Als „historisches Event” apostrophierte Rektor Tilmann Märk in seiner Grußadresse den „ersten komplett virtuellen Frankreich-Tag in der 19-jährigen Geschichte des Innsbrucker Frankreich-Schwerpunkts“. Dieser fand sehr hochkarätig besetzt statt: War doch niemand Geringerer als der Botschafter der Republik Frankreich in Österreich, S.E. Gilles Pécout, aus diesem Anlass eigens (natürlich virtuell) nach Innsbruck gekommen, begleitet von Kulturrat Jacques-Pierre Gougeon und Wissenschaftsattachee Johannes Caliskan, um den vier Frankreich-PreisträgerInnen persönlich zu dieser Auszeichnung zu gratulieren. Eingeladen hatten der Rektor der Universität Innsbruck, Prof. Tilmann Märk, und die Leiterin des „Pôle interdisciplinaire d’études françaises“, Prof. Eva Lavric; die MitarbeiterInnen des Frankreich-Schwerpunkts, Romana Agreiter und Ludovic Milot, hatten das Unmögliche möglich gemacht, um für die tüchtigen Nachwuchs-WissenschaftlerInnen im virtuellen Raum eine würdige Preisverleihung auszurichten.
Sowohl der Rektor als auch der Botschafter betonten in ihren Ansprachen die Bedeutung der Wissenschaftskooperation zwischen Frankreich und der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und die Interdisziplinarität der Kooperation, die sämtliche an der Uni Innsbruck vertretenen Fächer umfasst. Eva Lavric hatte wie jedes Jahr eine zweisprachige Rede vorbereitet, in der sie eine originelle Metapher weiterspann: Diesmal verglich sie den Frankreich-Schwerpunkt mit einem Eichkätzchen, einem Tier, das seinen Winterschlaf immer wieder unterbricht, um durch den Wald zu springen und die im Herbst vorsorglich vergrabenen Nüsse zu suchen. So sei auch der Frankreich-Schwerpunkt – trotz der Unterbrechung der Reisetätigkeit – sehr aktiv im Sinne der Kooperation; die Nüsse könnten für das Netz an Projekten und ProjektpartnerInnen stehen, die den wissenschaftlichen Austausch weiterhin pflegen. „Und der buschige Schweif des Eichkätzchens, sein ganzer Stolz, das sind“, so Lavric, „Veranstaltungen wie die heutige, die die Universität mit einem breiteren Publikum verbinden; am Frankreich-Tag sind es ganz besonders unsere Preisträgerinnen und Preisträger, die die Kooperationen mit Frankreich in die nächste Generation tragen.“
Vier Preisträger*innen geehrt
Geehrt wurden vier Diplom-/Masterarbeiten, die entweder in Kooperation mit Frankreich entstanden waren oder thematisch einen starken Frankreich-Bezug aufwiesen; die PreisträgerInnen stellten ihre Arbeiten gekonnt in französischer Sprache vor:
- Matthias Tonnel (Institut für Infrastruktur) erhielt den Preis für seine Masterarbeit “Buoyant energy quarters: Preliminary study”, die sich mit Eigenschaften von speziell konstruierten bewohnten Offshore-Plattformen auseinandersetzt, die auf Wassertanks gebaut sind, in denen alternative Energie gespeichert werden kann. (Die Laudatio hielt Prof. Robert Klar.)
- Ricarda Hofer (Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie) wurde für ihre Masterarbeit „Burgundische, französische und habsburgische Perspektiven auf Maria von Burgund – ein Spektrum von Rollenzuschreibungen in Quellen & Literatur unter gendertheoretischem Blick“ ausgezeichnet; sie wollte Maria von Burgund jenseits des Klischees der liebenden Braut als autonome Akteurin der europäischen Politik zeigen. (Die Laudatio von Prof. Christina Antenhofer wurde von Dr. Barbara Tasser vorgetragen.)
- Timo Kopf (Institut für Infrastruktur) hatte in seiner Masterarbeit “Behavior of chalk – steel interfaces under constant normal stiffness shear conditions” Experimente und Berechnungen zur Verankerung und Stabilität von Windparks auf dem schwierigen Kreide-Boden des Ärmelkanals durchgeführt. (Laudator war Prof. Wolfgang Fellin.)
- Simona Ploner (Institut für Romanistik) bekam den Frankreich-Preis für die Diplomarbeit “« Ce nous avons plus langues il est plus intéressant. » – Comment le répertoire linguistique des élèves de français ladins au Tyrol du Sud intervient dans un exercice de rédaction en groupe“, in der sie untersuchte, wie eine Gruppe von sechs(!)-sprachigen Südtiroler SchülerInnen ihre verschiedenen Sprachkompetenzen bei einer französischen Schreibaufgabe einsetzt. (Für sie hielt Prof. Eva Lavric die Laudatio.)
Nachdem die Zertifikate für den Frankreich-Preis vor die Kamera gehalten worden und alle Beteiligten lächelnd und klatschend zum Gruppenfoto in Form eines Screenshots zusammengekommen waren, beendete Prof. Eva Lavric die Veranstaltung mit der üblichen Aufforderung, das Buffet sei eröffnet … Leider handelte es sich diesmal nur um ein virtuelles Buffet in Form eines sehr verlockenden Fotos. Aber der französische Botschafter ließ es sich nicht nehmen, in der Hoffnung, dass bis zum Sommer bessere Zeiten ausgebrochen wären, sämtliche Beteiligten zum Nationalfeiertag am 14. Juli 2021 in die französische Botschaft einzuladen – diesmal zu einem richtigen Buffet!
(Eva Lavric)