Dass sich ein vermeintlicher Meteoriten-Fund tatsächlich verifizieren lässt, kommt laut assoz. Prof. Dr. Jürgen Konzett nicht oft vor. In Tirol konnten bisher überhaupt erst drei Funde wissenschaftlich bestätigt werden. Das rundliche, metallisch glänzende Objekt, das der Finder – der nicht genannt werden möchte – vor einigen Tagen ans Institut für Mineralogie und Petrographie der Universität Innsbruck brachte, habe man aber aufgrund seiner Oberflächenstruktur auf den ersten Blick als Meteoriten erkennen können, berichtet der Mineraloge. Um den wissenschaftlichen Beweis anzutreten und um weitere, unter anderem mikrochemische und spektroskopische Analysen durchführen zu können, haben die Wissenschaftler eine Probe des Meteoriten genommen. Zunächst wurden in einem Ätzexperiment mit Salpetersäure an diesem Stück die sogenannten Widmanstättenschen Figuren sichtbar gemacht. Es handelt sich dabei um rautenförmige Strukturen, die ein charakteristisches Merkmal von Eisenmeteoriten und ein zweifelsfreier Beweis seiner Echtheit sind. Die zugrundeliegende Entmischung zweier Eisen-Nickel-Legierungen kann so nur durch sehr langsame Abkühlung über Jahrmillionen zum Beispiel im Inneren von Kleinplaneten entstehen.
„Um die genaue Zusammensetzung festzustellen, führen wir unter anderem auch sogenannte Mikro-Röntgenfluoreszenz-Analysen durch. Das ist wichtig, um den Meteoriten zu klassifizieren und Rückschlüsse auf seine Herkunft zu ziehen“, gibt Jürgen Konzett Einblick in die laufenden Untersuchungen, an denen auch weitere Forscher vom Institut mithilfe verschiedenster Methoden, vor allem aber mit regem Interesse arbeiten. Immerhin hatte man zu derartigen Analysen in Österreich bisher kaum Gelegenheit. „Es ist der erste wissenschaftlich gesicherte Eisenmeteoriten-Fund in Österreich“, schwärmt Konzett. Auch Meteorite aus Stein entdeckt man nicht alle Tage. Insgesamt zählte man in den letzten 250 Jahren erst neun Meteoritenfunde in Österreich. Das liegt mitunter daran, dass Meteoriten, selbst wenn sie über Österreich niedergehen, bereits beim Eintritt in die Erdatmosphäre verglühen oder, wenn sie die Erdoberfläche erreichen, einfach unentdeckt bleiben – sei es, weil sie auf unbewohntes oder unzugängliches Gebiet fallen oder einfach nicht als Meteorit erkannt werden.
Meteoriten als Zeitkapseln
Meteoriten sind mit wenigen Ausnahmen so alt wie unser Sonnensystem selbst, also etwa 4,55 Milliarden Jahre. Wie lange der nun gefundene bereits auf der Erde liegt, ist unklar. Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sind Meteoriten wie eine Zeitkapsel, die Informationen über die Prozesse der Geburt unseres Sonnensystems beinhaltet. „Das sind Informationen, die man aus keinem irdischen Gestein beziehen kann“, erklärt Jürgen Konzett. Aus diesem Grund werden Meteoriten, sofern sie einer breiten wissenschaftlichen Untersuchung durch Geo- und Kosmochemiker*innen zugänglich gemacht werden können, mit einem Namen versehen in eine Datenbank aufgenommen, wo grundlegende Informationen dazu dokumentiert sind. Abgesehen von ihren Forschungsinteressen bewegt auch die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine ganz alltägliche Freude: „Das Gefühl, etwas in den Händen zu halten, das Milliarden Jahre im Weltall unterwegs war, ist schon etwas Besonderes“, lächelt Konzett. Kein Wunder also, dass sich auch viele Nicht-Wissenschaftler*innen für Meteoriten interessieren, die unter Insidern begehrte Sammler-Objekte sind, weshalb man sich geeinigt hat, weder den Finder noch den Fundort öffentlich zu machen.