Blick auf den Taschachferner
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Pilotprojektes auf dem Taschachhaus im Pitztal werden ab Winter 2020/21 fünf weitere Alpenvereinshütten in die Forschungsarbeiten integriert.

For­schung zu Alpen­vereins­hütten aus­gebaut

Die Sektion München des Deutschen Alpenvereins und die Universität Innsbruck bauen ihre gemeinsame Forschungsarbeit zum nachhaltigen Betrieb von Alpenvereinshütten weiter aus. Ein Pilotprojekt am Taschachhaus im Pitztal wurde nun beendet, fünf weitere Hütten stehen bis Mitte 2022 im Fokus. Die Forschung wird durch das EU-Programm INTERREG Bayern-Österreich gefördert.

Die Sektion München des Deutschen Alpenvereins e. V. und das Institut für Geographie der Universität Innsbruck weiten ihre bisherigen gemeinsamen Forschungen zum nachhaltigen Betrieb von Alpenvereinshütten aus. Nach dem erfolgreichen Abschluss eines knapp zweieinhalbjährigen Pilotprojektes auf dem Taschachhaus im Pitztal werden geplant ab dem Beginn der Wintersaison 2020/21 fünf weitere Alpenvereinshütten in die entsprechenden Forschungsarbeiten integriert. Thomas Urban, Geschäftsführer der Sektion München, erklärt die Perspektive des Projekts: „Wir setzen uns für eine intelligente, nachhaltige Entwicklung unserer Alpenvereinshütten ein. Unsere Vision ist ein Konzept, das von weiteren alpinen Verbänden und Alpenvereins-Sektionen an deren alpinen Hüttenstandorten angewendet werden kann. Wir wollen so einen Standard schaffen, der sich im gesamten Alpenraum umsetzen lässt – und für mehr Nachhaltigkeit im Betrieb von Hütten sorgt. Dieser Standard soll auch impulsgebend für die Infrastruktur in den Tallagen sein. Denn was in der Höhe funktioniert, funktioniert erst recht auch im Tal.“

Nachhaltigkeit im Mittelpunkt

Auch Martin Coy, Leiter des Instituts für Geographie an der Universität Innsbruck, betont den Lerneffekt für alle Beteiligten: „Für das Institut und dessen Arbeitsgruppe ist das Thema Nachhaltigkeit einer der zentralen Forschungsgegenstände. Dabei sind Praxispartner, wie beispielsweise die Sektion München und die Hüttenpächter*innen sehr wichtig. Der Wissenschafts-Praxis-Dialog ist für beide Seiten sehr wichtig, um gemeinsam die nachhaltige Entwicklung im Alpinen Raum zu gestalten.“ Eine entsprechende finanzielle Förderung durch das EU-Programm INTERREG Bayern – Österreich ermöglicht es den Projektpartnern, in den kommenden drei Jahren die bestehenden Ergebnisse fundiert weiterzuentwickeln. Unter dem Titel „Alpine Nachhaltigkeit auf Hütten (ANAH)“ werden hierbei die Münchner Sektionshütten Albert-Link-Hütte (Spitzing), Höllentalangerhütte, Reintalangerhütte (beide Wetterstein) und Watzmannhaus (Nationalpark Berchtesgaden) sowie die Franz-Senn-Hütte der ÖAV-Sektion Innsbruck (Stubai) bis Mitte 2022 mit Hilfe eines Indikatoren-Verfahrens untersucht, das im Pilotprojekt auf dem Taschachhaus entwickelt wurde. Die Geographin Jutta Kister leitet das ANAH-Projekt an der Universität Innsbruck: „Im Zentrum unserer Forschungen steht ein integratives Nachhaltigkeitsverständnis, das sowohl die Gebäudestruktur, den Hüttenbetrieb und die Bergsportler*innen in ökologischer, ökonomischer und sozialer Dimension einbezieht.“ Roman Ossner, ANAH-Projektleiter bei der Sektion München, beschreibt die Perspektive des Alpenvereins: „Wir müssen auch innerhalb des Alpenvereins ein neues Denken anstoßen. Unsere Hütten sind nicht nur ein Kernelement unseres Vereins, sondern auch wesentliche Akteure eines nachhaltigen Wirtschaftsdenkens. Von diesem Wissen müssen wir zum Handeln kommen. Es geht darum, unseren laufenden Hüttenbetrieb zu reflektieren und auf künftige Herausforderungen auszurichten.“ 

Innovation und Netzwerke

Ein weiterer Fokus der Forschungen wird die nachhaltige Entwicklung betrieblicher Strukturen im alpinen Raum durch innovative Konzepte und grenzüberschreitende Netzwerke sein, wie Jutta Kister verdeutlicht: „Es geht um die innovative Vernetzung von bestehenden Strukturen. Von Alpenverein, Universität und regionalen Stakeholdern – wie Tourismusverbänden oder Gebietsbetreuern - sowie Zuliefer- und Dienstleistungsunternehmen und öffentlichen Einrichtungen.“ Im Unterschied zu ANAH und dem Vorgängerprojekt auf dem Taschachhaus fokussierten sich bisherige Studien überwiegend auf eine isolierte Betrachtungsweise, wie Energiesparmaßnahmen oder Gebäudesanierungen. Roman Ossner: „Unsere neuen Forschungen erweitern den Untersuchungsrahmen und fügen den Menschen und sein Verhalten als Faktor hinzu. Es werden neben ökonomischen somit auch wesentliche soziale und ökologische Aspekte betrachtet - sowie mit quantitativen und qualitativen Methoden analysiert.“

(Sektion Münschen des Deutschen Alpenvereins e.V./red)

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