Eva Lavric, Philippe Claudel und Doris Eibl zeigen, dass bei der Lesung der Humor nicht fehlte

Eva Lavric, Philippe Claudel und Doris Eibl zeigen, dass bei der Lesung der Humor nicht fehlte!

Der Archi­pel des Hun­des

Das ist der Titel des Buches, das der französische Autor Philippe Claudel am 2. Juni 2022 in einer zweisprachigen Lesung in der Buchhandlung liber wiederin einem faszinierten und zahlreichen Publikum vorstellte. Eingeladen hatte der Frankreich-Schwerpunkt, das Gespräch mit dem Autor führte Dr. Doris Eibl vom Institut für Romanistik.

In „L’Archipel du chien“ (Stock 2018) geht es um eine kleine vulkanische Insel am Ende der Welt, deren wenige Bewohner vom Fischfang, dem Weinanbau und der Olivenernte leben. Ihr Leben ist unspektakulär und ruhig, bis zu jenem Tag, an dem drei Leichen von Bootsflüchtlingen an den Strand angespült werden. Die Inselbewohner werden in ihrer vermeintlichen Ruhe erschüttert und stehen plötzlich vor Entscheidungen, die ihre wahre Natur enthüllen. In einer Gruppe unter Führung des Bürgermeisters wird beschlossen, die Leichen verschwinden zu lassen und so zu tun, als ob nichts geschehen wäre. Aber einer, der Lehrer, ist entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. Und dann erscheint auch noch ein zynischer und bestens informierter Kommissar... Mit spitzer Feder entwickelt der Autor eine Art Parabel, die von der Spannung zwischen den sich auftuenden menschlichen und geologischen Abgründen und dem präzisen, leicht ironischen Ton der Erzählung lebt.

Im Gespräch mit Doris Eibl bestätigte der Autor die Verwandtschaft mit der griechischen Tragödie und insbesondere dem Mythos der Antigone, in dem ja auch die Beisetzung eines Kadavers den Gegensatz zwischen Idealismus und Realpolitik aufbrechen lässt. „Ausgangspunkt der Geschichte war für mich die Flüchtlingswelle ab 2015“, so Philippe Claudel, „die einen Zustand von Europa aufgedeckt hat, in dem die meisten Länder weder Menschlichkeit noch Solidarität walten ließen. Die beschriebene Insel könnte Lampedusa sein, oder eine Insel der Kanaren, die schon viel früher mit Bootsflüchtlingen konfrontiert waren und deren Name ja von lateinisch CANIS (Hund) herkommt. “

Im Rahmen des „Printemps littéraire français“ (Literarischer Frühling) lädt der Interdisziplinäre Frankreich-Schwerpunkt der Universität Innsbruck am 23. Juni 2022 um 19:00 Uhr in der Stadtbibliothek zu einer zweisprachigen Lesung (mit Autor*innengespräch) von Fatima Daas aus ihrem neuesten Buch „La petite dernière/Die jüngste Tochter“.

(Eva Lavric)

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