Teilnehmer der Tagung Kind.Recht.Medizin
Die Mitglieder des Jugendbeirats, Luzius, Christina, Emily, Laura und Rafela (vorne v. li.) mit Petra Flieger (hinten li.) und den Organisator*innen der Tagung: Thomas Hoffmann, Andreas Wimmer, Elisabeth Dietrich-Daum und Michaela Ralser.

Medi­zin: Kinder wollen mit­reden

Eine interdisziplinäre Tagung an der Universität Innsbruck beschäftigt sich aktuell mit den Rechten von Kindern in Medizin und Gesundheitsversorgung. Zur Eröffnung am Donnerstag berichteten Mitglieder des Jugendbeirats für den Tiroler Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention über ihre persönlichen Erfahrungen mit der Medizin.

Veranstaltet wird die Tagung KIND.RECHT.MEDIZIN von den Forschungszentren Medical Humanities und Medizin- und Gesundheitsrecht an der Universität Innsbruck gemeinsam mit der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde. Rund 80 Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Fachdisziplinen tagen an der Universität und im Congress Innsbruck, um Probleme und Entwicklungen der Kinderrechte und des Kinderschutzes in der Medizin zu diskutieren. Neben der Entstehung und Bedeutung der Rechte von Kindern stehen medizinhistorische Rückblicke auf die Rolle von Kindern in der Gesundheitsversorgung, hier vor allem im Kontext der Impfgeschichte, sowie der Umgang mit Behinderung und häuslicher Gewalt auf dem Programm.

„Nicht über uns, ohne uns!“

Mitglieder des Jugendbeirats für den Tiroler Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention berichteten zur Eröffnung am Donnerstag von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Medizin. „Fast alle von uns haben schon sehr viele Erfahrungen mit Ärzten und Ärztinnen und in Krankenhäusern gemacht“, erzählte Laura Moser. „Wir haben gute, aber auch schlechte und manchmal sehr schlechte Erfahrungen mit Ärztinnen und Ärzten gemacht.“ Die Kinder mit Behinderungen fühlen sich oft nicht ernst genommen und wünschen sich mehr Aufklärung vom medizinischen Personal. „Immer wieder wird über uns geredet, aber nicht mit uns, obwohl wir da sind. Dann fühlen wir uns wie eine Nummer, aber nicht wie eine Person“, schildert Laura Moser die Erfahrungen der Jugendlichen und fordert: „Die Ärztinnen und Ärzte sollen nicht über uns reden, sie sollen mit uns reden. Sie sollen eine einfache Sprache verwenden. Dann können wir sie verstehen. Und wir können Fragen stellen.“

Den Betroffenen eine Stimme geben

Der Jugendbeirat für den Tiroler Monitoringausschuss gibt den Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen in Tirol ein Stimme, mit der sie sich aktiv in die Diskussionen zur Umsetzung der Rechte von Menschen mit Behinderungen einbringen können. Er entstand aus einem Pilotprojekt zur Partizipation von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen und ist seit Februar 2019 als Beirat etabliert. Die aktive Teilhabe von Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen ist in der UN-Behindertenrechtskonvention ausdrücklich verankert: Kinder mit Behinderungen haben das Rechte „ihre Meinung in allen sie berührenden Angelegenheiten gleichberechtigt mit anderen Kindern frei zu äußern (…) und behinderungsgerechte sowie altersgemäße Assistenz zu erhalten, damit sie dieses Recht verwirklichen können.“ Der Jugendbeirat für den Tiroler Monitoringausschuss ist ein Versuch, dieses Menschenrecht konkret umzusetzen. „Die Beteiligung des Jugendbeirats an der Tagung ist dafür ein exzellentes Beispiel“, sagt Thomas Hoffmann, einer der Organisatoren der Tagung. „Mit entsprechender Unterstützung können die jungen Frauen und Männer ihre Perspektive und ihre Erfahrungen zum Thema der Tagung konstruktiv einbringen. Jetzt müssen nur noch die Erwachsenen diese Stimmen hören.“

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