Medientag 2019
Unter dem Titel „Youtube, Twitch und Netflix: Jugendliche Mediennutzung als Herausforderung für den Qualitätsjournalismus“ diskutierten die Teilnehmer*innen das Mediennutzungsverhalten Jugendlicher und die daraus entstehenden Herausforderungen für den Qualitätsjournalismus.

„Wer ist die Jugend und was sind die Medien?“

Das veränderte Medien­nutzungs­verhalten, insbesondere Jugend­licher, stellt den Qualitäts­journalismus vor eine Herausforderung. Wie können klassische Medien neben Social Media und Streaming­diensten bestehen? Diese Frage beschäftigte die Referent*innen am Medientag 2019.

Zum 15. Mal lud das Interfakultäre Forum Innsbruck Mediastudies zum Medientag an die Universität Innsbruck. Dieses Jahr stand die veränderte Mediennutzung junger Menschen und die daraus entstehenden Herausforderungen für den Qualitätsjournalismus im Zentrum.

Jugendliche verbringen sehr viel Zeit mit ihren Smartphones und anderen elektronischen Geräten. Dabei interagieren sie auf unterschiedlichsten Medienplattformen und folgen Influencer*innen oder interessanten Themen. Immer öfter treffen sie auf Social-Media-Seiten aber auch auf Angebote von unterschiedlichen Zeitungsmedien, die versuchen das junge Publikum auch auf Instagram und Co. zu erreichen. Gleich zu Beginn stellt Hermann Petz, CEO der Moser-Holding, die entscheidende Frage: „Wer ist die Jugend und was sind die Medien?“

Auch Theo Hug, Sprecher des Interfakultären Medienforums, ermahnt in seiner Begrüßung: „Wenn wir uns fragen, wo und wie Jugendliche Informationen zu gesellschaftlich und politisch relevanten Themen recherchieren, dann tun wir gut daran, nicht nur jugend-, sondern auch medienkulturelle Nutzungszusammenhänge im Plural zu denken.“ Dem pflichtet Bernhard Heinzlmaier bei, er betont: „Es gibt nicht die eine Jugend“. Was die junge Gesellschaft allerdings gemeinsam habe, sei das Gefühl, in einer Abstiegsgesellschaft zu leben, in der sie sich ständig selbst bewähren und beweisen müssen. Ein immer größer werdender Teil der unter 30-jährigen sucht nach Halt im Leben.

Es gibt viele Studien zur Mediennutzung Jugendlicher. Sie alle zeigen, dass Jugendliche insbesondere Instagram und WhatsApp nutzen, Facebook immer mehr an Bedeutung verliert und Snapchat besonders für jüngere Teenager wichtig scheint. Jugendliche lassen sich Nachrichten gerne auf Facebook oder Instagram vorschlagen und greifen zu Printzeitungen, wenn diese gerade vorhanden sind. Alexandra Föderl-Schmid schlägt statt dem Begriff „generation newsless“ „generation comfort“ vor.

Aber was bedeutet das nun für den Qualitätsjournalismus?

Heinzlmaier plädiert für qualitative Analysen der Mediennutzung. Wichtig sei weniger, welche Plattformen Jugendliche nutzen, als vielmehr, wie sie diese Plattformen nutzen und was sie dort tun. Immer mehr Bedeutung gewinne hier das Bild und die visuelle Kommunikation, die sich grundlegend von der argumentierenden Logik der Textkommunikation unterscheidet und viel stärker intuitiv verstanden wird.

Alexandra Föderl-Schmid spricht neue Formate wie „jetzt“, „bento“ und „ze.tt“ an, die versuchen, neue Wege zu gehen, um ein jüngeres Publikum zu erreichen. „Ich möchte eine Lanze brechen für diejenigen, die das machen. Denn sie müssen diese Dinge ausprobieren und das sind Spielwiesen, die das ermöglichen und auch neue Formate, wie beispielsweise die WhatsApp-Kolumne von jetzt.de, sind etwas, was in der Form bisher nicht ausprobiert worden ist und was gut funktioniert.“

In diesen neuen Formaten spielen neben visuellem Journalismus, der verstärkt auf Grafiken und Bilder setzt, auch Podcasts und Soziale Medien eine Rolle. Fernsehsendungen sind auf Instagram vertreten und Boulevardzeitungen bespielen Snapchat.  

Wie könnte der Journalismus der Zukunft aussehen?

Clemens Pig, CEO der Austria Presse Agentur, betont, dass sich auch Erwachsene verstärkt auf Sozialen Medien und Streamingdiensten informieren, stellt aber fest: „Der Unterschied ist nur, dass wir als mittlere oder ältere Generation anders sozialisiert sind und auch den klassischen Medienkonsum kennen und aktiv betreiben.“

In Zukunft wird, so Heinzlmaier, die Suche nach „Stimulation“ eine noch viel stärkere Rolle spielen. In einer Kultur der „Hyper attention“ wechseln junge Menschen, aber auch Erwachsene, zwischen unterschiedlichen Aufgaben und nutzen Medien simultan: „Die Leute sitzen vor dem Fernseher und haben das Handy in der Hand, oder ein Tablet. Es wird parallel immer etwas anderes gemacht.“

Auch Bernhard Fügenschuh, Vizerektor der Universität, sieht die Thematik als eine „Herausforderung für uns gesamthaft als Gesellschaft. Mediennutzung allgemein muss hier mitbetrachtet werden und die Herausforderungen, die sich daraus ergeben.“

 

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