Zuschauer beim Frankenburger Würfelspiel
Die Studierenden verfolgen die Premiere des ‚Frankenburger Würfelspiels‘.

Besuch des Frankenburger Würfelspiels

Am Freitag, den 26. Juli 2019, besuchten Studierende des Instituts für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie die diesjährige Premiere des ‚Frankenburger Würfelspiels‘ im oberösterreichischen Hausruckviertel.

Alle zwei Jahre wird das historische Drama als Reenactment inszeniert. Auf einer der größten Freilichtbühnen Europas hat dieses Schauspiel ein schauriges Ereignis aus der Epoche des Dreißigjährigen Krieges zum Inhalt. Im Jahre 1625 ließ der Statthalter im Land ob der Enns – wie der korrekte historische Begriff lautet – Adam Graf von Herberstorff, nach einem Aufstand 38 Bauern aus dieser Region am Haushamerfeld um ihr Leben würfeln. 17 Männer wurden schließlich vor Ort und an den Kirchtürmen der umliegenden Dörfer gehängt. Diese Episode des Dreißigjährigen Krieges ging als ‚Frankenburger Würfelspiel‘ in die Geschichte ein.

Das Land ob der Enns war damals von den Habsburgern an Bayern verpfändet. Die bayerische Besatzungspolitik und die gegenreformatorischen Maßnahmen trieben das Land in den Aufstand. Bereits seit 1925 wird das historische Stück, unweit des Originalschauplatzes, nun in Frankenburg alle zwei Jahre mit hunderten Laiendarstellern aufgeführt. Den Studierenden eröffnete sich mit dem Besuch der Aufführung und in Gesprächen mit dem Regisseur Hans Gebetsberger die Möglichkeit des Einblicks in breitenwirksam dargestellte Geschichte. Die farbenprächtige Inszenierung unter freiem Himmel, bei schönem Wetter mit annähernd eintausend Besuchern begeisterte die ZuschauerInnen und bot für die Exkursionsgruppe viel Stoff zur Diskussion über die Darstellungsform und Interpretation eines historischen Stoffes.

Neben dem Premierenbesuch in Frankenburg besichtigte die Studentengruppe unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Kurt Scharr, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, und Priv.-Doz. Dr. Robert Rebitsch, projekt.service.büro, Denkmäler des Bauernkrieges von 1626, das Evangelische Museum in Rutzenmoos und andere wichtige historische Stätten wie Kremsmünster und Altmünster, in dessen Kirche sich das Grabmal von Graf Herberstorff befindet. Im Anschluss an das im Sommersemester durchgeführte Seminar „Obrigkeit und bäuerlicher Widerstand“ konnten so Zeugnisse der Erinnerungskultur an einen der größten Bauernaufstände in Österreich nicht nur besichtigt sondern auch intensiv vor Ort diskutiert werden. Während in Tirol der Bauernaufstand von 1525 kaum präsent ist, hat der ‚Bauernkrieg‘ in Oberösterreich einen reichen Niederschlag auch in der kollektiven Erinnerung der Bevölkerung hinterlassen. Mit profunden Vorträgen der Studierenden an den Originalschauplätzen konnte das im Seminar erarbeitete Wissen erfolgreich vertieft werden.

(Robert Rebitsch, Kurt Scharr)

Der sogenannte Bauernhügel von Pinsdorf, in dessen Nähe eine der letzten Schlachten des Krieges zwischen kaiserlichen Söldnern und Bauern stattgefunden hat, ist einer von vielen Erinnerungsorten im ehemaligen Land ob der Enns.

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