Tagung Erinnern und Übersetzen
Die beiden Keynote-Sprecherinnen Lucy Bond (Mitte links) und Susan Bassnett (Mitte rechts) mit den Organisatorinnen der Tagung Désirée Schyns und Claudia Jünke.

Erin­nern und Über­setzen

Am 10. und 11. Oktober 2019 fand in der Claudiana die internationale Tagung Translating Cultural Memory in Fiction and Testimony – Memory Studies and Translation Studies in Dialogue statt, die von Claudia Jünke (Institut für Romanistik) und Désirée Schyns (Universität Gent) organisiert wurde.

WissenschaftlerInnen von Universitäten aus neun Ländern (Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada, Österreich, Polen, Portugal) kamen zusammen, um die produktiven Schnittstellen und Konvergenzen zwischen literatur- und kulturwissenschaftlicher Gedächtnisforschung einerseits und Übersetzungsforschung andererseits auszuloten. Den Auftakt bildete ein moderierter Dialog zwischen den beiden Keynote-Sprecherinnen Susan Bassnett (Universität Warwick) und Lucy Bond (Universität Westminster), in dem es um die Rolle der Erinnerung in der Beschäftigung mit Übersetzungen und um die Bedeutung der Übersetzung in der Erforschung von kulturellen Erinnerungsprozessen ging. Dabei setzte sich die Tagung unter anderem zum Ziel, den engen Begriff der Übersetzung im Sinne einer Übertragung von Texten aus einer Ausgangs- in eine Zielsprache mit einem weiteren Verständnis von Übersetzung als Transferprozess zwischen Kulturen, Nationen, Medien und akademischen Disziplinen zu verkoppeln. Die Vorträge befassten sich mit einer Vielzahl von Phänomenen und kulturellen Artefakten, in denen es um Erinnerungen an von Gewalt geprägte Vergangenheiten ging. So gab es etwa Beiträge zur Darstellung und Übersetzung von Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und die Shoah, den Genozid in Ruanda und die Diktaturen Lateinamerikas in Literatur und Zeitzeugentexten, zur Rolle des Übersetzers als Zeuge ‚zweiten Grades‘, zur Verbindung von Erinnerung und Selbstübersetzung, zu intermedialen Aspekten wie dem Bild-Text-Transfer im Medium der Graphic Novel, zur Rolle von Paratexten in Übersetzungen sowie zu translatorischen Aspekten in den Poetiken von Autorinnen und Autoren unterschiedlicher Kultur- und Sprachräume. Neben den Vorträgen war Zeit für umfangreiche Diskussionen, in denen die vielfältigen Aspekte des Tagungsthemas erörtert und Perspektiven für zukünftige weiterführende Aktivitäten entwickelt wurden.

(Claudia Jünke)

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