesellschaft nachzuspüren, sondern ihn auch als homo privatus darzustellen, der erst dann völlig zu sich kommt, wenn er seine Freizeit mit seiner Familie und in der schönen – vorzugsweise Tiroler – Natur verbringt.
Der ideelle Wert des Humanismuspreises materialisierte sich in einer Büste des Bildhauers Wolf Spitzer, die den Universalgelehrten Johann Joachim Becher zeigt und Karlheinz Töchterle von Hartmut Loos, dem aus Deutschland angereisten Ehrenvorsitzenden des DAV, überreicht wurde. Der wie Becher aus Speyer stammende Künstler hatte bereits für die letzten Auflagen berühmte DenkerInnen wie Erasmus von Rotterdam, Philipp Melanchthon oder Edith Stein in Bronze gegossen.
(Wolfgang Kofler)
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