Anlässlich des 80. Geburtstages von Bundespräsident Theodor Körner wurde 1953 der Theodor Körner Förderungsfonds für Wissenschaft und Kunst von Arbeitnehmerorganisationen errichtet. Der fördert junge – noch nicht etablierte – Wissenschaftler*innen und Künstler*innen Österreichs, die hervorragende Leistungen erbringen und von denen wichtige Beiträge für ihre jeweiligen Fachdisziplinen erwartet werden können. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld verbunden. Aufgrund der Pandemie fand in diesem Jahr keine feierliche Preisverleihung statt.
Theodor Körner Förderpreis im Bereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
Dr. Jörg Paetzold
Wenn Eltern plötzlich Pflegefälle werden: Karriere-Konsequenzen für Töchter und Söhne in Österreich
Pflege belastet nicht nur zunehmend die öffentlichen Haushalte, sondern auch Familienmitglieder und Angehörige. Erwachsene Kinder übernehmen oft eine zentrale Rolle in der Angehörigenpflege. Die erbrachte Pflegeleistung kann sich dabei auch negativ auf sie auswirken. Dies umfasst zum einen physische und psychische Belastungen, aber auch negative Konsequenzen für Karriereverlauf und Beruf. Das Projekt von Jörg Paetzold hat zum Ziel, die Folgen informeller Pflegearbeit auf die Berufschancen der betroffenen Töchter und Söhne in Österreich so präzise wie nie zuvor zu messen. Bisherige Untersuchungen dazu basierten auf Umfragen und Interviews. Obwohl diese Studien wichtige Erkenntnisse lieferten, tun sie sich oft schwer die langfristigen Folgen von Pflegearbeit abzuschätzen. Im Gegensatz dazu verwendet Paetzold Sozialversicherungsdaten, die es erlauben Bruttobezüge, Art der Anstellung, Stellung im Unternehmen, etc., präzise über ein gesamtes Berufsleben zu messen. Des Weiteren werden die Daten mit Informationen der Gebietskrankenkassen verknüpft, um mögliche gesundheitliche Folgen der Pflegeleistung aufzuzeigen. Erste Resultate zeigen, dass besonders Töchter von einem Pflegefall negative berufliche Konsequenzen erleiden und Frauen noch immer einen Großteil der (unbezahlten) Pflegeleistung übernehmen. Somit erforscht die Studie auch eine wichtige Dimension und Ursache der noch immer bestehenden Einkommensunterschiede zwischen den Geschlechtern.
TKF Klimaschutzpreis des BMK
Dr. Martin Schletterer
REFCOND_VOLGA: Ein Langzeit-Monitoring- und Forschungsprogramm für nachhaltiges Gewässermanagement
Die Verwendung von Referenzzuständen ist in Europa eine wichtige Methode zur Bestimmung des ökologischen Zustandes eines Gewässers. Daher wurden in den letzten Jahren – im Rahmen der Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie – für die meisten Gewässertypen Referenzzustände definiert. Für große Flüsse des europäischen Tieflandes ist dieses Unterfangen sehr schwierig, da diese Gewässer von vielen verschiedenen anthropogenen Stressoren beeinflusst sind. Früher schon konnte gezeigt werden, dass die „Obere Wolga“ ein wichtiges Refugium für die europäische Potamalfauna darstellt. Auf Basis der Erkenntnisse einer Expedition im Jahr 2005 wird die Zoobenthos-Fauna seit 2006 an drei Monitoringstellen an der Wolga, sowie an sechs Stellen am Zubringer Tudovka beprobt. Im Rahmen dieses Langzeit-Monitoring- und Forschungsprogrammes werden die biologischen Qualitätselemente Phytobenthos- (Algen) und Makrozoobenthos (wirbellose Organismen), deren Verbreitungsmuster und deren ökologische Ansprüche analysiert. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit russischen Kollegen der Technischen Staatsuniversität Tver, welche physiko-chemische Qualitätskomponenten und Einzugsgebietscharakteristika erfassen. Dadurch ergibt sich ein Datensatz, der umfassende abiotische und biotische Parameter umfasst. Derartige Datensätze sind insbesondere vor dem Hintergrund von Klimawandelszenarien äußerst wichtig, da Auswirkungsprognosen nur anhand langer Zeitreihen unter Berücksichtigung der natürlichen Variabilität getroffen werden können.
Herbert Tumpel Preis
Mag. Alessandro Monti
Erneuerbare Energie im Völkerrecht: die gegenseitige Unterstützung von Klima- und Handelsrecht
Der Energiesektor, welcher derzeit in erheblichem Maße auf fossilen Brennstoffen beruht, trägt Verantwortung für einen wesentlichen Teil der globalen Treibhausgasemissionen. Daher wird die Förderung von erneuerbaren und nachhaltigen Energiequellen als unabdingbares Mittel zur Eindämmung des Klimawandels betrachtet. Eine solche Förderung kann sowohl auf direkte Weise (z.B. durch öffentliche Subventionen für die Erzeugung erneuerbarer Elektrizität), als auch auf indirekte Weise (z.B. durch die Einführung einer Kohlenstoffsteuer) erfolgen. Besonders nach dem Inkrafttreten des Pariser Abkommens ist es zu erwarten, dass eine steigende Anzahl an Staaten Maßnahmen zur Förderung der Energiewende treffen wird. Solche Maßnahmen können allerdings in bestimmten Fällen nur schwer mit den Grundsätzen und Normen des internationalen Handels- und Investitionsrechts vereinbar sein. Besonders im letzten Jahrzehnt weist die Praxis internationaler Handels- und Investitionsgerichte zahlreiche Beispiele von Streitigkeiten auf, die aus staatlichen Maßnahmen zur Förderung erneuerbarer Energie entstammen. Solche Streitigkeiten sind Zeichen eines breiteren Spannungsverhältnisses zwischen dem internationalen Klima- und Wirtschaftsrecht. Auf einer Seite ist das Bestehen von Interessenkonflikten zwischen Klimarecht und, jeweils, Handels- und Investitionsrecht kaum zu bestreiten. Auf der anderen Seite bietet der Grundsatz der gegenseitigen Unterstützung, wonach ein internationales Rechtsregime (z.B. WTO-Recht) die Erreichung der Ziele eines anderen Regimes (z.B. Klimarecht) nicht frustrieren soll, eine mögliche Perspektive, um die Interaktion zwischen diesen Rechtsregimen zu betrachten. Vor diesem Hintergrund verdeutlicht Alessandro Monti den Anwendungsbereich des Grundsatzes der gegenseitigen Unterstützung im Kontext der Interaktion zwischen Klima-, Handels- und Investitionsrecht.